Seit dem Jahr 2000 ist es in Vietnam offiziell verboten, mit Schuppentieren zu handeln. Du kennst Schuppentiere nicht? Dann solltest du diese asiatischen Tierchen, die eine besondere Vorliebe für Ameisen haben, dringend kennenlernen. Bei einer Wanderung durch den Tropenwald Thailands, Sumatras oder Vietnams könnten dir die friedlichen Tiere mit der langen Zunge über den Weg laufen.
Leider findet man inzwischen kaum noch Exemplare der kuriosen Tierchen. Denn seit den 1990er Jahren ist ihre Population um etwa 80 Prozent zurückgegangen und sie sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Grund dafür ist neben der Zerstörung ihres Lebensraumes durch Abholzung vor allem die illegale Jagd auf die niedlichen Säugetiere.
Der Handel mit den Tieren erklärt sich sowohl durch die Schuppen der Säugetiere, welche noch heute für die Herstellung traditioneller chinesischer Arzneimittel benutzt werden, als auch dadurch, dass immer noch Menschen das Fleisch als Delikatesse ansehen und nicht darauf verzichten wollen. Menschen in Vietnam und China gelten als Hauptabnehmer.
Dass der illegale Handel mit Schuppentieren immer noch ein großes Thema ist, beweist ein trauriger Fund, den vietnamesische Tierschützer kürzlich machten, und der in dem folgenden Video festgehalten wurde:
Die Aufnahmen zeigen Helfer der Organisation „Save Vietnam’s Wildlife“, eine Partnerorganisation der deutschen Welttierschutzgesellschaft e.V., bei der Rettung von über 114 Schuppentieren. Diese waren, damit sie sich nicht mehr bewegen konnten, in Netze gesteckt und so in den Kofferraum eines Autos gestopft worden, das sie von Hanoi (Vietnam) nach China bringen sollte. Auf dem Video ist zu erkennen, dass die Tiere in den Netzen sogar aufeinander gestapelt wurden und somit noch weniger Bewegungsfreiheit hatten. Nachdem sie die verschnürten Tiere aus dem Wagen geholt haben, machen sich die Helfer daran, sie aus den Netzen zu befreien.
Bei der Befreiung der Tiere entdecken die Helfer ein Jungtier, das unter dem Körper seiner Mutter verborgen war. Das Jungtier kann nicht länger als ein paar Stunden alt sein, denn es hängt noch an der Nabelschnur seiner Mutter. Außerdem hat es noch nicht die festen, charakteristischen Schuppen eines großen Tieres, denn diese bilden sich erst in den ersten Tagen nach der Geburt. Auf den ersten Blick scheinen sowohl Mutter als auch Baby keine äußeren Schäden davongetragen zu haben. Dennoch werden sie wie die anderen Tiere ins Nationalparkzentrum gebracht.
Nach ausführlicher Untersuchung können sich Mutter und Neugeborenes, warm auf Heu und Stroh gebettet, von den Strapazen erholen. Weitere Aufnahmen einige Tage später zeigen, dass das Jungtier bereits dunklere und härtere Schuppen entwickelt hat und viel lebendiger wirkt als am Anfang. Seine Mama dagegen versucht immer wieder, sich einzuwickeln, wie es typisch für die Schuppentiere ist. Kein Wunder, dass sie nach der Quälerei, die sie erlebt hat, Menschen nicht mehr vertraut.
Die Tierpfleger von Save Vietnam’s Wildlife werden Mama und Jungtier zusammen mit den anderen geretteten Schuppentieren beobachten und wieder langsam an das Leben in der freien Wildbahn gewöhnen. An geeigneten Standorten werden die Schuppentiere dann in ihrer natürlichen Umgebung ausgewildert. Tiere, die Verletzungen oder chronische Krankheiten haben und daher nicht mehr in der Natur überleben können, bekommen ein an ihre Bedürfnisse angepasstes Zuhause in einer Einrichtung des Nationalparks.
Die Welttierschutzgesellschaft und ihre Partnerorganisation „Save Vietnam’s Wildlife“ („Rettet Vietnams Tierwelt“) haben im vietnamesischen Nationalpark Cuc Phuong eine Initiative gegründet, um den Schuppentieren und anderen gefährdeten Bewohnern der Natur Vietnams zu helfen. Gemeinsam wollen die Tierpfleger, Ärzte und Wildhüter den illegalen Handel stoppen und die Menschen für das Thema sensibilisieren.
Neben der Rettung und Pflege von Schuppentieren haben die Helfer von „Save Vietnam’s Wildlife“ weitere Pläne: Beispielsweise fordern sie, im Lehrplan der umliegenden Schulen einen Besuchs des Informationszentrums festzuschreiben. Die Idee ist, dass die Kinder die Natur Vietnams kennen und schätzen lernen. Besucher werden in diesem Zusammenhang über die Bedürfnisse und Lebensweise der Tiere aufgeklärt, sodass sich ihre Population stabilisieren oder im besten Fall erholen kann.
Was für eine tolle Aktion. Dank der Helfer der Welttierschutzgesellschaft können die Schuppentiere wieder in Freiheit leben. Leider war das sicher nicht der letzte Schmuggel, den sie aufdecken müssen. Neben den Jägern müssen auch die Käufer überzeugt werden, die Tiere nicht zu erwerben. Erst dann wird das Geschäft mit Tieren uninteressant. Wenn du in deinem Urlaub in Vietnam oder einem anderen Land Wildfleisch angeboten bekommst, kaufe es auf keinen Fall. Mit bewusstem Verzicht kannst du einen kleinen Beitrag leisten, um diese Verbrechen gegen Tiere zu stoppen.