Fotografen schaffen kraftvolle Hommage an die Kuh

16.04.2019 14:00

Rund um den Globus haben Werner Lampert und ausgewählte Fotografen die schönsten, seltensten und ursprünglichsten Rinder aufgespürt und in ihrer natürlichen, nicht minder spektakulären Umgebung fotografiert. Die dabei entstandenen Bilder zeugen von großem Respekt für ein oft unterschätztes Tier

Tiroler Grauvieh, Österreich

Stolz wirken die silbrigen bis eisgrauen Rinder, die in Nord- und Südtirol auf den Almen weiden. Sieben Monate im Jahr sind die robusten Tiere im Gebirge, was ihre Milch besonders schmackhaft macht. Das Tiroler Grauvieh zählt zu den ältesten Kuhrassen des östlichen Alpenraums und tatsächlich wirken die langlebigen Tiere ein wenig so, als kämen sie aus einer anderen Zeit

Ankole, Uganda

Das nomadische Verhalten ist den in Afrika beheimateten Ankole-Rindern noch ins Blut geschrieben. 20 Kilometer legen die Tiere zurück, um auf ihre Weiden zu kommen - bis zu drei Tage lang sollen sie ohne Wasser auskommen können. Der ganze Stolz dieser majestätischen Tiere sind ihre Hörner, die wahrscheinlich dem Temperaturausgleich dienen und den Ankole-Rindern so das Leben nahe des Äquators ermöglichen.

Die Rinder sind das wichtigste Gut der Menschen in Uganda. Sie sind der Reichtum ihrer Halter und bestimmen die soziale Stellung in der Gesellschaft. Ankole werden nicht verkauft, sondern sind Mitgift, Versöhnungsgabe oder Geschenk. Und so ist auch das Verhältnis von Mensch und Tier verbindlich und respektvoll

Sacha Ynaga, Russland

Wer sie erblickt, ist gefesselt von ihren Augen, die ihr Gegenüber mit voller Kraft und Vitalität aufmerksam betrachten: Die jakutischen Sacha Ynaga Rinder leben in einem der extremsten Lebensräume der Erde - im Norden Sibiriens sind Temperaturunterschiede von bis zu 100°C im Jahr keine Seltenheit. Die Tiere haben sich hervorragend an die harten Bedingungen im Land des Permafrostes angepasst und besonders die Lebensgemeinschaft mit dem Menschen sichert ihr Überleben.

Das Volk der Sacha lebt mit den Tieren unter einem Dach, die Wände ihrer Häuser sind mit dem Dung der Rinder isoliert. Von Mai bis September weiden die Rinder auf den Wiesen, während des harten Winters leben die Tiere im Stall und werden zum Trinken tagsüber an die umliegenden Flüsse getrieben. Über das Jahr geben die Kühe etwa 1000 Liter Milch - eine Voraussetzung für ein autonomes Leben im Nordosten Sibiriens

Salers, Frankreich

Scheint die Sonne auf das Fell der Salers, bekommt es eine sattrote Färbung. An glühende Lava erinnern dann die Tiere, die einer Legende nach vor 4 Millionen Jahren entstanden. Als der damals noch aktive Vulkan Cantal erlosch, soll Petrus dermaßen betrübt gewesen sein, dass er die roten Feuerbälle kurzerhand in Rinder der gleichen Farbe verwandelte.

Heute weiden die Salers-Rinder an den Hängen der einstigen Vulkane, die die hügelige Landschaft der Region Auvergne-Rhône-Alpes geformt haben. Die ruhigen Kühe bilden eine Kulturgemeinschaft mit den Bauern der Region, die die Tiere nicht im Stall, sondern draußen auf den Weiden melken, wo sie das ganze Jahr verbringen

Shorthorn, Großbritannien

Ihre kurzen, geschwungenen Hörner und ein kräftiger Körperbau sind allen Shorthorn-Rindern gemein, die ansonsten sehr unterschiedlich aussehen: Ihr Fell ist mal weiß, mal grau, mal braun und auch der Charakter der Tiere ist so vielfältig wie ihr Erscheinungsbild. Die Region North Yorkshire gilt als Geburtsstätte der Shorthorns, die in den wilden Heidelandschaften leben und einen sehr ausgeprägten Herdeninstinkt besitzen.

