Beliebte Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger - so erkennen Sie sie richtig

22.09.2020 14:41

Im Herbst ist Pilzsaison - und Wiesen-Champignons, Riesen-Bovisten und Pfifferlinge sprießen aus dem Boden. Einige Speisepilze haben jedoch giftige Doppelgänger. Wir stellen Ihnen fünf gefährliche Paarungen vor und geben Tipps, worauf Sie beim Pilze bestimmen achten sollten

Pilze bestimmen: Gewusst, wie

In Wäldern und auf Wiesen, in Parkanlagen und Gärten, ja sogar an Wegesrändern findet man sie: Pilze. Doch Vorsicht! Nicht alle Pilze sind harmlos. In der Nähe von beliebten Speisepilzen wachsen nicht selten giftige Doppelgänger.

Von den über 6000 Großpilzen in Mitteleuropa sind nur etwa 100 Arten essbar und sogar 150 giftig, und von diesen sind wiederum etwa 10 tödlich gifitg! Der Rest ist ungenießbar. Die genießbaren Speisepilze von ihren giftigen Doppelgänger zu unterscheiden, ist nicht immer leicht.

Allgemeingültige Regeln zum Unterscheiden zwischen Speisepilzen und Giftpilzen gibt es nicht. Während beim Bestimmen von Röhrenpilzen meist das Vergleichen von Bildern
ausreicht, so kann diese sorglose Herangehensweise bei Lamellenpilzen im schlimmsten Fall tödlich enden.

Daher lohnt es sich, bei jedem Pilz ganz genau hinzuschauen: Wir stellen Ihnen fünf beliebte Speisepilze und ihre gefährlichen Doppelgänger vor.

Speisepilz: Der Pfifferling

Der Echte Pfifferling, wissenschaftlich Cantharellus cibarius, ist zweifelsfrei der bekannteste Vertreter unter den Speisepilzen. Der Pilz hat einen aromatischen Geruch und einen mild pfefferigen Geschmack. Pilzsammler finden ihn auf moosreichen Böden in Laub- und Nadelwäldern.

In Form und Farbe können Pifferlinge recht unterschiedlich aussehen. So sind Pfifferlinge, die schattig und zwischen Moos wachsen, oft blassweißlich-gelb, während andere Exemplare kräftig goldgelb gefärbt sind. Der Hut hat eine stumpfe Oberfläche und ist meist wellig verbogen. Typisch für den Pfifferling sind zudem die mehrfach gegabelten und weit am vollfleischigen Stiel herablaufenden Leisten sowie der pfefferartige Geruch.

Doppelgänger: Falscher Pfifferling

Wie der Name "Falscher Pfifferling" bereits verrät, ist dieser Pilz dem Pfifferling oft zum Verwechseln ähnlich  - allerdings ohne dessen aromatischen Geschmack und Geruch. Der Hut ist recht dünnfleischig und die Lamellen sind regelmäßiger gegabelt, was zu seinem weiteren Namen "Gabelblättling" geführt hat.

Werden große Mengen des Falschen Pfifferlings, wissenschaftlich Hygrophoropsis aurantiaca, verzehrt, kann der Pilz Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen. Ein einzelner, versehentlich dazwischen gelandeter Pilz ist aber unschädlich.

Doppelgänger: Spitzgebuckelter Raukopf

Sehr junge Pilze können kleinen Pfifferlingen ähneln - so auch dieser Doppelgänger des Pfifferlings. Den Spitzgebuckelten Raukopf sollten Pilzsammler auf jeden Fall kennen, da eine Verwechslung durch die lange Latenzzeit von bis zu zwei Wochen besonders gefährlich ist. Der Pilz ist tödlich giftig – sein Gift zerstört die Leber und die Nieren.

Typisch für den Giftpilz sind der leuchtend orangebraun gefärbte Hut mit der feinfilzigen Oberfläche und dem meist spitzen Buckel. Die Lamellen stehen etwas entfernt und sind breit angewachsen. Der Spitzgebuckelte Raukopf, wissenschaftlich Cortinarius speciosissimus, wächst im Nadelwald auf sauren Böden.

Speisepilz: Flockenstieliger Hexenröhrling

Auch wenn er abschreckende Name es zuerst anders vermuten lässt, ist der Flockenstielige Hexenröhrling ein ausgezeichneter Speisepilz. Der Hexenröhrling, wissenschaftlich Boletus erythropus, wächst auf sauren Böden in Symbiose mit Rotbuchen, Eichen oder Fichten und teilt sich denselben Standort oft mit dem Steinpilz.

Seine braune, wildlederartige Hutoberfläche hat ihm auch den Namen "Schusterpilz" eingebracht. Typisch für den Hexenröhrling sind zudem die roten Röhren, der rote Stiel und das gelbe Fleisch, das sich beim Anschneiden sofort sehr stark blau verfärbt. Der Stiel ist fein geflockt und trägt kein Netzmuster.

Doppelgänger: Satans-Röhrling

Bis auf den hellen Hut ist der giftige Satans-Röhrling dem Flockenstieligen Hexen-Röhrling sehr ähnlich. Das Fleisch des Giftpilzes verfärbt sich auf Druck und im Anschnitt nur schwach blau. Es schmeckt mild, sodass eine Geschmacksprobe wie bei anderen ähnlichen Pilzen, zum Beispiel dem Gallen- oder dem Schönfuß-Röhrling, nicht weiterhilft.

