Hier leben fast 1000 wilde Braunbären - mitten in Europa

09.04.2019 11:23

Im dicht besiedelten Süden Sloweniens lebt eine der größten Braunbär-Populationen der Welt. Drei Fotografen haben sich unter sie gemischt - auch, um der Frage nachzugehen: Wie gelingt das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier?

Der Bär ist in Slowenien der Nachbar des Menschen. Bärenbegegnungen, auch in Siedlungen, sind nicht ausgeschlossen. Hysterie bricht deswegen aber kein aus

In den Regionen Kočevje, Loška Dolina und Notranjska im Süden Sloweniens tummeln sich Hunderte Braunbären. Und ihr Bestand wächst

"Unvergessen ist für mich jener Tag, als ich erstmals eine Bärenmutter mit ihrem frischen Nachwuchs beobachten konnte", erzählt Fotografin Christine Sonvilla. Einige Sekunden lang hielt die Mutter inne und wandte sich einem ihrer Jungen zu. "Ein Moment, der gleichzeitig Kraft und Liebe verströmte und mir die Hoffnung gibt, dass das Wilde in der freien natur eine Zukunft hat."

Braunbären erfüllen eine wichtige Funktion im Ökosystem Wald: In ihrem Fell und mit ihrem Kot verbreiten sie Pflanzensamen

Braunbären leben in Slowenien oft in Sichtweite von menschlichen Siedlungen

Von einem Bild wie diesem träumte der Fotograf Marc Graf schon vor Beginn des Projekts: "Ein Braunbär in einem mitteleuropäischen Wald, dazu eine coole Lichtstimmung." Es gelang ihm mit einer Fotofalle im Frühjahr 2016

Begenungen mit Bären sind fast immer ungefährlich - weil die Tiere vor Menschen flüchten. Nur wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen, kann es brenzlig werden. Dann hilft nur, sich tot zu stellen

Close-Up mit Hintergrund: Ein Braunbär streift in unmittelbarer Nähe slowenischer Dörfer über einen Braunbärenwechsel

Ein Traum von Fotograf Robert Haasmann wird wahr: Er beobachtet eine Braunbär-Mutter mit ihrem Nachwuchs. Und kann eines der drei Jungen beim Klettern fotografieren

Während tagsüber Wanderer zur nahe gelegenen Kirche dieses slownischen Dorfs unterwegs sind, schauen Füchse, Dachse und Braunbären nachts vorbei. Oder - wie diese Bärenmutter mit ihrem Jungen - noch in der Abenddämmerung

Der Bildband "Unter wilden Bären. Der neue Nachbar in unseren Wäldern"ist erschienen im Verlag Frederking & Thaler

Braunbären gehörten noch vor einigen Jahrhunderten zu den ganz normalen Mitbewohnern der Menschen in Mitteleuropa. Und wurden schon im Mittelalter in unzugängliche Gebiete zurückgedrängt. In Deutschland seit 1835 ausgerottet, sorgte schon ein einzelnes Tier, der "Problembär Bruno", im Jahr 2006 für Aufsehen – und wurde erschossen. Auch in Österreich kommen sie bis heute nur vereinzelt vor.

Vollkommen anders die Situation in Slowenien. Im bewaldeten Süden des Landes, das nur etwa so groß ist wie Sachsen-Anhalt, gibt es eine der dichtesten Braunbären-Populationen der Welt: Bis zu 950 Tiere leben hier, Tendenz steigend.

Die Fotografen wollten wissen: Wie leben Mensch und Bär zusammen?

Grund genug für die drei Österreicher Christine Sonvilla, Marc Graf und Robert Haasmann, dem charismatischen Tier mit der Kamera aufzulauern – meist mit Fotofallen. Über einen Zeitraum von drei Jahren reisten die drei immer wieder nach Slowenien, verbrachten Tage auf der Pirsch und in Tarnhütten, beobachteten und fotografierten die Tiere in freier Wildbahn. Und sprachen mit Imkern, Schäfern und anderen Menschen, die teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft der braunen Riesen leben. Ihr Resümee: Es ist möglich, auch anderswo in Europa (wieder) mit Bären zu leben. Wir sollten ihnen eine Chance geben.

Quelle