Französische Medien berichten: Modezar Karl Lagerfeld ist tot

19.02.2019 15:49

Schwarze Sonnenbrille, weißer Mozartzopf, steifer Vatermörderkragen und Ringe an jedem Finger: So wird die Welt Karl Lagerfeld im Gedächtnis behalten.

Der Modezar ist tot! Er starb im Alter von 85 Jahren in Paris.

Laut dem Magazin „Paris Match“ wurde er Montagabend in die Notaufnahme gebracht, starb Dienstagmorgen im Krankenhaus. Chanel bestätigte am Dienstag in Lagerfelds Geburtsstadt Hamburg seinen Tod. Lagerfeld arbeitete seit fast vier Jahrzehnten als Kreativdirektor für das Modehaus.

Große Sorgen um seinen Gesundheitszustand hatte es bereits gegeben, nachdem Lagerfeld im Januar bei der Chanel-Modenschau in Paris nicht aufgetreten war.

Eine Mode-Kritikerin sagte, sie könne sich nicht erinnern, dass er in seiner Zeit bei Chanel je eine Schau verpasst hätte. Offiziell hieß es damals: Die Mode-Legende sei einfach zu erschöpft gewesen.

Danach veröffentlichte Lagerfeld noch ein Instagram-Video – und erschreckte Fans mit eingefallenen Wangen, maskenhafter Mimik und verwaschener Aussprache.

Vergangenen April hatte King Karl in einem großen Interview mit dem Magazin „Numéro“ noch über das Älterwerden gesagt: „Im Moment leide ich nicht so schlimm. Die Ärzte haben mich voll durchgecheckt, ich hatte jeden Test, den es unter der Sonne gibt. Sie haben nichts gefunden – wir können in zehn Jahren noch einmal drüber reden.“

Geboren wurde Lagerfeld am 10. September 1933 in Hamburg, als Sohn des „Glücksklee“-Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld. Er habe sich schon immer für Kleider interessiert, ohne zu wissen, dass man das Mode nenne, sagte Lagerfeld einmal in einem seiner zahlreichen Interviews.

2008: Karl Lagerfeld zusammen mit Donatella Versace

Ein Wettbewerb war sein Sprungbrett

Seine Karriere fing 1955 mit einem Wettbewerb an: Lagerfeld schickte Zeichnungen eines Wollmantels an das Internationale Wollsekretariat (IWS) – und gewann. Er selbst sagte später in einem Dokumentarfilm darüber: „Es ist doch unglaublich, dass ich mein professionelles Leben mit einem Wettbewerb mit 200 000 Mitbewerbern begonnen habe. Das ist doch Zufall: Denn wer kann sagen, dass von 200 000 Zeichnungen meine die beste war?“

Lagerfeld führte danach in Paris große Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg, kam 1983 als Kreativdirektor zu Chanel.

Der deutsche Modeschöpfer rüttelte die traditionsreiche Luxusmarke aus ihrem Dornröschenschlaf. Die typischen Tweedstoff-Jacken poppte er mit Bändern und Fransen neu auf, Haute-Couture-Kleider kombinierte er mit Sportschuhen. Kollektionen unter seinem eigenen Namen entwarf er ab Mitte der 70er Jahre, er schickte die schönsten Models über die Laufstege, darunter Claudia Schiffer und Inès de la Fressange.

Legendär waren Lagerfelds Aussprüche. Über seine Haut sagte er: „Ich gehe nicht mehr in die Sonne. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich will nicht aussehen wie eine alte Schildkröte.“ Über seine Ausbildung sagte der Besitzer von 300 000 Büchern: „Ich habe ja im Grunde nie etwas gelernt. Ich habe nicht einmal Abitur gemacht und nix.“ Vernichtend war das Urteil des Modezaren über Freizeitkleidung: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Lagerfelds unermüdlicher Gestaltungswille beschränkte sich nicht nur auf die Haute-Couture. Für Aufsehen sorgte 2004 seine Ankündigung, kostengünstige Mode für den schwedischen Discount-Modefilialisten H&M zu entwerfen. Lagerfeld war der erste Design-Kooperationspartner. Ihm folgten unter anderem Lanvin und Versace.

Frankreichs Presse nannte Lagerfeld wegen seiner rastlosen Kreativität auch „König der Maßlosigkeit“ oder „Karl den Großen“. Eine Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 814 König des Frankenreichs war, das unter ihm zu seiner größten Ausdehnung und Machtentfaltung fand.

Karl Lagerfeld 1982 in seiner Heimatstadt Hamburg

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