Besonders roh verursacht der Satans-Röhrling, wissenschaftlich Boletus satanas, heftige Magen-Darm-Probleme. Der Pilz wächst häufig unter Eichen und Buchen auf Kalkböden.

Speisepilz: Maipilz

Der Maipilz, wissenschaftlich Calocybe gambosa, wird auch "Mai-Ritterling" genannt und ist ein kräftiger, kompakter Speisepilz. Meist findet man ihn auf Rasenflächen in Laub- und Mischwäldern, jedoch auch in Parkanlagen und an Wegesrändern. Maipilze erscheinen jedes Jahr wieder am selben Standort, weshalb Pilzsammler sich diesen unbedingt merken sollten.

Die weißliche bis cremefarbene Hutoberfläche ist wildlederartig und der Stiel ohne Ring. Die weißen Lamellen sind meist ausgebuchtet angewachsen, das Sporenpulver ist ebenfalls weiß. Typisch für den Maipilz sind auch der mehlartige Geruch und der ganz eigene Geschmack.

Doppelgänger: Ziegelroter Risspilz

Der Ziegelrote Risspilz, wissenschaftlich ocybe erubescens, gehört zur Gruppe der hochgiftigen Pilze und sieht dem Maipilz ausgesprochen ähnlich. Sein Hut ist jedoch stärker kegelförmig, erst weißlich bis strohfarben, läuft aber im Alter und bei Verletzung ziegelrot an.

Dies kann man bei jungen Pilzen beobachten, deren Hüte einige Stunden liegen gelassen werden: Die Hüte verfärben sich dann vom Rand her ziegelrot. Ältere Hüte sind oft eingerissen, von dort beginnt auch die Verfärbung. Der Geruch des Ziegelroten Risspilzes ist jung obstartig, später dann süßlich und abgestanden, jedoch nie mehlartig. Das Sporenpulver des Giftpilzes ist erdbraun.

Speisepilz: Safran-Riesenschirmling

Seinen Namen verdankt der Safran-Riesenschirmling, wissenschaftlich Macrolepiota rachodes, seinem Fleisch, das bei Druck oder beim Anschneiden safranfarben anläuft. Safran-Riesenschirmlinge findet man in Nadel- und Mischwäldern, besondere Bodenansprüche haben sie nicht.

Typisch für den Speisepilz ist neben dem weißen bis cremefarbenen Fleisch, das bei Verletzung sofort rötlich anläuft, der verschiebbare Ring. Da er nicht fest mit dem Stiel verwachsen ist, lässt er sich vom Stiel lösen, ohne Stiel oder Ring zu zerstören. Der Stiel ist ungenattert, verfügt also über keine unregelmäßigen Zeichnungen oder horizontal verlaufende Bänder, und ist zur Basis hin knollig verdickt. Die Farbe der Hutschuppen kann recht unterschiedlich sein und reicht von cremebraun bis hin zu dunkelbraun.

Doppelgänger: Spitzschuppiger Schirmling

Der Spitzschuppige Schirmling sieht dem Safran-Riesenschirmling ziemlich ähnlich, ist jedoch leicht giftig und zudem ungenießbar. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist der stets angewachsene, niemals verschiebbare Ring.

Diese Art ist einer der größten und recht häufigen Vertreter der giftigen Schirmlinge. Sein Geruch ist eher unangenehm und säuerlich. Der Spitzschuppige Schirmling wächst in Laub- und Nabelwäldern sowie in Parkanlagen.

Speisepilz: Nebelgrauer Rötelritterling

Der Nebelgraue Rötelritterling erscheint als Folgezersetzer, lebt also von toten organischen Substanzen und bildet meist große Hexenringe in Laub- und Nadelwäldern. Wegen seiner nebelgrauen Färbung wird der Speisepilz auch "Nebelkappe" genannt. Der Hut ist grau bis graubraun, der Stiel ist ohne Ring und die Lamellen sind stehend gedrängt.

Ein gutes Merkmal für das Erkennen sind die Lamellen, die nicht fest mit dem Hutfleisch verwachsen sind. Typisch für den Speisepilz sind auch der süßlich mehlartige Geruch und Geschmack.

Hinweis: Bei manchen Menschen treten nach dem Verzehr dieses Pilzes Unverträglichkeiten auf, weshalb es ratsam ist, ihn vor der Zubereitung lange abzukochen und erstmal eine kleine Portion zu probieren.

Doppelgänger: Riesen-Rötling

Der Riesen-Rötling, wissenschaftlich Entoloma sinuatum, kann mit Speisepilzen wie dem Nebelgrauen Rötelritterling oder dem Maipilz (siehe oben) leicht verwechselt werden. Der Riesenrötling ist jedoch sehr giftig und verursacht schwere Magen-Darm-Beschwerden sowie Diarrhö. Diese Symptome zeigen sich in der Regel schnell nach dem Verzehr und halten mehrere Tage an.

Junge Riesen-Rötlinge haben bereits gelbliche Lamellen, die später eine lachsrosa Färbung annehmen. Sie sind auch nicht auf dem Hutfleisch verschiebbar, wie es beim Nebelgrauen Rötelritterling der Fall ist. Im Zweifelsfall hilft ein Sporenabdruck, denn das Sporenpulver ist rosabräunlich. Das helle Fleisch riecht unangenehm.

Der Riesen-Rötling ist zum Glück ein recht seltener Pilz, der vor allem in Laubwäldern auf Kalkböden gedeiht.

Quelle