Er wollte es seinen Gästen gemütlich machen und hat Kaminholz gestapelt. Dafür bekam ein Hotelier mächtig Ärger mit dem Ordnungsamt, bis hin zur gezogenen „Gehe-in-das-Gefängnis“-Karte. Das klingt nach grober Willkür, oder sind die Argumente der Behörde doch nachvollziehbar?
Seit über 20 Jahren schon wird auf dem Grundstück des malerisch gelegenen Inselhotels auf Hermannswerder in Potsdam ordentlich Brennholz gestapelt. Das war auch viele Jahre kein Problem, bis der Hotelbesitzer Burkhart Scholz im Jahr 2016 ein 12-seitiges Schreiben von der Stadtverwaltung erhielt. Darin wurde wortreich erläutert, warum das Brennholz nicht einfach nur ein Stapel, sondern eigentlich ein Bauwerk sei. Denn: Durch seine eigene Schwere sei der Stapel mit dem Boden verbunden und deshalb benötige Scholz dafür eine Baugenehmigung. Außerdem verschandele der große Schwung Holz vor der Hütte das Orts- und Landschaftsbild.
Tatsächlich liegt das Inselhotel in einem Landschaftsschutzgebiet und ist so strengeren Regeln unterworfen. Schon unter anderem die Errichtung eines Bootsstegs, eines Eselgeheges und einer Markise mussten erkämpft werden. Da die Stadtverwaltung ihrem Anliegen aber mit einer saftigen Strafe Nachdruck verleihen wollte, wurde der Holzstapel-Streit zur großen Nummer. 1.000 Euro Strafe plus 250 Euro Verwaltungsgebühr sollte Scholz zahlen, andernfalls drohe ihm eine Zwangshaft!
Der Knastbruder in spe nahm es mit Galgenhumor und machte aus seinem illegalen Holzstapel eine Touristenattraktion samt Ausschilderung. Und auch das Satireformat Extra3 brachte einen Bericht über die feuerholzverrückte Stadtverwaltung.
Nach 4 Jahren kam es schließlich, vielleicht auch ausgelöst durch das Medieninteresse, endlich zur Einigung. Der Stapel wird im Jahr 2020 peu à peu an den Rand des Geheges von Esel Fritz versetzt, keine 20 Meter vom alten Standort entfernt. Die Stadt ist glücklich, Scholz braucht keine gestreifte Kleidung anziehen, der Stapel kann weiterhin ausgeschildert bleiben.
Und Esel Fritz? Dem ist es egal. Er beobachtet das Treiben weiter mit der ihm eigenen stoischen Ruhe und freut sich, dass es offenbar auch in deutschen Behörden ein paar Artgenossen gibt.