Formaldehyd – nützlich, aber belastend

03.07.2020 15:08

Formaldehyd kommt in menschlichen Zellen und in Lebensmitteln auf natürliche Weise vor. In dieser Form schadet es Ihnen nicht. Doch enthalten Möbel, Kosmetika, Textilien und dadurch Ihre Raumluft insgesamt zu viel davon, können gesundheitliche Probleme bis hin zu Krebs entstehen.

Bei Formaldehyd handelt es sich um eine farblose chemische Verbindung, die bei Zimmertemperatur gasförmig in der Luft schwebt und sich gut in Wasser lösen lässt. Sie weist einen typisch stechenden Geruch auf.

In Ihrem Körper und dem anderer Säugetiere kommt die Substanz als Zwischenprodukt des Stoffwechsels vor. Wir atmen sie aus. Auch Obstsorten wie Äpfel und Trauben enthalten Formaldehyd. Außerdem entsteht es bei fast allen unvollständigen Verbrennungen von längerkettigen organischen Substanzen, also beispielsweise in Tabakrauch.

Wozu Formaldehyd nützlich ist

Formaldehyd ist sehr reaktionsfreudig, weswegen es in der chemischen Industrie seit langem sehr beliebt ist. Außerdem tötet es Bakterien, Viren und Pilze, wirkt konservierend und desinfizierend. Da der Stoff als Bestandteil von Klebstoffen in Holzwerkstoffen steckt, nahm seine Verbreitung erheblich zu. Beispielsweise hält er die Holzschnitzel in Spanplatten zusammen.

Zahlreiche Produkte Ihres täglichen Lebens enthalten Formaldehyd, darunter:

  • Holzwerkstoffe, z. B. Spanplatten
  • Bodenbeläge
  • Möbel
  • Dämmstoffe
  • Kunstharze
  • Farben und Lacke
  • Desinfektionsmittel
  • Haushaltsreiniger
  • Kosmetika wie Cremes, Deo, Haarfärbemittel, Flüssigseifen
  • Textilien
  • Tabakrauch

Diese Beschwerden kann Formaldehyd verursachen

Wenn die chemische Verbindung in der Raumluft schwebt, dann nehmen die Zellen Ihrer Nasen- und Rachenschleimhaut sie auf und bauen sie in wenigen Minuten wieder ab. Das Gas gelangt somit nicht in die inneren Organe, sondern seine Wirkung beschränkt sich auf die direkt damit in Berührung kommenden Gewebe.

In höherer Konzentration kann Formaldehyd folgende Probleme auslösen:

  • Ihre Augen brennen.
  • Sie fühlen ein Stechen in der Nase und im Hals.
  • Sie bekommen wässrigen Schnupfen oder Ihre Nase verstopft.

Hält die Reizung an, kommt es zu unspezifischen Beschwerden wie

  • Kopfschmerzen,
  • Müdigkeit,
  • Unwohlsein.

Eine Kontaktallergie kann entstehen, wenn Ihre Haut mit Formaldehyd in Berührung kommt. Bekannt ist, dass Formaldehyd die klinischen Symptome einer bestehenden Hausstaubmilbenallergie verstärken kann. Nicht eindeutig bewiesen ist, ob auch niedrige Konzentrationen des Gases, wie sie in Wohn- und Aufenthaltsräumen üblich sind, ein Risiko für Allergien und Asthma darstellen. Der Stoff steht allerdings unter Verdacht, Asthma bei Kindern zu begünstigen.

Sinkt die Konzentration von Formaldehyd wieder ab, vergehen die Reizungen und Beschwerden bald wieder, es bleiben keine Gewebeschäden zurück. Bei höherer Konzentration des Stoffs in der Luft nehmen die Beschwerden zu und er kann die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum schädigen. Besteht eine erhöhte Konzentration über Monate oder Jahre, kann Formaldehyd ihre Lungenfunktion beeinträchtigen und das Risiko für chronische Atemwegserkrankungen erhöhen.

