Benita Cantieni ist erfolgreiche Journalistin und Autorin von insgesamt 27 Büchern. Mit Anfang 40 stieß sie zufällig auf die Körperforschung. Daraufhin entwickelte sie ihre eigene Trainingsmethode „CANTIENICA®– Körper in Evolution“. Im Interview mit unserer Redakteurin Irem spricht Benita Cantieni über ihre Geschichte und ihren Werdegang.
Sie waren als erfolgreiche Journalistin tätig, sind Buchautorin von 27 Büchern. Ebenfalls sind Sie erfolgreiche Körperforscherin, Ausbilderin und zugleich Entwicklerin von „CANTIENICA®– Körper in Evolution“. Wie sieht Ihr Erfolgsrezept aus?
Entstanden ist es ohne Absicht. Ich habe mich – zuerst nur für mich – auf den Weg gemacht und Möglichkeiten entdeckt, die mich aus meinen Schmerzuständen herausgebracht haben. Bei mir wurde eine mittelschwere Skoliose festgestellt, mit ziemlich allen Folgeschäden, die im Laufe der Jahre kamen.
Man wollte mir ein künstliches Hüftgelenk und ein künstliches Kiefergelenk einsetzen, dazu noch die Wirbelsäule versteifen. Da hörte ich mich sagen: Was soll ich mit künstlichen Gelenken, wenn ich mit den eigenen Knochen nicht zurechtkomme? Und da machte ich mich eben auf den Weg zur Körperforschung. Da ich Journalistin und damit eine Geschichtenerzählerin bin, habe ich 1997 meine Geschichte in einem Buch beschrieben. Danach kamen viele zu mir und sagten, sie möchten das lernen. Daraufhin habe ich Handbücher erstellt und Ausbildungsmodule kreiert. So ist das Ganze entstanden.
Wie schaffen Sie es, all diese Tätigkeiten zu vereinbaren?
Ich arbeite sehr gerne. Der kreative Teil meiner Arbeit ist unglaublich faszinierend. Auch die Pandemie-Jahre haben meine Kreativität beflügelt, ich habe in dieser Zeit die Methode digitalisiert, damit die Menschen auch während der Lockdowns trainieren konnten. In Zürich führen wir alle Kurse hybrid durch.
Ich habe auch ein tolles Team um mich. Ich habe Unterstützung für die administrativen Tätigkeiten, genauso wie für die Ausbildungen. Es gibt vier Master-Teacher und zwölf Senior-Teacher, die dazu befähigt sind, die Ausbildungen durchzuführen. Ich mache das also nicht alles allein. Zudem habe ich mich in den letzten zehn Jahren damit beschäftigt, wie sich das Konzept einfach und sicher vervielfältigen lässt.
Dabei sind Sie mit Anfang 40 zufällig auf die Körperforschung gestoßen. Als Sie Ihren Körper von nun an fragten, was Ihr Körper will und nicht, was ihm nicht guttut, hat sich Ihr Leben verändert. Inwiefern hat sich dadurch Ihr Leben verändert?
Vorher war alles auf außen bezogen, ich suchte die Heilung für meine Schmerzen im außen. Ich möchte ein einfaches Beispiel nennen: Ich habe jahrelang versucht, von außen herauszufinden, was gesund essen bedeutet. Ich habe Artikel gelesen, Bücher studiert und Kurse besucht. Da wurde mir gesagt, was alles gesund und gut für meinen Körper ist, doch mein Körper hat anders reagiert.
Ich habe beschlossen, das ganze Pseudowissen zu ignorieren und mich darauf zu konzentrieren, was meinem Körper guttut. Denn jeder Mensch ist einmalig. Von da an habe ich mich strikt monoton ernährt und beobachtet, wie es mir dadurch ergeht und habe von Zeit zu Zeit verschiedene Lebensmittel hinzugefügt, um meinen individuellen Ernährungsplan zu erstellen. Gesundes Essen ist nicht für jeden Menschen gleich gesund. Nüsse zum Beispiel gelten als das absolute Hirnfutter, doch mich machen Nüsse krank und sind eben nicht gesund für mich.
Das gleiche Prozedere habe ich bei meinen Knochen angewandt. Ich habe in der Haltung alles anders gemacht, als ich es gelernt hatte. Oft in Millimeterarbeit, und dann brachten diese klitzekleinen Unterschiede große Veränderungen. Ich bin heute gerade, schmerzfrei und 5 cm grösser als ich es mit 40 war. Das klingt etwas kompliziert. Doch mein Talent besteht darin, komplizierte Anatomie in einfache Bilder umzuwandeln, und das führte zum Erfolg meiner Methode. Die komplizierten Prinzipien werden in Bildern und Übungen einfach erklärt.
Können Sie die CANTIENICA-Methode in wenigen Worten beschreiben?
