Die Erde ist nachts zu hell!

05.03.2018 21:05

Europa bei Nacht: Bis auf wenige dunklere Flecken leuchtet unser Kontinent in hellem Licht

Foto: Tomas Griger/ddp images

Es besteht eine Gefahr, die wohl die meisten von uns gar nicht als solche erkennen: Die Nächte sind zu hell.

Klingt erst mal nicht so schlimm. Städte sind in der Nacht wesentlich sicherer geworden, Menschen produktiver. Doch das viele Licht hat auch enorme Schattenseiten. „Aus der Evolutionsperspektive gesehen ist künstliches Licht ein neuer Stressfaktor“, erklärt Franz Holker von Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries laut „Los Angeles Times“.

► „Das Problem ist, dass Licht in Orten, Zeiten und Intensitäten installiert worden ist, wo es nicht natürlich auftritt. Viele Organismen haben keine Chance, sich an diesen neuen Stressfaktor anzupassen.“

Seine Sätze sind begründet in einer neuen Studie, die Satellitendaten ausgewertet hat und die immer größer werdende Lichtverschmutzung in den Nächten untersuchte. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass sie Auswirkungen auf die Umwelt und auf die Gesundheit der Menschen hat.

Die Umrisse Italiens sind auch nachts problemlos zu erkennen. Doch was so schön aussieht, ist für Pflanzen, Tiere und Menschen gefährlich

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Ein sehr großes Problem haben die nachtaktiven Tiere. 30 Prozent der Wirbeltiere und 60 Prozent der wirbellosen sind nachtaktiv. Franz Holker: „Die Artenvielfalt ist deswegen bedroht, weil diese Tiere ihre Gewohnheiten wie Fortpflanzung und Zugverhalten ändern. Das betrifft Insekten, Amphibien, Fische, Vögel, Fledermäuse und andere Tiere.“

Die Studie lief über den Zeitraum von Oktober 2012 bis Oktober 2016. Dabei wurde festgestellt, dass Entwicklungsländer in Asien, Afrika und Südamerika logischerweise den größten Lichtzuwachs haben.

Blick auf Nordamerika: Das Gebiet ist jede Nacht hell. Erst wenn es im Süden in die Tiefen des Dschungels geht oder im Norden unbewohnbare Eisgebiete kommen, ist es nachts auch wieder dunkel

Foto: Tomas Griger/ddp images

In den vergangenen Jahren wurden vielerorts alte Glühlampen durch LEDs ersetzt. Die bergen ein großes Problem: Blaulicht. Denn das macht wach – stört aber in der Nacht. Was die Forscher in ihrer groß angelegten Studie herausfanden, soll aber nicht nur den erhobenen Zeigefinger darstellen.

Sie wollen in erster Linie die Ergebnisse nutzen, um Problemlösungen zu finden. „Wir sind sehr interessiert daran, mit Städten, lokalen Regierungen und der Industrie zusammenzuarbeiten, um Wege zu finden, diesen Trend rückgängig zu machen“, sagt Christopher Kyba, Studienleiter am Forschungsinstitut für Geowissenschaften in Deutschland.

Unsere Erde ist schließlich auch ohne so viel Licht schön genug.

 

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