Fünf einfache Wege gegen den Plastikkollaps Und sie kosten noch nicht einmal extra Geld

25.02.2018 06:45

Eine junge Möwe hat sich in einem Knäuel aus Plastikfäden verfangen und ist grausam verendet. Plastikprodukte benutzen wir Menschen seit nicht einmal 100 Jahren – aber sie sind schon jetzt ein Riesenproblem

Foto: NABU/J. Baer

von: DOROTHEA MEADOWS UND KAREN VON GUTTENBERGveröffentlicht am

Niemand von uns will an elendig verreckende Tiere denken, wenn wir die nächste Wegwerf-Wasserflasche aus Plastik öffnen.

Sollten wir aber!

Denn Plastik vermüllt unsere Welt. Rund zehn Millionen (!) Tonnen des unkaputtbaren Materials landen jährlich in unseren Weltmeeren und töten mehr als eine Million Seevögel und 100 000 Säugetiere, die sich im Müll verfangen oder ihn schlucken, berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Bedrohung ist dabei ganz nah.

In Ipojuca (Brasilien) finden Strandgäste im Januar diese Meeresschildkröte, die an Plastikmüll erstickt ist

Foto: LatinContent Editorial/Getty Ima

BUND-Meeresschutz-Expertin Nadja Ziebarth sagte zu BILD: „In der südlichen Nordsee konnten durchschnittlich elf Kilogramm Müll pro Quadratkilometer ermittelt werden. Ein Großteil davon kommt vom Land über die Flüsse ins Meer.“

Und am Ende des Plastikkreislaufs sind auch wir Menschen in Gefahr. So wurde bei einer Untersuchung von mehr als 300 verschiedenen Fischarten in Nord- und Ostsee – darunter Speisefische wie Heringe, Schollen und Sprotten – in 69 Prozent der Proben wurden winzige Körnchen Mikroplastik nachgewiesen.

Müllberge türmen sich an der Küste vor Jakobshavn auf Grönland. Der Abfall wird von den Atlantikwellen angeschwemmt – tonnenweise

Foto: Universal Images Group/Getty Ima

450 Jahre dauert es, bis eine Plastikflasche zersetzt ist. Das sollten wir im Hinterkopf haben, wenn wir beim nächsten Einkauf Wegwerf-Flaschen oder unsere fünf in Kunststoff abgepackten Salami-Scheiben kaufen. Dabei ist es ganz einfach, etwas zu tun. Der BUND nennt das „Plastikfasten“ – und das kostet keinen Cent extra.

Ein Möwenküken konnte sich auf der Vogelinsel Trischen nicht mehr aus dem Gewirr von Plastikschnüren befreien

Foto: NABU/J. Baer

Hier sind fünf einfache Möglichkeiten, Plastikmüll zu vermeiden!

1. Keine Plastiktüten benutzen

Sechs Milliarden Plastiktüten werden jährlich in Deutschland verbraucht – und landen danach meistens sofort im Müll. Einkaufsbeutel aus Stoff kann man hingegen wieder und wieder nutzen! Wesentlich stabiler sind sie auch noch.

In Plastiktüten abgepackter, vorgeschnibbelter Salat: Praktisch für uns, aber tödlich für die Umwelt

Foto: picture alliance / dpa

Das Gleiche gilt bei Obst und Gemüse: Vier Äpfel eingeschweißt in Plastik, von denen man aber nur zwei haben will? Mal ernsthaft: Wer braucht das? Einzelne Früchte oder Gemüse zu kaufen spart nicht nur Müll, sondern auch Geld, weil man nur die Menge kauft, die man tatsächlich braucht.

Justin Hofman aus den USA schaffte es mit diesem Foto eines Seepferdchens, das sich an ein Ohrenstäbchen klammert, ins Finale des Wettbewerbs „Wildlife Photographer of the year 2017“

Foto: Justin Hofman/ Wildlife Photogra

2. Plastikverpackungen im Laden lassen

Die Umverpackungen für alle möglichen Supermarktprodukte kann man einfach im Laden lassen. Das ist unser gutes Recht: Der Handel muss hierfür entsprechende Sammelboxen zur Verfügung stellen. So schleppen wir nicht einen Haufen Müll nach Hause und Handel und Hersteller werden gezwungen, sich dem Problem Verpackungsmüll zu stellen.

An einem Tropenstrand liegen angeschwemmter Plastikmüll, eine Glasflasche und ein verendeter Fisch

Foto: E/Getty Images

Auch eine Maßnahme gegen Verschwendung: Wurst und Käse an der Frischetheke oder beim Fachhändler kaufen, dort werden sie in viel weniger Papier oder Folie gepackt. Bei einigen Ketten wird damit experimentiert, die Kunden ihre eigenen Boxen mitbringen zu lassen, um Müll gar nicht erst zu produzieren.

Wer Kaugummi kaut, nimmt winzige Mengen des Kunststoffs Polyvinylacetat zu sich, der bei Laborratten Krebs ausgelöst hat

Foto: privat

3. Mehrweg statt Einweg

Kaffeebecher aus Plastik und Pappe, Getränke und Milchprodukte in Wegwerfflaschen, Strohhalme und Einwegbesteck: alles Abfall. Glasflaschen nach Hause zu schleppen ist schwer, erleichtert aber das Gewissen.

Superpraktisch, aber superbelastend für die Umwelt: Wegwerf-Windeln

Foto: picture alliance / JOKER

Auch Einmalwindeln sind ein Umweltschreck. Sie sind in keiner Weise nach ihrer Benutzung noch mal verwertbar – und das liegt nicht an ihrem Inhalt. Stoffwindeln kosten nur in der Anschaffung Geld. Danach können sie gewaschen und immer wieder verwendet werden.

4. Kosmetik ohne Mikroplastik

Auf Kosmetikprodukte, die winzige Plastikteilchen (sogenanntes Mikroplastik) enthalten, sollte unbedingt verzichtet werden. Diese werden zum Beispiel in Peelings, Duschgels, Zahnpasta oder Hautcremes eingesetzt. Kleiner Tipp: Ein Bürstchen fürs Gesichtspeeling tut es auch und kostet nur einen Bruchteil.

5. Einfach mal aufräumen

Gutes tun können wir auch, indem wir herumliegenden Plastikmüll, den es ja leider überall in der Landschaft und in den Städten gibt, einsammeln und entsorgen.

Es ist zwar mehr Arbeit, entlastet aber unsere Umwelt: Bei Parties NICHT zum Wegwerfgeschirr aus Plastik greifen, sondern lieber zum normalen Porzellan

Foto: hues - Fotolia

Das kann sogar Spaß machen, wenn alle mit anpacken. Der BUND führt regelmäßig Müllsammelaktionen an den großen Flüssen, in Zingst und auf den ostfriesischen Inseln durch.

Damit unsere Meere überleben. Und damit das, was wir wegwerfen, nicht irgendwann unsichtbar wieder auf unserem Teller landet 

 

 

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