Erziehungstipps: Grenzen setzen ohne Nein

27.01.2023 10:03

Viele Kleinkinder denken wahrscheinlich, ihr Name sei „Nein“. Zumindest hören sie kaum ein anderes Wort häufiger. Kein Wunder, dass sich das schlichte Nein irgendwann abnutzt. 6 Sätze, die – auch bei älteren Kindern – besser wirken, zeigt dieser Beitrag. Damit Grenzen setzen entspannter gelingt.

Erziehungstipps: Grenzen setzen ohne Nein

Kinder brauchen Grenzen. Davon gehen viele Erziehungsexperten aus. Klare, verlässliche Grenzen geben dem Kind Halt und Orientierung. Eltern müssen ihrem Kind also immer wieder auch Dinge verbieten. Selbst wenn das unangenehm ist.

Nein ist folglich eines der wichtigsten Wörter in der Erziehung. Allerdings wirft das Wort je nach Altersstufe Probleme auf:

  • Kleinkindalter: Etwa bis zum 2. Geburtstag verstehen Kinder keine Negationen. Statt der Aufforderung „Geh nicht zum Auto!“ hören sie nur „gehen“ und „Auto“. Noch wilder ist es bei Kleinkindern, die gerade erst den Zusammenhang von Ursache und Wirkung entdecken: Sie freuen sich über ein strenges „Nein!“, weil ihr Tun eine Reaktion bei den Eltern auslöst. Viele Eltern halten ihr Kind dann irrtümlich für frech. 
  • Kindergartenalter: Kindergartenkinder sollte man nicht durch lange Erklärungen verwirren. Bei ihnen sind klare Ansagen wichtig. Dennoch ist auch für Kindergartenkinder ein bloßes Nein noch zu abstrakt. Sie reagieren zwar darauf, verstehen aber den Hintergrund des Verbots bzw. der Regel nicht.
  • Größere Kinder: Je älter Kinder werden, umso mehr bilden sie eine eigene Meinung aus. Sie wollen verstehen, aber auch respektiert werden. Durch ein knappes Nein fühlen sie sich daher zurückgewiesen oder reagieren mit Trotz.

6 Alternativen zum Nein

Eltern stecken also anscheinend in einer Zwickmühle: Einerseits sollen sie Grenzen setzen, andererseits führt das Wörtchen Nein nur selten zum Ziel. Da ist es gut, wenn man sich im Alltag immer wieder auch Alternativen zum Nein bewusst macht:

1. „Stopp!“

Manchmal muss man ein abstraktes Nein einfach umformulieren und schon wird eine konkrete Handlungsaufforderung daraus: „Bleib weg!“, „Lass das!“, „Halt an!“ usw.

2. „Schau mal da!“

Kleine Kinder leben im Hier und Jetzt: Was sie entdecken, zieht sie magisch an. Ablenkung ist da ein erlaubtes Mittel, um sie von Verbotenem wegzulocken. Bei älteren Kindern heißt die Devise hingegen: „Hilf mir mal!“ Denn wenn sie aus dem Nichts heraus irgendetwas haben wollen oder quengeln, dann geschieht das nicht selten aus Langeweile. 

3. „Erst essen wir, dann bekommst du einen Nachtisch.“

Das Kind will etwas Süßes, hat aber noch gar nichts Vernünftiges gegessen? Jetzt muss ein Schlachtplan her: Erkläre deinem Kind, dass ihr zuerst gemeinsam den Tisch deckt, etwas esst – und es sich danach einen extragroßen Nachtisch aussuchen darf. So erreicht ihr beide euer Ziel.

4. „Bitte suche noch etwas zum Überziehen heraus.“

Mit positiven, wertschätzenden Formulierungen erhöht man die Empfangsbereitschaft. Sage deinem Kind, was es tun soll, und nicht, was es nicht tun soll. In Situationen, die einen Verhandlungsspielraum lassen, ist es sinnvoller, Kompromissvorschläge zu machen, als stur auf der eigenen Meinung zu beharren.

5. „Aua, das tut weh!“

Knappe Erklärungen helfen, dass Grenzen verstanden und eingehalten werden. Vieles, was Erwachsenen selbstverständlich erscheint, ist für Kinder nämlich gar nicht so klar: dass Bauklötze wehtun, dass Glas kaputtgehen kann oder dass Straßen gefährlich sind.

6. „Warum eigentlich nicht?“

Eltern verbieten in 90 % der Fälle aus reinem Reflex. Ab und zu ist es befreiend, sich dessen bewusst zu werden: Soll das Kind doch in Pfützen springen, wenn man die Anziehsachen ohnehin gleich in die Wäsche werfen wollte! Und wie überzeugend ist ein „Das tut man nicht!“, welches man sich nicht einmal selbst erklären kann? Gelegenheiten, an denen man die Zügel wieder fester in die Hand nehmen muss, gibt ohnehin genug.

Diese 6 Alternativen zum Nein können Eltern helfen, Regeln in kindgerechter Form zu vermitteln und dabei entspannt zu bleiben. Wichtig sind dabei immer Tonfall und Gesichtsausdruck – diese werden nämlich selbst von den Kleinsten sehr genau erfasst. Und natürlich ist das Wörtchen Nein damit auch noch lange nicht verboten.

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