In seinem Airbus A380 gibt‘s einen Parkplatz für den Rolls-Royce: Prinz Walid bin Talal besitzt 32 Milliarden Dollar und will sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke spenden. Was steckt dahinter?
Der „Warren Buffett von Arabien“ ist ein saudischer Prinz. Er gehört zu den schillernden Figuren unter den etwa 8000 Sprösslingen königlichen Blutes. Geboren wurde Prinz Walid bin Talal als Neffe von König Salman, ist aber reicher als sein Onkel, laut „Forbes“-Magazin sogar der reichste Araber überhaupt. Mit seinen 32 Milliarden Dollar Privatvermögen hat es der 60-Jährige auf Platz 34 der Reichen-Liste geschafft. Wie wird ein einzelner Mensch so wohlhabend? Und womit? Und vor allem: Warum hat der Prinz jetzt angekündigt, sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke zu spenden?
Prinz Walid hatte sicherlich eine ideale Ausgangsposition. Als Enkel des Staatsgründers Abd al-Aziz Ibn Saud stammt er aus allerbestem Hause und verfügte somit bereits früh über ein respektables Startkapital sowie eine 1,5-Millionen-Dollar-Villa. Er studierte am Menlo College in Kalifornien (Betriebswirtschaft) und der Syracuse-Universität im Bundesstaat New York, um nach seiner Rückkehr in die Heimat mit seinen erworbenen Kenntnissen westlicher Marktwirtschaft ein erstaunliches Imperium zu schaffen.
Walid, ein äußerst penibler Workaholic, gründete die Kingdom Holding Company mit Sitz in Riad, ein Konglomerat verschiedenster Branchen und unterschiedlichster Beteiligungen. Schon 1983, also gerade einmal fünf Jahre nach Abschluss seines Studiums, hatte er die ersten 450 Millionen Dollar beisammen. Zum heutigen Portfolio seiner Holding gehören Immobilien, Baufirmen, Aktienpakete sogenannter Blue Chips, also absoluter Topunternehmen. Der Prinz entwickelte ein feines Gespür für kluge Investitionen: Disney, 21st Century Fox, News Corp, Apple, General Motors, Twitter und eine Reihe von Spitzenhotels wie das „New York Plaza Hotel“, das „George V“ in Paris und das „Savoy“ in London.
Eine Frau darf den Privatjet fliegen
Ehemalige Mitarbeiter des Magnaten berichteten der Zeitung „Saudi Gazette“, der Prinz habe seinen eigenen Tagesrhythmus. Er schlafe bis elf Uhr, arbeite dann aber mit Unterbrechungen bis sechs Uhr morgens. Er lebe nach einer strengen kalorienarmen Diät, laufe oder radle täglich mehrere Stunden. Er verlange von seinem engsten Führungskreis, nur sechs Stunden am Tag zu arbeiten, das dann aber ohne Pause, weil er das für effektiver halte.
Er gilt als ausgesprochen hilfsbereit und großzügig gegenüber Mitarbeitern in Not, könne aber auch sehr hart gegenüber denjenigen sein, die in Ungnade gefallen sind. Er hasst Small Talk und Leute, die ihre Aufgaben nicht erledigt haben, kurz: Unprofessionalität. Zwei Drittel seiner Angestellten sind Frauen. Eine von ihnen beschäftigt er sogar als Pilotin – in einem Land, in dem Frauen nicht einmal Auto fahren dürfen. Prinz Walid, das geben sogar seine Gegner zu, sei ein Mann mit Visionen.
Dabei ist er aber auch dem Luxus nicht abgeneigt. Sein Palast in Riad misst beeindruckende 42.700 Quadratmeter und zählt 371 Zimmer. Bin Talal reist bevorzugt mit seiner individuell umgebauten und optimierten Boeing 747-400 – mit der Aufschrift „Fliegender Palast“ am vorderen Rumpf und einem Sitzplatz, der einem goldenen Thron nachempfunden ist. Als erster Privatkunde bestellte er sich 2007 einen Airbus A380 – auch in „Flying Palace“-Ausstattung mit maßgerechtem Einbau eines Parkplatzes für seinen Rolls-Royce, Kino, türkischem Bad und Gebetsnische. Der Prinz verkaufte das gute Stück mit Schätzpreis 500 Millionen Dollar aber kurz vor Auslieferung im Januar 2013 weiter, ohne je selbst damit geflogen zu sein. Den Käufer gab der Prinz nicht preis. Ist eine Reise zu Wasser geplant, dümpelt die 85 Meter lange Superjacht „Kingdom 5 KR“ mit Hubschrauberlandeplatz startbereit im Roten Meer.
Des Prinzen neuestes Großprojekt ist wieder ein Superlativ: der „Kingdom Tower“ in Dschidda. Der Wolkenkratzer wäre bei Fertigstellung (prognostiziert ist November 2019) mit 1007 Metern das erste Bauwerk, das mehr als einen Kilometer hoch ist. Die Baukosten werden mit 1,2 Milliarden Dollar veranschlagt. Große Pläne. Was wird aus ihnen, wenn der Milliardär sein Vermögen verschenkt? „Ich glaube, dass ein Mensch auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft dramatische und drastische Entscheidungen treffen sollte“, sagte Walid im 66. Stock seiner Holding-Zentrale in Riad, flankiert von seinen beiden Kindern Prinz Chaled und Prinzessin Reem, aus deren Gesichtern sich kein Urteil über die Wohltätigkeit des Vaters ablesen ließ.
Es liege ein genauer Plan zur Ausschüttung des Vermögens über die kommenden Jahre und über seinen Tod hinaus vor. „Philanthropie ist eine persönliche Verantwortung und ein ganz wesentlicher Teil meines islamischen Glaubens.“ Er hoffe, sein „Geschenk“ werde helfen, Brücken zu bauen und interkulturelles Verständnis zu fördern, Gesellschaften zu entwickeln, Frauenrechte zu stärken und eine tolerantere Welt zu schaffen.
Die vorgebrachten Motive sind aller Ehren wert, so sie denn im Vordergrund stehen. Ketzer vermuten, dass den Prinzen noch etwas anderes angetrieben haben könnte. Und zwar der Wunsch, einen weiteren Weltrekord zu brechen. Microsoft-Gründer Bill Gates ließ die hilfsbedürftige Welt einst mit 28 Milliarden Dollar an seinem Vermögen teilhaben, Warren Buffett mit 23 Milliarden Dollar. Der Prinz würde sich also mit seiner 32 Milliarden-Dollar-Spende an die Spitze setzen. Er wäre dann der größte Wohltäter aller Zeiten. Und hätte einen Platz in der Geschichte der Menschheit sicher.
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