Das Internet ist voller Tipps und Tricks, die einem angeblich den Alltag erleichtern. Dass man solche Ratschläge aber immer kritisch hinterfragen sollte, zeigt der tragische Unfall, von dem eine britische Mutter kürzlich im Netz berichtete.
Warnung: Dieser Artikel enthält Bildmaterial, das auf manche Leser verstörend wirken könnte.
Chantelle Conway ist mit ihrer 18 Monate alten Tochter allein zu Hause – ihre Fünfjährige ist gerade in der Schule. Die 25-jährige Engländerin möchte sich einen schnellen Snack zubereiten und greift dafür zu einem Trick, den sie aus dem Internet kennt: Sie bringt Wasser in einem elektrischen Wasserkocher zum Kochen und gießt das brodelnde Wasser in einen Becher. Dann zerschlägt sie ein rohes Ei, gibt es in den Becher und erhitzt das Ganze 10 Sekunden auf der höchsten Stufe in der Mikrowelle.
Gefährlicher Mikrowellen-Trick
Seit zwei Jahren pochiert Chantelle Eier auf diese Weise. Doch an jenem Tag, dem 2. Juli 2021, endet der Küchentrick mit einer Katastrophe.
„Als ich es aus der Mikrowelle holte, stippte ich einen Löffel aus Metall hinein, um das Ei umzudrehen und zu prüfen, ob es durch war“, erzählt Chantelle. Doch als der kalte Metalllöffel die Wasseroberfläche berührt, kommt es zu einer regelrechten Explosion, bei der die kochende Brühe aus dem Becher schießt und sich über die erschrockene Hobbyköchin ergießt. Chantelle schafft es gerade noch, reflexartig die Augen zu schließen, aber das kochende Wasser verbrüht ihr Gesicht und ihre Brust.
„Das waren die schlimmsten Schmerzen.“
Geistesgegenwärtig kühlt sie ihre Verbrennungen sofort unter laufendem Wasser. Ihre kleine Tochter schläft in einem anderen Zimmer und bekommt die Schmerzensschreie ihrer Mutter zum Glück nicht mit. In ihrer Verzweiflung ruft Chantelle ihren Partner, Mark Ball, an, der sie sofort ins nächste Krankenhaus bringt.
Im Krankenhaus bekommt Chantelle eine kühlende und desinfizierende Gesichtsmaske. Außerdem gibt man ihr ein starkes Betäubungsmittel, denn sie hat höllische Schmerzen.
„Das waren die schlimmsten Schmerzen, die ich in meinem ganzen Leben gespürt habe, und ich hatte zwei Geburten ohne Betäubung“, erinnert sie sich. „Es fühlte sich an, als ob mir jemand das Gesicht mit einer Lötlampe bearbeitet hätte, und ich war mir sicher, dass mein Gesicht komplett abgebrannt war.“
Chantelles Brandwunden sind schlimm, doch wie ihr die Ärzte erzählen, hat sie durch die sofortige Kühlung wahrscheinlich Verbrennungen dritten Grades verhindert. Ihren Heilungsprozess dokumentiert die gepeinigte Mutter auf ihrem TikTok-Kanal und warnt dabei andere vor dem gefährlichen Mikrowellen-Trick.
„Es war leichtsinnig von mir, das zu machen“, sagt sie. „Ich will einfach, dass möglichst viele Menschen erfahren, was passieren kann, damit jemand anderem das nicht passiert.“
Tatsächlich sollte man Eier – insbesondere dann, wenn sie roh sind – nicht in der Mikrowelle zubereiten, weil sie dabei explodieren können. Doch in Chantelles Fall war nicht das Ei, sondern das kochende Wasser das Problem:
Explosion durch Siedeverzug
Wenn man Wasser in der Mikrowelle zu schnell und zu stark erhitzt, kann es explodieren. Ursache dafür ist ein physikalisches Phänomen namens „Siedeverzug“. Dabei wird das Wasser über den Siedepunkt hinaus erhitzt. In diesem gefährlichen Zustand kann sich das Wasser durch eine einfache Berührung mit einem kälteren Gegenstand – bei Chantelle war es der Metalllöffel – in einen Sprengsatz verwandeln. Darum sollte man Wasser oder Speisen mit hohem Wassergehalt in der Mikrowelle nicht zu stark erhitzen oder gar zum Kochen bringen.
Chantelle hat sich inzwischen wieder erholt. Von dem Küchenunfall bleiben einige Narben und ein gehöriger Respekt vor Mikrowellen zurück. Hoffentlich kann sie mit ihren eindringlichen Warnungen im Internet andere Menschen vor einem ähnlichen Schicksal bewahren.