Die heute 23-jährige Studentin Ally Opfer lebte bei ihren Eltern in Cleveland, einer Stadt im US-Bundesstaat Ohio, als sich ihr Leben im Dezember 2016 plötzlich für immer verändere.
Als Ally am 21. Dezember 2016 aufwachte, war sie bester Laune, denn sie würde gemeinsam mit ihrem Cheerleading-Team zu einem Basketballspiel fahren. Leider plagten sie an diesem Tag stetig stärker werdende Unterleibsschmerzen, die sie jedoch auf ihre herannahende Periode schob.
Auch in der folgenden Nacht litt Ally unter den Krämpfen, die sich weder mit schmerzlindernden Tabletten noch mit einem Heizkissen mildern ließen; ganz im Gegenteil: Die Schmerzen wurden so schlimm, dass sie der jungen Cheerleaderin den Schlaf raubten.
Am nächsten Morgen erzählte Ally ihren Eltern von ihren ungewöhnlich starken Regelschmerzen. Trotzdem, und vor allem weil Ally nicht wegen eines gewöhnlichen Frauenleidens den Teufel an die Wand malen wollte, half sie ihrem Vater sogar noch, ein Sofa in den zweiten Stock zu tragen. Diese körperliche Anstrengung gab der 23-Jährigen jedoch den Rest – mit kaum auszuhaltenden Krämpfen schleppte sie sich zurück in ihr Bett in der Hoffnung, endlich erholsamen Schlaf zu finden.
Als die Krämpfe auch zum Abend hin immer schlimmer wurden, und in unterschiedlich langen Abständen kamen, entschied die Familie, einen Schwangerschaftstest zu machen — das Ergebnis war jedoch negativ.
Den Vorschlag ihrer Eltern, ins Krankenhaus zu fahren, lehnte Ally jedoch vehement ab, da es ihr in den schmerzfreien Phasen vergleichsweise gut ging und sie auf keinen Fall wegen gewöhnlicher Menstruationsprobleme in die Klinik wollte. Gegen 23 Uhr jedoch wurden die Schmerzen so intensiv, dass Ally doch ärztlichen Rat aufsuchen wollte.
Im Krankenhaus angekommen wurde sie umgehend untersucht und berichtete den Ärzten von ihrem negativen Schwangerschaftstest und der Tatsache, dass sie alles andere als schwanger aussah; das folgende Foto zeigt die junge Studentin im Übrigen hochschwanger.
Aufgrund der Beschwerden vermutete der Arzt schließlich Nierensteine als Ursache, denn Allys Blutwerte deuteten auf eine Infektion hin, zudem war ihr Blutdruck besorgniserregend hoch; um seine vorläufige Diagnose zu bestätigen, ordnete der Arzt eine Ultraschalluntersuchung an.
Das Gespräch nach dieser Untersuchung wird Ally jedoch nie vergessen, denn ihr wurde mitgeteilt, dass sie keineswegs unter Nierensteinen litt.
„Dann fragte mich der Arzt: 'Waren sie jemals schwanger?' Ich antwortete natürlich mit Nein. Darauf sagte er: 'Nun, wie es aussieht, sind Sie in der 39. Schwangerschaftswoche und ihr Muttermund ist bereits 10 cm geöffnet. Sie haben starke Presswehen und wir müssen Sie dringend in den Kreißsaal bringen und das Kind auf die Welt holen.'“ Als Ally diese Worte hörte, stand ihre Welt still. In absoluter Schockstarre konnte sie keinen klaren Gedanken fassen: „Ich wusste nicht, dass ich schwanger bin.“
Ally wurde schnellstmöglich in den Kreißsaal gebracht, ohne dass sie es wirklich mitbekam. Ihre Gedanken bewegten sich im Kreis. Ihre Emotionen spielten verrückt: Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit und Panik stiegen in der jungen Frau auf. Wie konnte es sein, dass sie die Schwangerschaft nicht bemerkt hatte? War mit dem Baby alles in Ordnung? Immerhin war sie bei keiner Vorsorgeuntersuchung gewesen und betrieb als Cheerleaderin eine Extremsportart, die für werdende Mütter definitiv nicht geeignet ist.
Eine Untersuchung im Kreißsaal zeigte zudem, dass es dem ungeborenen Kind zwar gut ging, es sich aber in Steißlage befand, die eine natürliche Geburt unmöglich machte. Zusätzlich verschlechterte sich Allys Zustand rapide; ihr Blutdruck schnellte in ungeahnte Höhen. Offenbar litt die werdende Mutter unter einer besonders schweren Form von Präeklampsie, einer Schwangerschaftsvergiftung, die für sie und das Kind tödlich enden kann.
Daher musste Ally sofort für einen Notkaiserschnitt vorbereitet werden. Währenddessen wich ihre Mutter nicht von der Seite ihrer Tochter, denn Ally befand sich in einer Art Trancezustand. Noch immer konnte sie nicht begreifen, was geschah – sie war mit der Situation völlig überfordert.
Als jedoch in den frühen Morgenstunden des 23. Dezember 2016 um 3:31 Uhr ein Babyschrei durch den Operationssaal hallte, begann Ally unter Tränen zu begreifen, dass sie gerade Mama geworden war.
Während sich Ally und ihr Sohn Oliver von den Strapazen der Geburt erholten, feierten sie ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest im Krankenhaus. Nur wenige Tage später konnten sie endlich nach Hause und ein gemeinsames Leben beginnen: „Ich war so aufgeregt, Oliver sein Zuhause zu zeigen und das Leben mit ihm zu meistern. Ich bekam so viel Hilfe von meiner ganzen Familie. Allein Mutter zu werden, ist eine riesige Umstellung, aber unerwartet Mutter zu werden, das lässt sich nicht in Worte fassen.“
Schwanger sein und es nicht bemerken? Das scheint für Außenstehende vollkommen unvorstellbar. Jedoch sind Schwangerschaften, die sehr spät oder wie in diesem Fall bis zur Geburt gar nicht festgestellt werden, gar nicht so selten, wie man glaubt. Zu über 200 solcher Geburten kommt es allein in Deutschland jedes Jahr. Sämtliche Symptome werden schlichtweg ins Unterbewusstsein geschoben, vor allem wenn Frauen sich in einer Lebenssituation befinden, in die gerade kein Kind passt.
Ally und Oliver haben sich jedoch schnell aneinander gewöhnt und sich ein gemeinsames glückliches Leben aufgebaut. Der Kleine ist heute über ein Jahr alt und erfreut sich bester Gesundheit. Die junge Cheerleaderin hat sich zu einer wundervollen Mutter entwickelt, die den Rest ihres Lebens mit ihrer größten Überraschung verbringen wird: Oliver.