Älteste siamesische Zwillinge der Welt gestorben: 68 Jahre lebten sie rund um die Uhr zusammen

08.07.2020 18:26

Ronnie und Donnie Galyon waren zwischen Brustbein und Leiste zusammengewachsen. Die Brüder gingen als älteste siamesische Zwillinge der Welt in die Geschichte ein. Nun sind sie im Alter von 68 Jahren gestorben.

Die Geburt von Ronnie und Donnie Galyon am 28. Oktober 1951 war in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung. Ihre Eltern Wesley und Eileen Galyon hatten statt mit Zwillingen eigentlich mit nur einem Kind gerechnet. Die Brüder wurden zudem als siamesische Zwillinge geboren – sie waren zwischen Brustbein und Leiste zusammengewachsen und teilten sich die Organe. Damals war noch nicht abzusehen, dass Ronnie und Donnie eines Tages Geschichte schreiben würden.

Am 4. Juli ist das Brüderpaar, das in Beavercreek im US-Bundesstaat Ohio lebte, im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus verstorben. Die Autopsie ergab, dass sie eines natürlichen Todes starben. Ronnie und Donnie Galyon werden seit 2014 im Guinnessbuch der Rekorde als älteste siamesische Zwillinge der Geschichte geführt. 

Der Vater führte die siamesischen Zwillinge auf Jahrmärkten vor

Dieser Rekord bedeutete den Zwillingen eine Menge, erzählte Ronnie Galyon damals: "Donnie und ich haben davon geträumt, seit wir Kinder waren." Ihr Vater, der noch sieben weitere Kinder zu versorgen hatte, führte die Jungs auf Jahrmärkten als Attraktion vor. "Das war unser einziges Einkommen. Sie waren die Ernährer", erinnert sich der elf Jahre jüngere Bruder Jim. Als Erwachsene nahmen Ronnie und Donnie außerdem an Reality-Shows im Fernsehen teil.

Die ersten zwei Jahre ihres Lebens verbrachten die Brüder im Krankenhaus, in dieser Zeit suchten die Ärzte nach einem Weg, sie zu trennen. Doch die Mediziner konnten nicht garantieren, dass beide die Operation überleben würden, deshalb lehnten die Eltern ab. Ronnie und Donnie Galyon verbrachten so jede Sekunde ihres Leben zusammen. Kein Wunder, dass es da auch regelmäßig krachte. "Das ist verständlich, wenn man jemanden genau vor sich hat, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ein Jahr nach dem anderen", sagte ihr Bruder Jim der Zeitung "Grand Rapids News" 2014. Im Erwachsenenalter hätten sie zumindest aufgehört, sich zu prügeln.

Als Kinder durften sie nicht in die Schule

Von den Menschen um sie herum bekamen die Zwillinge sehr unterschiedliche Reaktionen auf ihr ungewöhnliches Aussehen. Lange mussten sie als Analphabeten leben, weil sie im Kindesalter nicht zur Schule zugelassen würden. Die Begründung: Sie seien eine Ablenkung für die anderen Schüler. "Man sieht die wärmsten Herzen und die kältesten – und alles dazwischen", fasste Jim Galyon das Verhalten der Mitmenschen zusammen. Vor allem mit Kindern hatten die Zwillinge einige kuriose Erfahrungen. "Wie bist du so geworden?", habe ihn ein Mädchen einmal gefragt, erzählte Ronnie. "Schätzchen, ich bin so geboren", habe er daraufhin geantwortet. Immer wieder sei es aber auch vorgekommen, dass sich Leute öffentlich über sie lustig gemacht hätten.

Von gesundheitlichen Problemen blieben die Zwillinge weitestgehend verschont, 2009 erkrankte Ronnie jedoch an einer Lungeninfektion, die für beide lebensgefährlich wurde. Ihr Bruder Jim und seine Frau nahmen sie in ihrem Haus auf, um sie zu versorgen, zuvor hatten Ronnie und Donnie alleine in einem Apartment gelebt. 200 Freiwillige aus der Umgebung halfen damals dabei, das Haus des Bruders so umzugestalten, dass die siamesischen Zwillinge dort leben konnten. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens verbrachten sie dort.

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