Die 22-Jährige bekommt ein Tattoo am Bein. Doch dreht man es um, enthüllt es ihr Geheimnis, das sie jetzt mit dem ganzen Netz teilt.

19.02.2018 20:09

Bekah Miles aus Oregon lässt sich wie so viele junge Frauen ein Tattoo stechen. Doch dreht man es um, bekommt es eine ganz andere Bedeutung, die einem sprichwörtlich unter die Haut geht. In diesem Facebook-Post öffnet Bekah ihr Herz:  

"Liebe Mama und Papa, bitte seid nicht sauer wegen dieser Entscheidung, die man nicht mehr rückgängig machen kann. Ich möchte, dass ihr mir erst einmal zuhört.

Heute gebe ich etwas preis, dass nur einige von euch wissen. Ich bin bereit über meine psychische Erkrankung zu sprechen. Ich wurde letztes Jahr mit Depressionen diagnostiziert. Ehrlich gesagt glaube ich, dass das schon sehr viel länger mein Problem war, aber zu diesem Zeitpunkt wurde es so schlimm, dass ich kaum noch funktionierte.

Also habe ich mir heute dieses Tattoo stechen lassen. Ich glaube, dass mein Bein die beste Stelle für die Bedeutung dahinter ist. Jeder, der es sieht, liest 'I'm Fine' (Mir geht's gut) aber wenn ich von oben auf mein Bein herunterschaue, steht da 'Save Me' (Rette mich). Für mich heißt das, dass die Menschen denken, mit mir sei alles in Ordnung, wenn es in Wirklichkeit nicht so ist. Es erinnert mich daran, dass Leute, die von außen glücklich erscheinen, vielleicht selber mit sich zu kämpfen haben. 

Für mich sind Depressionen die Tage, an denen ich mich ohne Grund traurig fühle.
Depressionen sind die Morgen, an denen ich mich nicht in der Lage fühle aufzustehen.
Depressionen sind zu wenig oder zu viel zu schlafen. 
Depressionen sind die Hausaufgaben, die ich nie fertig machte, einfach weil ich nicht glaubte, sie zu schaffen. 
Depressionen sind die Zusammenbrüche, die ich wegen rein gar nichts habe.  
Depressionen sind zu viel oder zu wenig zu essen. 
Depressionen sind die Nächte, in denen ich zu weinen anfange, weil mir alles zu viel wird, obwohl alles gerade gut läuft.
Depressionen sind die 50 Pfund, die mir ständig auf die Brust drücken.  
Depressionen sind das Bedürfnis ständig abgelenkt zu sein (soziale Medien, Videospiele, Filme schauen, ständig arbeiten) denn ich kann nicht länger als 3 Minuten mit meinen Gedanken allein sein. 
Depressionen sind die Freundschaften, die gelitten haben, wegen meiner Unfähigkeit zu funktionieren. 
Depressionen sind die schmerzhaften Gedanken und Handlungen, die ich gegen mich wende. 
Depressionen sind die Tränen, die ich habe, weil ich mich so wertlos fühle, obwohl ich glücklich sein sollte.  

Es ist sehr schwer für mich darüber zu sprechen, da es furchtbar hart für mich ist, mich verletzlich zu fühlen... aber man muss darüber reden. Psychische Erkrankungen sind ernst, aber werden in unserer Gesellschaft totgeschwiegen. Wir kümmern uns so sehr um unsere körperliche Gesundheit, aber kaum um unsere Geistige. Und das sollte absolut nicht sein. Psychische Erkrankungen sind keine Wahl, die man trifft und werden wahrscheinlich jeden einmal an einem Punkt in seinem Leben treffen. Wenn es so eine große Sache ist, warum reden wir dann nicht einfach darüber? 

Deshalb habe ich dieses Tattoo stechen lassen; das ist ein guter Eisbrecher für ein Gespräch. Es zwingt mich dazu, über meine eigenen Probleme zu sprechen und warum das Bewusstsein darüber so wichtig ist. Ihr wäret überrascht, wie viele Menschen ihr kennt, die mit Depressionen, Angstzuständen oder einer anderen Erkrankung kämpfen. Ich bin vielleicht nur eine Person, aber eine Person kann eine andere retten... und das ist alles, was ich möchte. 

Vielleicht interessiere ich mich deshalb so sehr für Psychologie. Ich möchte Menschen helfen, die sich so fühlen wie ich mich gefühlt habe und immer noch fühle - denn es ist die Hölle. Und das wünsche ich niemandem. 

Ich glaube, die traurigsten Menschen versuchen immer ihr Bestes, andere Menschen glücklich zu machen. Denn sie wissen wie es ist, sich absolut wertlos zu fühlen und sie wollen nicht, dass sich jemand genauso fühlt.

- Robin Williams

Außerdem DANKE an alle, die mir bei diesem Kampf beigestanden sind. Ohne euch wäre ich heute nicht hier, wo ich bin.“

Ursprünglich wollte Bekah mit ihrem Post nur Familie und Freunde erreichen. Doch mittlerweile haben über 350.000 Menschen geteilt, was sich die junge Frau von der Seele geschrieben hat. Denn für viele spricht sie genau das aus, wofür sie selber keine Worte finden. „Ich bin total überrascht, wie große Wellen das Ganze geschlagen hat“, sagt die 22-Jährige. „Aber genau das wollte ich - die Menschen erreichen und sie wissen lassen, dass sie nicht alleine sind. Bitte teilt es weiter um das Bewusstsein für diese Krankheit zu stärken. Allein so kann das Stigma gelöst werden.“

 

Quelle