Jahrelang ohne Tageslicht und isoliert: Extrem verwahrloste 5-Jährige entdeckt

14.01.2020 14:25

Ein Mädchen in Brandenburg soll in extrem verwahrlostem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden sein, berichtet eine Zeitung. Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen nun den Fall.

Ein fünfjähriges Mädchen in Eberswalde soll einem Bericht zufolge über lange Zeit extrem vernachlässigt und ohne Tageslicht in einer Wohnung alleingelassen worden sein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) hat sich eingeschaltet und prüft den Fall. "Wir haben aufgrund der Presseberichterstattung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", sagte Staatsanwalt Ingo Kechichian am Montag. Es werde wegen des Vorwurfs der Misshandlung von Schutzbefohlenen gegen Unbekannt ermittelt. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren wegen der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht ein.

Mindestens zwei Jahre völlig auf sich allein gestellt

Staatsanwalt Kechichian sagte der "Märkischen Oderzeitung": "Es geht zunächst darum, Informationen zu sammeln und zu ermitteln, warum uns das Jugendamt Barnim nicht eingeschaltet hat."

Was war passiert? Die "Märkische Oderzeitung" hatte am Samstag berichtet, das fünfjährige Mädchen aus Eberswalde im Kreis Barnim nördlich von Berlin habe jahrelang kein Tageslicht gesehen. Es solle mindestens zwei Jahre völlig auf sich allein gestellt gewesen sein. Das Mädchen sei in der Weihnachtszeit in eine Klinik in Bernau gekommen. Es sei körperlich und geistig stark zurückgeblieben und habe einen extrem verwahrlosten Eindruck gemacht. Die Einweisung sei unter Mitwirkung des Jugendamtes erfolgt, sagte die Sozialdezernentin des Kreises Barnim, Yvonne Dankert, der Zeitung. Der Landkreis bestätigte die Berichte am Montag.

Auch Geschwister wurden inzwischen in Sicherheit genommen

Inzwischen habe das Mädchen das Krankenhaus wieder verlassen können, sagte der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth (SPD), am Montag bei einer Pressekonferenz. Er habe feststellen müssen, "dass das Kind nicht die Fürsorge und Pflege und Liebe seiner Eltern bekommen hat", die es gebraucht hätte. Es befinde sich nun in sicherer Obhut. Seine beiden Geschwister seien zeitgleich in Sicherheit gekommen. Bei ihnen gebe es keine Hinweise auf derartige Vernachlässigung wie bei dem Mädchen, sagte Sozialdezernentin Yvonne Dankert.

Das Brandenburger Jugendministerium forderte den Landkreis zu einer Stellungnahme auf. Ministeriumssprecherin Antje Grabley sagte in Potsdam, bei solch einer Straftat hätten Staatsanwaltschaft und Polizei informiert werden müssen.

In Brandenburg wurden 1947 Kinder im Jahr 2018 in Obhut genommen - davon 85 Prozent wegen einer Gefährdung, geht aus einem Bericht des Amtes für Statistik hervor.

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