Falscher Bundesstaat, fehlende Beweismittel: Amber Heard will neuen Prozess gegen Johnny Depp

06.12.2022 11:01

Den Verleumdungsprozess gegen ihren Ex-Mann Johnny Depp hat Amber Heard verloren. Doch die Schauspielerin will in Berufung gehen. In den Augen ihrer Anwälte sind bei dem Verfahren gravierende Fehler gemacht worden.

Im Frühjahr lieferten sich Schauspieler Johnny Depp und seine Ex-Frau Amber Heard eine wochenlange Schlammschlacht vor einem Gericht in Fairfax, Virginia. Der 59-Jährige hatte Heard wegen Verleumdung verklagt, weil sie in einem Artikel für die "Washington Post" über ihre Erfahrungen mit häuslicher Gewalt geschrieben hatte. Die Schauspielerin nannte Depp zwar nicht namentlich, trotzdem zog er wegen Rufschädigung vor Gericht – und bekam größtenteils Recht.

Doch beigelegt ist der Rechtsstreit wohl noch lange nicht. Nachdem bereits Johnny Depp angekündigt hat in Berufung zu gehen, weil er seiner Ex-Frau nicht die zwei Millionen Dollar zahlen will, zu denen ihn das Gericht verurteilte, strebt nun auch Amber Heard ein neues Gerichtsverfahren an.

Die Schauspielerin hatte vor einiger Zeit ihr Anwaltsteam ausgetauscht. Das legte nun ein 68-seitiges Dokument vor, in dem mehrere Punkte aufgeführt sind, warum der Prozess neu aufgerollt werden soll. So wird unter anderem kritisiert, dass die Verhandlung vor einem Gericht im US-Bundesstaat Virginia stattfand und nicht in Kalifornien, wo Heard und Depp leben. Das würde es der Schauspielerin erschweren, Zeugen aufzurufen, argumentieren ihre Anwälte. Die Wahl fiel auf Virginia, weil die "Washington Post", die Heards Artikel auf ihrer Internetseite publizierte, ihre Server dort betreibt.

Amber Heard dokumentierte Johnny Depps angebliche Übergriffe

Zudem wollen Heards Anwälte in einem neuen Prozess erreichen, dass die Gesprächsnotizen, die es von Besuchen der Schauspielerin bei ihrem Therapeuten gibt, als Beweisstücke anerkannt werden. "Es gibt einen Ordner mit jahrelangen Notizen, die bis 2011 zurückreichen, vom Beginn meiner Beziehung an, die von meinem Therapeuten gemacht wurden, dem ich von dem Missbrauch berichtete", hatte die 36-Jährigen nach dem verlorenen Gerichtsprozess in einem TV-Interview erzählt. Detailliert habe sie einzelne Vorfälle geschildert, bei denen sie von Johnny Depp attackiert worden sei, behauptete Heard. Bei dem Verfahren in Virginia hatte die zuständige Richterin die Aufzeichnungen nicht als glaubwürdiges Beweismittel akzeptiert.

Überhaupt: Wenn es nach der Meinung von Amber Heards Anwälten geht, hätte die Verleumdungsklage niemals zugelassen werden dürfen. Immerhin sei Johnny Depp bereits 2020 von einem Gericht in London rechtskräftig verurteilt wurden. Damals ging der Schauspieler gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung "The Sun" vor, weil diese ihn in einem Artikel als "Frauenschläger" bezeichnet hatte. Depp verlor den Prozess. Die Mehrheit der in der Zeitung erwähnten Vorwürfe haben sich als wahr erwiesen, urteilten die Richter damals.

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