Archäologen öffnen Bunker in Dortmund – und finden eine verfallene Kneipe

22.05.2023 13:16

Unter Dortmund verbirgt sich ein riesiges Bunkernetz. Archäologen haben dort eine alte Kneipe entdeckt, die jahrzehntelang niemand betreten hat.

Die Dortmunder Unterwelt verbirgt einige Geheimnisse: Unter der Stadt im Ruhrgebiet liegt eine Luftschutzanlage, die als die weltweit größte ihrer Art gilt. Zumindest ist sie die größte zivile Luftschutzstollenanlage Deutschlands. Seit 2021 wird der Stollen erforscht – und gibt dabei einige seiner Geheimnisse frei.

Im Kreuzviertel in der Dortmunder Innenstadt haben Stadtarchäologe Ingmar Luther und sein Team einen besonders interessanten Fund gemacht. Sie stießen auf eine unterirdische, stark verfallene Kneipe. Seit Jahrzehnten hatte niemand mehr die Räume betreten, der Eingang war mit einer Betonplatte versperrt. Die Wirtschaft war so beinahe in Vergessenheit geraten. Nur ein paar Ur-Dortmunder aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatten noch von dem Lokal erzählt, das damals "Zur Grotte" hieß.

Dortmund: Unterirdische Kneipe für immer verschlossen

"Wir hatten bislang nur die Erzählungen von Zeitzeug:innen vorliegen und ein paar sehr alte Pläne. Deshalb waren wir enorm gespannt, was uns da unten erwarten würde", erzählte Luther. Unter der Erde stießen er und seine Mitarbeiter:innen auf alte Flaschen, kaputte Möbel und Küchengeräte. Auch ausgeblichene Speisekarten wurden gefunden. Offenbar konnten die Gäste nach dem Krieg in der Kneipe nicht nur Bier, sondern auch Eis bestellen. An den Wänden sind noch Inschriften zu sehen.

"Es ist, als springt man in eine andere Zeit", so Ingmar Luther. "Wir wussten, dass irgendein Schankbetrieb hier unten stattgefunden haben soll. Aber dass es sich um eine Kneipe handelt, die auch noch richtig hergerichtet worden ist, überrascht uns wirklich." Da der Bunker verschlossen war, sei alles noch gut erhalten. Auch zeitlich lässt sich das Lokal einordnen: 1948 erhielt die Kneipe ihre Konzession. Damals war Dortmund noch stark zerbombt, es fehlte an oberirdischen Räumlichkeiten. 1971 lief die Zulassung ab. Danach dürfte die Kneipe sich selbst überlassen worden sein.

Besucher jeglicher Art wird die gemütliche Gastwirtschaft nicht mehr erleben: Nach der archäologischen Erkundung wurde der Zugang endgültig mit Beton zugegossen. Unter der Erde hat sich Methangas angesammelt, das lebensgefährlich werden kann.

 

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