Chinas neuer Flugzeugträger – kleiner, aber schon auf dem Niveau der US-Carrier

21.06.2022 12:39

Typ 003, die Fujian, ist Chinas Aufbruch zu einer mächtigen weltweit agierenden Marine. In nur 10 Jahren hat Peking 80 Jahre Flugzeugträger-Geschichte eingeholt.

China hat seinen neuesten Träger, den Typ 003, zu Wasser gelassen. Das heißt nicht, dass das Schiff einsatzfähig oder übergeben ist, nur dass es das Trockendock verlassen hat. Typ 003 - Fujian- ist der erste rein chinesische Carrier. Die beiden bisherigen Modelle basieren auf Baumustern der Sowjetzeit. Diese sind kleiner als die US-Träger und ihre Aufgabe war auch eine andere. Sie sollten keine weltweite Projektion von Luftmacht ermöglichen, sondern nur die Überwasserflotte der UdSSR schützen. Die Liaoning – Typ 001 – wurde 2012 von Peking in Dienst gestellt und die Shandong – Typ 002 - Ende 2019.

Hauptunterschied zu den US-Trägern ist das Fehlen eines Katapultsystems, mit dem die startenden Flugzeuge beschleunigt werden. 001 und 002 verfügen nur über eine Art Sprungschanze. So sparten sich die Sowjets die aufwendige und platzfressende Technik eines dampfbetriebenen Katapults. Dafür mussten sie deutliche Einbußen beim Startgewicht der Jets und bei der Anzahl der möglichen Starts in Kauf nehmen.

Typ 003 holt nun mächtig auf. Von Größe – etwa 85.000 BRT – und Design ähnelt er den US-Trägern, dazu gehört, dass 003 über Katapulte verfügen wird. 003 wird vermutlich die Dampf-Ära überspringen und gleich in die Technik der elektromagnetischen Katapulte einsteigen, wie sie erstmals in den US-Trägern der Ford-Klasse installiert wurden. Die Elektrotechnik bietet mehrere Vorteile. Das System ist kleiner als eine Dampfanlage, wartungsfreundlicher, ungefährlicher und benötigt weniger Personal. Dazu kann es quasi per Knopfdruck auf den Start von verschiedenen Flugkörpern angepasst werden.

Katapulte und gewachsene Größe erlauben es Typ 003 eine weit größere Luftstreitmacht zu beherbergen. Neben Kampfflugzeugen wird 003 Drohnen und erstmals auch Luftüberwachungsflugzeuge mit sich führen. So wird 003 die gleichen Aufgaben wie ein US-Träger bewältigen. Der derzeit eingesetzte Kampfjet, die Shenyang J-15 wird auf Dauer vom Stealth-Jet J-35 abgelöst. Die FC-31 "Gyrfalcon" ist ein zweimotoriger Stealth-Jäger, der sowohl Luft-Luft- als auch Luft-Boden-Einsätze absolvieren kann. Der FC-31 ähnelt stark der F-35.

Nun mit Katapult

Typ 003 verfügt über zwei Flugzeugaufzüge auf der Steuerbordseite, vor und hinter der "Insel", dem Aufbau, der die Brücke beherbergt. Die Insel ist bei 003 erwartungsgemäß kleiner und kompakter als bei den früheren Trägern. Die stärkere Bedeutung der Elektronik macht es möglich, viele Brückenfunktionen unter Deck zu verlagern. Der neue Träger verfügt über drei Katapulte – die „Gerald R. Ford“ besitzt vier. Zwei Katapulte der 003 verlaufen entlang des Hauptflugdecks und ein drittes auf dem abgewinkelten Flugdeck der Backbordseite.

Kleiner als US-Carrier

Von der Größe der Luftgruppe und den Fähigkeiten des Trägers her bleibt 003 eine Nummer kleiner als die US-Träger. 003 wird 48 bis 60 Flugzeuge befördern können. Zur Einordnung: Deutschland besitzt etwa 130 Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter. Die chinesischen Träger werden bislang ohnehin nicht für eine weltweite Machtprojektion gebaut, sondern sollen in den Meeren um China herum eingesetzt werden. Dort sind sie in eine Militärstrategie integriert, die sich auf Basen auf dem Festland und auf Inseln stützt.

Typ 003 wird eigene Überwachungsflugzeuge zu seiner Sicherung starten können. 003 ist also nicht auf einen Ausguck angewiesen, der von Land gestartet wird. Zusammen mit seinen Zerstörrern kann er fernab der chinesischen Küsten operieren.

Überholen nach dem Aufholen?

An Typ 003 wird sich die Aufholgeschwindigkeit Pekings gegenüber den USA messen lassen. Die Gerald R. Ford hatte massive Probleme mit den elektromagnetischen Systemen der Katapulte und Aufzüge. Es wäre ein schwerer Schlag für die US-Navy sollte Peking derart avancierte Techniken ohne größere Verzögerungen einführen können. Kommt der chinesische Zeitplan ins Stocken, wäre das umgekehrt ein beruhigendes Zeichen, wenn auch Peking nicht alles auf Anhieb glückt.

Grundsätzlich ist die Zukunft von großen Überwassereinheiten wie den Flugzeugträgern umstritten. Sie werden heute von einem ganzen Schwarm neuartiger Waffen, von Hyperschallraketen bis zu Unterwasserdrohnen, bedroht. Dennoch wird 003 nur ein Zwischenschritt sein. Es wird angenommen, dass der nächste Flugzeugträger China ein Super-Carrier mit Nuklearantrieb sein wird. Mit diesem Modell würde Peking dann vom "Aufholen" zum "Überholen" der US-Navy ansetzen. Bis Mitte der 2030 Jahre könnte Peking sechs Trägergruppen – also jeweils einen Flugzeugträger mit Begleitschiffen – im Dienst haben.

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