DURCH DAS HÖLLENTAL AUF DIE ZUGSPITZE

14.03.2019 17:49

Auf Deutschlands höchsten Berg führen viele Wege. Neben den beiden Bergbahnen gibt es zahlreiche, unterschiedlich anspruchsvolle Aufstiegsrouten auf die 2.962 Meter hohe Zugspitze. Unabhängig von der Wahl des Weges erwartet alle Gipfelstürmer ein traumhafter Ausblick auf die über 400 umliegenden Alpen-Gipfel. Bei guten Wetterlagen kann man bis zum Ortler in den Ostalpen sehen. Die Zugspitze ist im Sommer wie im Winter ein lohnendes Ausflugsziel.

Der Wecker klingelt nachts um 2.30 Uhr

Für unseren Aufstieg haben wir die landschaftlich abwechslungsreiche und herausfordernde Route durch das Höllental und über den anschließenden Klettersteig gewählt. An einem Juni-Tag mit besten Wetteraussichten starten wir morgens um 3.00 Uhr am Parkplatz in Hammersbach (758 Meter) wenige Kilometer südwestlich von Garmisch-Partenkirchen. Es ist noch stockdunkel als wir im Schein unserer Kopflampen in Richtung Höllentalklamm aufsteigen. Nach 30 Minuten erreichen wir den Eingang der Klamm.

Rauschen in der Dunkelheit

Mit einem ohrenbetäubenden Tosen rauscht das Wasser mit Ursprung am Höllentalferner durch die enge Klamm. Überall tropft Wasser von der Decke; kleine Wasserfälle und Rinnsale wohin man schaut. Beeindruckt von der Kulisse und der mystischen Stimmung durchsteigen wir die knapp einen Kilometer lange Welt aus Stegen, Tunneln und schmalen Pfaden. Am Ende der Klamm wandern wir in der Morgendämmerung weiter Richtung Höllentalangerhütte (1.379 Meter). Die Berghütte ist derzeit wegen umfangreicher Umbaumaßnahmen geschlossen und wir finden uns in völliger Einsamkeit wieder. Nur ein einziges Zelt steht einsam und friedlich im Tal. Zum Greifen nah erscheint der Gipfel der Zugspitze, den wir von hier aus zum ersten Mal sehen können.

Es ist 5.00 Uhr als wir ein kleines Frühstück zu uns nehmen und uns für den weiteren Aufstieg über die ersten Klettersteigpassagen der Höllentalroute rüsten: die berühmt-berüchtigte Leiter und das Brett. Wir legen unsere Klettergurte und Klettersteigsets an und bewältigen die Passage problemlos. Weiter geht es über einen Pfad bis zum Höllentalferner, dem zweitgrößten Gletscher Deutschlands.

Die Schlüsselstelle am Gletscher

Als wir das erste Schneefeld des Höllentalferners (2.445 Meter) erreichen, legen wir unsere Steigeisen an. Obwohl der Gletscher ausreichend mit Schnee bedeckt und die Spur gut ausgetreten ist, hat man einen besseren Halt beim Aufstieg. Die wenigen sichtbaren Spalten knacken und knistern in der Wärme der morgendlichen Sonne. In der Ferne ist das Rauschen kleiner abgehender Lawinen zu hören. Wir laufen zwei langgezogene Schleifen über den Gletscher und nähern uns der Randkluft, der Schlüsselstelle des Aufstiegs. Je nach Schneemenge erweist sich der Einstieg in den Klettersteig als schwierig bis abenteuerlich. Wir haben Glück: Es liegt genug Schnee und wir können über eine Schneebrücke direkt bis zur Leiter an der Wand gelangen und uns in das Drahtseil einklinken.

Klick, Klick – Das ist das uns ständig begleitende Geräusch in den nächsten drei Stunden. Vom Einstieg direkt am Gletscher bis zum Zugspitzgipfel auf 2.962 Metern gibt es ein fast durchgängiges Stahlseil zur Selbstsicherung mit einem Klettersteigset. An einigen Stellen ist das Seil kurz unterbrochen. Ein kleines Stück unterhalb des Gipfels erreichen wir den Riffelgrad. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Ausblick auf den Eibsee unten im Tal, auf den Höllentalanger und die Höllentalangerhütte, an der wir vor wenigen Stunden erst vorbeigewandert sind. Auf dem Grad ziehen wir erneut die Steigeisen an, denn der Weg ist vereist und sehr steil. An einigen Stellen ist das Stahlseil unter einer Eisschicht begraben – wir sichern uns deshalb mit unserem mitgebrachtem Seil selbst. Ungesichert auszurutschen hieße hier abzustürzen. Endlich taucht zwischen den Felsen das goldene Gipfelkreuz auf – es ist fast geschafft. Auf dem letzten kurzen Gratstück am Gipfel ist der Weg relativ breit und wir geniessen den Moment kurz vor dem Höhepunkt unserer Tour.

Gipfelglück am Mittag

Gegen 13 Uhr erreichen wir den Gipfel. Nach überwundenen 2.100 Höhenmetern und knapp neun Stunden reiner Gehzeit blicken wir vom Gipfelkreuz auf die überfüllte Besucherterrasse der Bergstation. Wir werden von unzähligen Touristen gefilmt und fotografiert – nach der Einsamkeit des Aufstiegs ein surrealer Moment.

Quelle