Formaldehyd gilt als krebserregend

Bleibt die Schleimhautschädigung bestehen, begünstigt die Chemikalie die Entwicklung von Tumoren im Nasen-Rachen-Raum. Die EU hat Formaldehyd 2014 als „kann Krebs erzeugen“ (Kategorie 1 B gemäß CLP -Verordnung) eingestuft. Diese Kategorie bedeutet, dass auf Basis tierexperimenteller Daten davon auszugehen ist, dass eine Substanz beim Menschen Krebs erzeugen kann. So zeigte sich, dass Ratten, die wiederholt hohe Konzentrationen von Formaldehyd eingeatmet hatten, im Laufe ihres Lebens Tumore in der Nasenhöhle bildeten.

Einige Studien, die die Auswirkungen von hohen Formaldehyd-Belastungen am Arbeitsplatz untersuchten, fanden bei den exponierten Personen im weiteren Verlauf ihres Lebens mehr Fälle von Krebs in der Nasenhöhle und im Nasenrachenraum. Andere Studien an Arbeitnehmern wiederum konnten diese Befunde nicht bestätigen. Daher erfolgte keine Einstufung in die höchste Kategorie 1A (Stoffe, die bekanntlich beim Mensch Krebs erzeugen).

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Wie können Sie Ihre Gesundheit vor Formaldehyd schützen?

Zwar regelt in Deutschland die Chemikalien-Verbotsverordnung, dass beschichtete und unbeschichtete Holzwerkstoffe (Span-, Tischler-, Furnier- und Faserplatten) bestimmte Grenzwerte einer Ausdünstung von Chemikalien, darunter Formaldehyd, nicht überschreiten dürfen. Das gleiche gilt für Putz-, Wasch- und Pflegemittel. Doch kann eine Ansammlung von Möbeln, Bodenbelägen, Verputzen und Wandfarben zusammen so viele unerwünschte Stoffe ausdünsten – und zwar jahrelang –, dass sie die Grenzwerte für die Raumluft übersteigen.

Besonders anfällig für die Luftbelastung sind Sie während der Ruhephase nachts im Schlafzimmer. Umso gefährlicher ist, dass beispielsweise Matratzen mit Formaldehyd eingesprüht werden, um sie widerstandsfähiger gegen Flecken, Schimmel und Milben zu machen.

Mit folgenden Strategien können Sie Formaldehyd meiden:

  • Setzen Sie auf unbehandelte Holzmöbel.
  • Wählen Sie alternative Materialien wie Metall oder Edelstahl.
  • Greifen Sie zu Produkten, die mit einem Verbrauchersiegel gekennzeichnet sind, beispielsweise dem „Blauen Engel“.
  • Fordern Sie von Herstellern Belege für die Unbedenklichkeit ihrer Produkte.
  • Lüften Sie regelmäßig.
  • Verbessern Sie das Raumklima mit luftreinigenden Pflanzen. Achten Sie im Schlafzimmer darauf, dass sie sich dafür eignen. Beispielsweise kann die Efeutute Formaldehyd aus der Raumluft filtern, ebenso Aloe Vera und Bogenhanf.
  • Kaufen Sie Stoffe in Ökoqualität.
  • Meiden Sie knitter- und bügelfreie sowie schmutzabweisende Materialien, die vermutlich mit Formaldehyd behandelt wurden. Waschen Sie alle Kleidungsstücke, bevor Sie sie auf der Haut tragen.
  • Auch in Kosmetik kann Formaldehyd stecken. Sie finden den Stoff auf der Inhaltsliste unter folgenden Namen: DMDM Hydantoin und Dihydroxyaceton, kurz DHA, Imidazolidinyl-Harnstoff, Imidazolidinyl-Urea, 2-Bromo-2-Nitropropane-l,3-Diol, Bronopol, Bronidox, 5-Bromo-5-Nitro-l,3-Dioxane, Diazolidinyl-Harnstoff, Diazolidinyl-Urea und Hydroxymethylglycinate

Quelle