Eine Depression kann viele Ursachen haben. Chronischer Stress, Schicksalsschläge oder eine persönliche Lebenskrise – all das kann einen Menschen so sehr niederdrücken, dass er depressiv wird. Wie schwerwiegend eine depressive Phase sein kann und wie lang sie andauert, hängt ebenfalls von vielen Faktoren ab.
Eines steht jedoch fest: Eine Depression kann das Leben der Betroffenen aus den Angeln heben. Die Twitter-Nutzerin „Emily“ hat in einer Reihe von Tweets – einem Twitter-Thread – beschrieben, was diese Erkrankung so schrecklich macht und damit viel Anklang gefunden:
1. „Völlige geistige Erschöpfung, weil man ständig mit seinem Verstand kämpft. Das führt mitunter zu Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, chronischer Müdigkeit, Kontaktarmut, Schlaflosigkeit, erhöhter Schmerzempfindlichkeit und zur Unfähigkeit, Termine einzuhalten.“
2. „Abkopplung. Man fühlt sich, als würde man wie ein Geist durchs Leben gehen. Um einen herum passiert dies und das, aber es fühlt sich nicht echt an. Als ob man von seinem Körper losgelöst wäre und man sich selbst von außen beobachten würde. Man fühlt sich abgekoppelt und taub. Nichts scheint echt zu sein.“
3. „Allein der Gedanke an ein normales Leben scheint unmöglich. Es kostet schon eine große körperliche und geistige Anstrengung, den Alltag zu überstehen. Morgens aufzuwachen und festzustellen, dass ein neuer Tag bevorsteht, bricht einem jedes Mal das Genick.“
4. „Man entwickelt Gewohnheiten, die nicht augenblicklich, aber langfristig selbstzerstörerisch sein können. Beispielsweise, wenn man zu viel und zu oft trinkt. Wenn man sich in gefährliche Situationen begibt, also zum Beispiel ungeschützten Sex hat, sein Geld verprasst oder sprunghaft Entscheidungen trifft.“
5. „Die körperlichen Auswirkungen einer Depression: Magenschmerzen, pochende Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Ausbleiben der Periode, Verstopfung, Schlaflosigkeit, Dauererschöpfung, Übelkeit, Gewichtszunahme oder -abnahme. Überall am Körper tut es weh.“
6. „Man schämt sich gewaltig, weil man den Eindruck hat, dass man von seinen Mitmenschen in eine Schublade gesteckt wird. Weil man nicht mehr alles erledigen kann, was normalerweise kein Problem wäre. Sei es eine gute Körperhygiene oder ein sauberes Umfeld. Man fühlt sich wie ein Versager.“
7. „Man kann sich irgendwie auf nichts konzentrieren. Man liegt daher nur im Bett oder klickt sich durch Social-Media, weil man sich nicht konzentrieren kann. All das, damit die Stunden möglichst schnell vergehen und der Tag endet.“
8. „Schuldgefühle. Vielleicht, weil es einem schwerfällt, die Forderungen oder Erwartungen anderer zu erfüllen. Man fühlt sich schlecht, weil man den Eindruck hat, seine Mitmenschen im Stich zu lassen. Weil man Verabredungen platzen lässt oder seine Versprechen nicht einhalten kann.“
9. „Man hat das Gefühl, so tun zu müssen, als ob alles in Ordnung wäre. Sich nett anziehen, die Haare machen, schminken, ausgehen, lächeln und vorgeben, als wäre alles in Ordnung. Wenn jemand fragt, wie es einem gehe, sagt man: ‘Mir geht es gut’.“
10. „Immer zu wissen, dass man ständig in dieser Stimmung ist, aber es nicht ändern kann. Man weiß, was einem helfen könnte, aber man hat nicht die Energie, es zu tun.“
11. „Man ist sogar unfähig, auch nur einen Gedanken über die Zukunft zuzulassen, geschweige denn, irgendwas zu planen. Vielleicht lebt man schon jetzt in der Zukunft, von der man nicht angenommen hatte, dass man sie überhaupt erlebt. Dadurch fühlt sich alles so unwirklich an. Vielleicht erwartet man, dass man nicht noch einen Tag übersteht, weshalb Vorausplanung nicht möglich ist.“
12. „Das Zimmer/Haus vermüllt zusehends, weil man nicht mehr die Energie dazu hat, das Bett zu machen oder die Mülleimer zu leeren.“
13. „Man ist auf sich selbst sauer, weil man weiß, dass man seine wertvolle Zeit verschwendet. Man möchte alles ändern, aber man schafft es nicht. Man kann es seinen Mitmenschen nicht erklärlich machen, wie man sich genau fühlt. Man fühlt sich, als ob jeglicher Fortschritt verlorengegangen wäre.“
Allein in Deutschland leiden über 5 Millionen Menschen an behandlungsbedürftigen Depressionen. Die Tatsache, dass diese schwerwiegende psychische Erkrankung eben kein erkennbares Gesicht hat, trägt dazu bei, dass eine Depression oft als Krankheit gar nicht ernst genommen oder sogar als selbstverschuldete Schwäche abgetan wird.
Damit Betroffene sich trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen (z.B. in Form von Psychotherapie und Medikamenten), ist es umso wichtiger, das Stigma und Tabu, das mit dem Thema einhergeht, zu brechen. Auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe findet man eine Auflistung von Krisendiensten und Beratungsstellen.