Sie geht von den Knochen aus. Zuerst werden immer die Knochen sortiert. Jede Übung, die wir machen, ist eine Ganzkörperübung. Wir fangen bei den Füßen an und arbeiten uns hoch, vom Boden weg. Wenn die Knochen perfekt ausgerichtet sind, sind automatisch alle Bänder, Faszien und Muskeln in Aktionsbereitschaft. Dieses Prinzip, alles mit allem zu vernetzen, ist manchen Menschen zu aufwendig. Viele wollen zum Beispiel nur die drei besten Übungen für den Beckenboden ausführen. Doch die gibt es eben nicht. Jede CANTIENICA-Übung beinhaltet das ganze Grundprogramm. Jede Übung ist nicht nur gut für den Beckenboden, sondern auch für das Zwerchfell oder für die Speiseröhre und vieles mehr. Das ist das Besondere der CANTIENICA-Methode.
Sie bieten auf Sinnsucher.de den Kurs “Gebrauchsanleitung für lebenslanges Körperglück“ an, in dem die CANTIENICA-Methode angewandt wird. Wem würden Sie Ihren Kurs denn empfehlen?
Jedem Menschen, der seinen Körper kennenlernen und wirklich artgerecht gebrauchen und warten möchte.
Ihr 60-minütiges Online-Programm verspricht so einiges: Mit der CANTIENICA-Methode können zum Beispiel Beschwerden gelindert werden, wie unter anderem Fehlhaltungen aller Art (Skoliose, Hohlkreuz, Beckenschiefstand, O-Beine, X-Beine) oder Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, Migränebeschwerden und vieles mehr. Was würden Sie denjenigen ans Herz legen, die sagen: „Solche Schmerzen oder Fehlhaltungen sind nicht heilbar“?
Ausprobieren. Erfahren. Bei Personen, die sich die Meinung gebildet haben, dass ihre Fehlhaltungen oder chronischen Schmerzen eine Strafe sind, ist es schwierig, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Doch die meisten, die CANTIENICA-Kurse besuchen, sind der Überzeugung, dass sie etwas gegen Fehlhaltungen und Schmerzen tun können und zumindest die Beschwerden lindern können. Und ich helfe diesen Personen dabei. Neugier allein würde reichen, um zu beginnen. Wer will, der kann. Früher wollte ich alle überzeugen, das möchte ich heute nicht mehr.
Das Trainingsprogramm kann überall, jederzeit und ganz ohne Hilfsmittel durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz hört man oft: „Ich habe einfach keine Zeit.“ Wie lässt sich das Trainingsprogramm Ihrer Meinung nach am besten in den Alltag integrieren?
Keine Zeit zu haben, ist fast immer eine faule Ausrede. Ein fitter, leistungsfähiger Körper spart mir über die Jahre viel Zeit. Ich brauche keine Operationen, keine Therapien, bin leistungsfähig und energiegeladen. Ich empfehle zweimal die Woche ein Vollprogramm. Es gibt auch Teilnehmer/innen, die das Programm nur einmal die Woche durchführen, mit absoluter Regelmäßigkeit und dabei enorme Fortschritte machen. Eigentlich verstehe ich den Geiz in der Wartung dieses Wunders, das mich lebt, nicht. Der Körper verdient Aufmerksamkeit und Achtsamkeit in allem, was ich mit ihm mache und was er mit mir macht. Mein Körper weiß, dass er von mir die Bewegung bekommt, die er braucht. So, wie ich ihn nähre, wenn er Hunger hat. Oder schlafen gehe, wenn ich müde bin. Außerdem bietet meine Methode für jeden und jede die ideale Grundlage: Bücher, Videos, Audios, online Lektionen, Lektionen live bei fast 400 Lizenznehmer/innen.
Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern zum Schluss etwas mit auf den Weg geben?
Etwas, was ich bisher noch nicht angesprochen habe, ist die Einmaligkeit. Jede Person sollte so lange suchen, bis sie gefunden hat, was ihr Spaß macht. Das Gleiche gilt natürlich auch für meine CANTIENICA-Methode. Wenn die Methode und die Übungen keinen Spaß machen, ist es nicht das Richtige für einen. Jeder von uns ist absolut einmalig und unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden, was uns Spaß macht. Es nützt nichts, sich zum Joggen oder zum Krafttraining zu zwingen. Dann sollte man zum Beispiel tanzen, Spazieren gehen, schwimmen oder surfen ausprobieren.
Dann entstehen die Ausreden wie „Ich habe keine Zeit oder kein Geld“ erst gar nicht. Es gibt viele Menschen, die sagen, dass sie ohne die CANTIENICA-Methode nicht leben können. Das freut mich sehr zu hören. Das Wichtigste ist – und das würde ich gerne weitergeben – man sollte mit dem Körper Freundschaft schließen und ihm zuhören. Wenn der Körper uns Schmerzen schickt, dann möchte er uns sagen, dass wir etwas falsch machen. Statt zur Schmerztablette zu greifen, sollte man versuchen, im Schmerz etwas zu ändern. Wir sollten mit dem Körper sprechen und seine Sprache erlernen. Der Körper ist nie mein Feind.