Jetzt droht ihm in Dänemark die Todesspritze

02.03.2020 12:40

Nur ein Auge, die Ohren abgeschnitten: Hund Fred wurde schwer verstümmelt. Im Dezember hat das Veterinär- und Einfuhramt den Mischling am Airport Hamburg wegen einer fehlenden Impfung behördlich sichergestellt. Jetzt läuft die Quarantäne ab und Tierschützer sind in großer Sorge.

Fred soll seinem Halter übergeben werden, der in Dänemark lebt. Das dortige Hundegesetz sieht für Amstaff-Mischlinge wie Fred die Tötung vor. Ausnahmslos.

Sina Hanke, Tierschutzberaterin vom Hamburger Tierschutzverein, kennt Fred, seit er im Dezember 2019 zur Quarantäne ins Tierheim Süderstraße gebracht wurde. Sie macht sich große Sorgen: „Eine Einreise nach Dänemark bedeutet das Todesurteil für den Hund."

Dänemarks Hundegesetz schreibt Tötung von Amstaff-Terriern vor

Bisher hat der grau-weiße Mischling offenbar unter „falscher Identität" in Dänemark gelebt: In seinen dänischen Papieren ist die Rasse „Olde English Bulldogge" angegeben.

Fred sieht aber nicht nur aus wie ein American Staffordshire Terrier („Amstaff"), er stammt tatsächlich auch von dieser Rasse ab, wie ein DNA-Test des Tierschutzvereins ergab.

Nach dem dänischem Gesetz werden Hunde dieser Rasse auf behördliche Anordnung hin eingeschläfert, ohne Ermessensspielraum.

Kann Fred nicht einfach weiterhin „ under cover" als Bulldogge in Dänemark leben? Sina Hanke schüttelt den Kopf. Fred ist jetzt bei den offiziellen Stellen bekannt: „Laut deutscher Behörde wurde in Dänemark bereits ein DNA-Test beantragt. Die Adresse des Halters ist dort ja bekannt."

„Amstaff“: In Hamburg auf der Liste verbotener Hunderassen

Der Hamburger Tierschutzverein will Freds Leben retten und kämpft dafür, den Hund zu übernehmen und ihn außerhalb Hamburgs in gute Hände zu vermitteln. In Hamburg stehen „Amstaffs" auf der Liste der verbotenen Hunderassen.

Die zuständige Gesundheitsbehörde Hamburg bewertet das Eigentumsrecht des Halters jedoch auch nach zahlreichen Telefonaten mit den Tierschützern höher als das Leben des Hundes: „Der Hund ist dem Hundehalter auszuhändigen, der diesen offenbar nach Dänemark ausführen will", heißt es auf Nachfrage der MOPO.

Ob der Mann seinen Hund tatsächlich in den sicheren Tod nach Dänemark bringen will, wird sich am Dienstag zeigen, wenn er Fred abholt. Zwingen kann man ihn nicht, eine andere Lösung zu finden: Ob er die Hilfsangebote des Tierschutzvereins annimmt, „obliegt dem Halter", stellt die Gesundheitsbehörde lakonisch fest.

Eigentlich war Fred bei seiner Sicherstellung nur auf der Durchreise, kam mit seinem Halter aus der Türkei. Neben der fehlenden Impfung hatte er ein akutes gesundheitliches Problem: „Sein rechtes Auge fehlte ihm, die Wunde war mit einer frischen Naht verschlossen und hochgradig geschwollen", erinnert sich Sina Hanke.

Tierschutzberaterin: „Ein liebenswerter Hund“

Nach tagelanger intensiver medizinischer Betreuung ging es dem vierbeinigen Patienten allmählich besser. Fred wurde von den Tierpflegern aufgepäppelt, entpuppte sich trotz seiner Verstümmelungen als liebenswerter, menschenbezogener Hund.

Sina Hanke: „Er spielt furchtbar gern und tobt lustig ausgelassen durch das Gehege – ungeachtet der Dinge, die er in der Vergangenheit erlebt haben muss." Dann setzt sie hinzu: „Wir werden nicht lockerlassen und alles uns Mögliche tun, um Fred vor einer Tötung zu bewahren."

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