Die Niere: Doppelorgan mit wichtigen Aufgaben

15.03.2019 13:27

Sie sind etwa faustgroß, sehen aus wie Bohnen und wiegen jeweils nur ungefähr 120 bis 200 Gramm. Auch wenn sie klein sind: Unsere Nieren bilden ein starkes Duo und sind regelrechte „Multitasking“-Künstler, denn sie übernehmen viele lebenswichtige Aufgaben. Sie filtern Giftstoffe, regulieren unseren Blutdruck und unseren Flüssigkeitshaushalt, produzieren wichtige Hormone und unterstützen das Säure-Basen-Gleichgewicht.

Eine der wichtigsten Funktionen der Nieren ist die Blutreinigung. Das Blut gelangt über die Nierenarterien in die Nieren und wird dort von abertausend speziellen, mikroskopisch kleinen Filteranlagen – den Nephronen – gereinigt. Diese filtern Medikamentenrückstände und Abfallstoffe, die unser Stoffwechsel nicht verwerten kann, aus dem Blut heraus und bilden den sogenannten Primärharn.

Dieser kann aber so nicht ausgeschieden werden, weil er neben den schädlichen Substanzen auch noch lebenswichtige Stoffe (z. B. Glukose, Salze, Wasser)enthält, die dem Körper nicht verlorengehen dürfen. Es ist also noch ein weiterer Filtrations- bzw. Konzentrationsschritt nötig.

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Der Primärharn wird hierfür nun durch die Nierenkanälchen (Tubuli) geleitet und zu Endharn beziehungsweise Urin konzentriert. Dabei werden circa 99 Prozent des Filtrats rückresorbiert, also ins System zurückgeführt, und nur der Rest zu Urin verarbeitet.

Diesen Urin geben die Nieren dann über die Harnleiter in die Blase ab, von der er über die Harnröhre aus dem Körper ausgeschieden wird. Auf diese Weise gelangen giftige Stoffe und Abfallprodukte aus unserem Körper, die ihm sonst schaden könnten. Die Nieren sind somit unsere körpereigene Reinigungs- und Entgiftungsstation.

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Übrigens filtern die Nieren unser gesamtes Blut bis zu 300 Mal am Tag. Das entspricht einem Durchsatz von rund 1500 Litern!

10 spannende Fakten zu unseren Nieren

Die Nieren filtern nicht nur unser Blut, sondern halten es auch im richtigen pH-Wert-Bereich. Dieser darf beim Menschen nur wenig schwanken. Deutlich zu saures oder zu basisches Blut würde unweigerlich zum Tod führen.

Außerdem regulieren die Nieren auch den Gehalt verschiedener Mineralstoffe wie Natrium, Kalium oder Magnesium im Blut.

Unsere Nieren produzieren gleich mehrere wichtige Enzyme und Hormone. Dazu gehört Erythropoetin (kurz: EPO), welches an der Bildung von roten Blutkörperchen beteiligt ist. Wegen seiner leistungssteigernden Wirkung wird dieses Hormon auch als Dopingmittel missbraucht.

Die Nieren sind auch in der Lage Vitamin D zu bilden, falls zu wenig davon über die Sonneneinstrahlung und unsere Haut produziert wird.

Seit 2006 findet jährlich der Weltnierentag statt, und zwar immer am zweiten Donnerstag im März. Ziel dieses internationalen Tages ist es, auf die starken Leistungen des Doppelorgans hinzuweisen. Den Menschen soll gezeigt werden, wie wichtig gesunde Nieren sind und was sie für die Gesundheit ihrer Nieren tun können. Dieses Jahr im Fokus: Die weltweit steigende Zahl an Nierenerkrankungen und wie man diese verhindern kann.

Eine US-amerikanische Studie hat ergeben, dass Männer, deren Gewicht bei der Geburt unter 2.500 Gramm lag, vergleichsweise häufig an Nierenproblemen leiden. Das Risiko, an den Nieren zu erkranken, ist bei ihnen etwa 65 Prozent höher als bei Männern, die bei ihrer Geburt schwerer waren. Woran das liegt, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Ebenso hat die Wissenschaft noch nicht klären können, warum dieser Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und Nierenproblemen für Frauen offenbar nicht gilt.

Nierensteine sind eine häufige Nierenerkrankung. Sie lagern sich meist in den Nierengängen oder in den Harnleitern ab. Sie werden zwar selten größer als eine Perlen-Kugel, können aber dennoch starke Schmerzen verursachen. Je nachdem, um welche Art von Nierenstein es sich handelt, kann eine vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung vorbeugend wirken.

Außerdem haben amerikanische Forscher herausgefunden, dass eine Bakterienart die Entstehung bestimmter Nierensteine hemmen oder ganz verhindern kann. „Oxalobacter formigenes“ lebt im menschlichen Dickdarm und bildet ein wichtiges Enzym, das den Stoff „Calciumoxalat“ abbaut. Je niedriger der Gehalt dieses Stoffes in unserem Körper ist, desto niedriger ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Nierensteine aus ihm bilden.

Neben Nierensteinen gibt es zahlreiche andere, schwerwiegendere Nierenkrankheiten. Dazu zählen Entzündungen im Nierenbecken oder an den Gefäßen sowie Zysten und Nierenkrebs. Daneben sind Diabetes und langjähriger Bluthochdruck die größten Verursacher von irreparablen Nierenschäden.

In Deutschland haben aktuellen Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Menschen eine eingeschränkte Nierenfunktion – oft ohne davon zu wissen. Etwa 70.000 davon haben so schwache Nieren, dass diese das Blut nicht mehr ausreichend reinigen können. Sie müssen sich deswegen regelmäßig einer „Hämo“-Dialyse (Blutwäsche) unterziehen.

Manchmal reicht selbst diese nicht aus und eine Transplantation wird notwendig. Über 8.000 Patienten warten hierzulande auf die lebenswichtige Organspende.

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland rund 1.400 Nieren transplantiert. Sie stammen hauptsächlich von Verstorbenen, die mittels eines Organspende-Ausweises der Entnahme zugestimmt hatten. Weil die Nachfrage an Spendernieren so hoch ist, können auch gesunde Menschen eine ihrer Nieren spenden. Das geschieht im Rahmen einer freiwilligen „Nieren-Lebendspende“, bei der Spender und Empfänger in einem familiären oder einem sehr engen persönlichen Verhältnis stehen müssen. Ein prominentes Beispiel ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der seiner erkrankten Frau eine seiner Nieren gespendet hat.

Menschen können meist problemlos mit einer Niere leben. Wird eine Niere entfernt, dann fällt die Gesamtleistung des Doppelorgans logischerweise erst einmal um die Hälfte ab. Die verbleibende, gesunde Niere erhöht aber schon nach wenigen Monaten ihre Tätigkeit. Sie kann dann bis zu 80 Prozent der Leistung erreichen, die vorher beide Nieren zusammen erbracht haben.

Auch die Nierenempfänger kommen mit der Spenderniere meist gut zurecht. Schätzungen zufolge stehen die Chancen hoch, dass die gespendete Niere im fremden Körper funktioniert. Eine Studie der Universität Bonn hat übrigens ergeben, dass die Niere am besten tagsüber transplantiert werden sollte, weil dann weniger Komplikationen während der Operation auftreten.

Außerdem haben die Forscher herausgefunden, dass nach fünf Jahren noch über 90 Prozent der „Tag“-Nieren funktionieren, von den „Nacht“-Nieren dagegen nur rund 80 Prozent.

Quelle