Deutschlands schönste Höhlen: Zehn Ausflugsziele im Untergrund

08.12.2020 14:03

Manchmal lohnt sich der Blick nicht nur über, sondern auch unter die Erde. In Deutschland verbergen sich atemberaubende Höhlensysteme - man muss nur wissen, wo sie zu finden sind. Wir haben zehn spannende Höhlen ausgegraben, die Besuchern offenstehen

Wer kann, erkundet die unterirdischen Gänge im sauerländischen Schieferbergwerk Nuttlar nicht zu Fuß, sondern am besten tauchend. Denn als das Bergwerk 1985 stillgelegt wurde, standen auch die Wasserpumpen still – und die Stollen liefen voll. Ein riesiges Labyrinth aus insgesamt zwölf Kilometer langen Gängen, Hallen und Schächten steht heute unter Wasser. Taucher finden alles genau so vor, wie es die Bergleute damals verlassen haben – inklusive einer verlassenen Pausenbude. Wer doch lieber trockenen Fußes einen Blick in die Höhle werfen möchte, kann bei einer Führung über den Kaiser-Wilhelm-Stollen in die Tiefe des Bergwerks vordringen.

Die Saalfelder Feengrotten in Thüringen zählen zu den schönsten Höhlen Deutschlands. Auf der Wasseroberfläche der unterirdischen Seen spiegeln sich die Stalagmiten und Stalaktiten um die Wette und sogar ins Guinness-Buch der Rekorde hat es das ehemalige Schieferbergwerk schon geschafft: als farbenreichste Schaugrotte der Welt. Mit ihrem glitzernden Farbenreichtum lockt die unterirdische Märchenwelt vor allem Familien an. Für einen Ausflug sollte man sich allerdings warm anziehen: In den Höhlen ist es teilweise kälter als 10 Grad.

Die Schellenberger Eishöhle am Untersberg bei Berchtesgaden ist Deutschlands einzige touristisch erschlossene Eishöhle. Doch den Besuch muss man sich erstmal verdienen. Die Schellenberger Eishöhle ist nur zu Fuß erreichbar, von Marktschellenberg aus beträgt die Gehzeit dreieinhalb Stunden. Ein Verein bietet Führungen durch die Eiswelten an, in deren Dunkelheit man nur sieht, was die eigene Karbidlampe ausleuchtet: bizarr glitzernde Eisskulpturen, viele um die 3000 Jahre alt und bis zu 30 Meter dick. Besucher sind gut beraten, auch im Sommer warme Kleidung mitzunehmen!

Die Schwäbische Alb ist nicht nur ein beliebtes Wander- und Radlerparadies, sondern gilt auch als höhlenreichste Landschaft Deutschlands. In den Tiefen des Gebirges hat das Wasser vor Urzeiten Höhlen ausgewaschen, dreizehn davon sind Schauhöhlen. Die Nebelhöhle bei Sonnenbühl zählt zu den bekanntesten. Wegen ihrer riesigen Tropfsteingebilde gilt sie als eine der schönsten und größten Tropfsteinhöhlen in der Schwäbischen Alb. Tipp: Jacke mitnehmen, in der Höhle ist es auch im Sommer kalt!

Die Teufelshöhle bei Pottenstein zählt zu den größten der insgesamt rund tausend Höhlen der Fränkischen Schweiz. Wie ein unterirdischer Palast aus Tropfsteinen mutet die Höhle an, deren Eingang allein so groß ist wie ein Einfamilienhaus. Ein schmaler Pfad schlängelt sich hinein in die steinerne Pracht, vorbei an mehreren Hunderttausend Jahre alten Tropfsteinen und dem Skelett eines ausgewachsenen Höhlenbären.

Seit über 500 Jahren wird in Berchtesgaden Salz abgebaut - auch heute noch. Doch längst ist Deutschlands ältestes aktives Salzbergwerk auch eine Touristenattraktion! Mit der Grubenbahn geht es hinunter in das unterirdische Stollensystem. Auf der "SalzZeitReise" erfahren Besucher Wissenswertes zur Salzentstehung, der Bergmannsarbeit, endlosen Pipelines und Wetterschächten. Kinder lieben die hölzernen Bergmannsrutschen und die Floßfahrt über den 130 Meter tief gelegenen Spiegelsee. Wer nach dem Abenteuer die Ruhe sucht, entspannt im Salzheilstollen des Bergwerks mit einer Kuscheldecke am Solebrunnen.

Kaum vorstellbar, aber wahr: Einst war die Iberger Tropfsteinhöhle im heutigen Harz Teil eines Korallenriffs, das sich vor Jahrmillionen dort befand, wo heute Madagaskar liegt. Über Jahrmillionen wanderte die Kontinentalplatte nach Norden. Heute empfängt hier das Höhlenerlebniszentrum Iberger Tropfsteinhöhle seine Besucher in einem hochmodernen Höhlenkomplex mit einer Schauhöhle und zwei Museen und informiert über die Entstehungsgeschichte.

Sie ist eines der bedeutendsten Naturwunder Bayerns: die Versturzhöhle Riesenburg. Die Karsthöhle brach vermutlich in der letzten Eiszeit zusammen und bietet Wanderern heute mit ihren riesigen Felstoren, Überresten des eingestürzten Höhlendachs, eine spektakuläre Naturkulisse. Treppen und Wege führen durch die Versturzhöhle, die bereits König Ludwig I. im 19. Jahrhundert bestaunte. Eine in den Fels gemeißelte Inschrift am Aussichtspunkt über der Höhle erinnert an den berühmten Besucher.

Durch Zufall entdeckte ein Schäfer die Höhle bei Velburg 1895, als dieser einem Fuchs nachspürte und so in die mächtige Tropfsteinhöhle gelangte. Heute ist die König-Otto-Höhle über Rundwege erschlossen und für Besucher begehbar, teilweise auch barrierefrei. Im Inneren erstreckt sich eine faszinierende Welt mit einer Fülle an Tropfsteinen in den unterschiedlichsten Formen, die die Natur über Millionen von Jahren geschaffen hat. Höhepunkt ist die „Adventhalle“ mit ihren Stalagnaten - Säulen, die durch das Zusammenwachsen von Stalaktiten und Stalagmiten entstehen. Sie zählt zu den schönsten Höhlenräumen Deutschlands. Wer mehr über die Geologie erfahren möchte, nimmt an einer Führung teil. Diese dauert etwa 45 Minuten.

Ein Muss für alle Höhlenforscher oder die, die es noch werden wollen: die Atta-Höhle in Attendorn. Das knapp sieben Kilometer lange Höhlensystem im südlichen Sauerland zählt wegen seiner besonderen Tropfstein-Formationen zu den schönsten Deutschlands. Knapp zwei Kilometer sind für Besucher zugänglich, eine Führung dauert 40 Minuten. Doch nicht nur die bizarre Unterwelt ist faszinierend. Unter Tage wartet noch ein weiteres Highlight: Wegen des besonderen Klimas reift in den Höhlengängen der würzige Atta-Käse, der natürlich vor Ort verkostet werden kann.

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