Harte Corona-Rückschläge für die heimischen Wirte

21.10.2020 12:21

Erst vier, dann zehn, jetzt sechs Personen pro Tisch. Erst keine Maske für Kunden, jetzt überall, außer am Tisch. Erst Gesichtsvisiere, um den Gast mit einem Lächeln zu begrüßen, nun ein drohendes Verbot aus Hygienegründen. Vom verordneten Zusperren und Discos, in denen nicht getanzt werden darf, gar nicht zu sprechen: Kaum eine Branche hat sich seit März so häufig auf neue Regeln einstellen müssen wie die Gastronomie.

Die größte Angst: „Eine Vorverlegung der Sperrstunde“, sagt Sprecher Mario Pulker. Die liegt derzeit bei 1 Uhr österreichweit. Im Westen, wo um 22 Uhr Schluss ist, sperren manche Bars erst gar nicht auf. Spätestens zum Ende des Jahres rechnen Kreditschützer mit einer Pleitewelle.

Im September waren 45.476 Gastro-Mitarbeiter arbeitslos – 40 Prozent mehr als vor einem Jahr. In Wien sind 50 Prozent der Hotel- und Gastrobetriebe zumindest vorübergehend geschlossen.

Reisewarnungen sind ein „Riesenproblem“
Die Wintersaison, wenn sonst händeringend Mitarbeiter gesucht werden, wackelt: „Wenn wir die Reisewarnungen nicht wegbekommen, haben wir ein Riesenproblem“, sagt Pulker. Um das zu verhindern, kooperieren die Wirte. Begrenzen die Gästezahlen, erstellen Hygienekonzepte und sammeln kistenweise Registrierungszettel. „7000 am Tag“, erzählt Pulker von einem Fall, „weil die Stammgäste drei- bis viermal am Tag zum Kaffee kommen und jedes Mal einen neuen Zettel brauchen.“

Kunden vergeht die Lust aufs Ausgehen
Der Aufwand sei immer noch besser, als die Gäste bleiben ganz aus. Fünf bis zehn Prozent weniger Umsatz habe die Branche, weil den Kunden die Lust aufs Ausgehen vergeht. Stattdessen treffen sie sich zu Hause, in Garagen, Wohnungen oder Vereinslokalen. In Letzteren wären Feiern über zehn (ab Freitag über sechs) Personen auch verboten, aber „kontrolliert wird das nicht“, so die Kritik.

Das sagen unsere Wirte zur Sechser-Regel:

Die Branche hat es ohnehin schwer, alle Einschränkungen sind eine zusätzliche Last für uns.

Freddy Reautschnig, St. Kanzian am Klopeiner See (Ktn.)

Ich bin mit allen Maßnahmen einverstanden, die das Virus zurückdrängen und gleichzeitig für die Gastronomie tragbar sind.

Bei uns haben wir platztechnisch die Möglichkeiten. Für kleinere Betriebe wird’s schwierig werden.

Peter Ettel (28), St. Leonhard/Walde (NÖ)

Die 6er-Regel ist o.k. - aber ich hoffe, dass die derzeitigen Vorgaben nicht nächste Woche wieder geändert werden.

Wir Wirte müssen das jetzt akzeptieren, um so unseren Beitrag zur Bekämpfung des Virus zu leisten.

Mit dieser weiteren Regel wird es nun wirklich ernst. Jetzt geht es für viele Wirte in Richtung Existenzbedrohung.

Anna Weber, Ägidihof in Igls (Tirol)

Unverständlich. Ob jetzt zehn oder sechs Personen an einem Tisch sitzen, macht sicher keinen Unterschied.

Egal, ob sechs oder mehr Personen, wichtig ist, dass Gäste kommen. Durch die Regeln haben wir mehr Aufwand.

Wir Wirte haben keine Planungssicherheit mehr, und die Gäste sind zunehmend verunsichert.

Quelle