Außenministerin Annalena Baerbock will ihr Konzept für eine feministische Außenpolitik vorantreiben. Auch in der Mongolei findet es bei einer Konferenz Anklang.
Außenministerin Annalena Baerbock ist in der Mongolei eingetroffen und setzt darauf, dass künftig mehr Frauen bei Missionen zur internationalen Krisenbewältigung dabei sind. "Die Beteiligung von Frauen ist ein Gradmesser für den Zustand unserer Gesellschaften", erklärte die Grünen-Politikerin bereits vor dem Abflug zu einer Konferenz zur feministischen Außenpolitik in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Sie ergänzte: "Wo alle Menschen gleiche Rechte und Chancen haben, profitieren alle." Zu dem Treffen werden heute Teilnehmerinnen aus Asien, Afrika und Europa erwartet.
Die Mongolei gehört nach Angaben von Baerbock seit Jahren zu jenen Ländern, die die meisten Frauen in Peacekeeping-Operationen der Vereinten Nationen entsenden. Sie interessiere, was man von diesen Erfahrungen für die deutsche Beteiligung an UN-Missionen lernen könne. Die Mongolei war lange gemeinsam mit Deutschland in einer friedenserhaltenden Mission in Afghanistan engagiert gewesen. Das Land wird als einer der zuverlässigsten Truppensteller geschätzt.
Frieden, Klima, Nahrung
Neben Batmunkh Battsetseg (Mongolei) sind Baerbock und Catherine Colonna (Frankreich) Gastgeberinnen des Treffens der Außenministerinnen. Mit dem Konzept der feministischen Außenpolitik will Baerbock Frauen etwa stärker als bisher in Konfliktlösungsmechanismen für internationale Krisen einbinden.
Die Gastgeberin hat drei Themen für das Außenministerinnen-Treffen vorgeschlagen: Die Rolle von Frauen in der Förderung von Frieden und Sicherheit, Klimawandel und Nahrungsmittelsicherheit. Es geht auch um "Probleme für die internationalen Beziehungen" und mögliche Lösungen. Der Krieg Russlands in der Ukraine wird nicht ausdrücklich genannt, dürfte aber auch angesprochen werden.
Balanceakt zwischen China und Russland
Die nur 2,75 Millionen Einwohner zählende Mongolei ist flächenmäßig nach Kasachstan der zweitgrößte Binnenstaat der Welt – etwa viermal so groß wie die Bundesrepublik. Der demokratische Staat ist geografisch eingeschlossen zwischen Russland und China. Die Lage erfordert einen Balanceakt zwischen den beiden totalitären Nachbarn. So fiel die Reaktion der Mongolei auf die russische Invasion in der Ukraine verhalten aus. Auch enthielt sie sich bei den Abstimmungen der UN-Vollversammlung, die Russland kritisierten.
Die Mongolei gehört zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt. Zu ihren Bodenschätzen gehören Kohle, Kupfer und Gold sowie sogenannte Seltene Erden, die zum Beispiel für in Windkraftanlagen eingesetzte Dauermagnete gebraucht werden.
Ein Prozent der mongolischen Bevölkerung spricht Deutsch
In der Mongolei sind heute etwas mehr Frauen als Männer in Bildungseinrichtungen vertreten und stellen die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung. Seit 1998 hatte die Mongolei schon drei Außenministerinnen – seit 2021 Battsetseg. Anerkennend erklärte Baerbock, die Mongolei entwickele Strahlkraft weit über die eigene Nachbarschaft hinaus. Wegen ihrer exponierten geografischen Lage suche sich das Land "dritte Nachbarn", enge Partner auch weit weg von den mehr als 8000 Kilometer langen Grenzen mit Russland und China. Deutschland sei ein solcher "dritter Nachbar", da die Demokratien der Welt zusammenstehen müssten.
Schon vor 100 Jahren kamen die ersten mongolischen Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten nach Deutschland. Heute spricht ein Prozent der Bevölkerung Deutsch. Beide Länder arbeiten eng zusammen – etwa bei den archäologischen Ausgrabungen in der alten Hauptstadt des Mongolenreiches Karakorum, bei Rohstoffen oder der internationalen Friedenssicherung.