Im Laufe des 19. jahrhunderts entwickelten sich die Shorthorns zur Weltrasse. Heute gibt es die Rinder, die oft mit anderen Rinderrassen eingekreuzt wurden, in den unterschiedlichsten Arten

Criollo Patagónico, Argentinien

Wie viele Criollos auf der Halbinsel Avellaneda im patagonischen Nationalpark Los Glaciares leben, weiß niemand so genau. Doch sicher ist, dass hier die letzten Criollos leben, die ab dem 16. Jahrhundert von Spanien nach Amerika gebracht worden sind. Die Menschen, in der Region um den Lago Argentino, nennen die Rinder baguales, ungezähmte Tiere

Hariana, Indien

In Indien gelten Kühe als Gottheiten - so auch die Harianas. Berührt ein Mensch den Rücken eines Harianas, wird die Sonnenenergie über die Kuh an ihn weitergegeben, so die Sage. Auch der Hariana-Urin soll Wunder bewirken - aus dem destillierten Urin werden "Heilmittel" hergestellt. Die hitzetoleranten Rinder werden in Indien aber auch zur Milcherzeugung gehalten

Maremmana, Italien

Viele Legenden ranken sich um die Herkunft der riesigen und stolzen Maremmanas, die in der südlichen Toskana gehalten werden - kein Wunder, wirken die  Rinder mit ihren geschwungenen Hörnern doch fast wie Fabelwesen.

Im Parco Regionale della Maremma, der "Serengeti der Toskana", leben die Tiere fast wild. Von Züchterseite wird nur eingegriffen, um Inzucht zu vermeiden. Maremmanas leben das ganze Jahr über im Freien und gelten als krankheitsresistent und stark. Früher wurden sie wegen ihrer Kraft als Arbeitstiere eingesetzt, heute ist ihr Bestand gefährdet

Eringer, Schweiz

Die heute im Schweizer Wallis verbreiteten Eringer sind zwar eher kleine Tiere, zeichnen sich aber durch ihre unglaublichen Muskeln und kräftigen Hörner aus. Die Rinder sind nicht nur ausgesprochen mutig, sondern zugleich auch sehr anpassungsfähig und anspruchslos. Mit ihrem dunklen Fell und dem breiten Kopf sind es wahrlich beeindruckend Tiere

Bison, USA und Kanada

Als die ersten Europäer in der "Neuen Welt" eintrafen, gab es um die 30 Millionen Bisons im Nordamerika. Damals staunten die Menschen über die riesigen Bisonherden, die durch das weite Grasland der "Great Plains" streiften. Noch bis ins 19. Jahrhundert bildeten die Bisons für verschiedene Stämme der amerikanischen Prärieindianer die wichtigste Lebensgrundlage.

Doch innerhalb von nur 20 Jahren, zwischen 1865 und 1885, verschwanden die Tiere in gigantischer Zahl. Die Bisons fielen dem Strategiewechsel der neuen Herren zum Opfer: Der Bau von Eisenbahnstraßen durch bisher unberührte Gegenden und die Bekämpfung der Indianerstämme sowie benötigter Raum für den groß angelegten Ackerbau und die aufkommende Viehwirtschaft sorgten beinahe für das Ende der Bisons. Heute leben nur noch etwa 30.000 Bisons in freier Wildbahn

Das Buch zur Fotostrecke

Der Bildband "Die Kuh - Eine Hommage" bündelt ausdrucksstarke Fotografie mit spannenden Fakten und mitunter poetischen Texten über die Welt der alten Rinderrassen. Das über 450 Seiten umfassende Buch ist bei teNeues erschienen

Quelle