Nach dem Erdbeben in Marokko ist die Not der Überlebenden groß: Sie haben alles verloren und müssen ihre toten Angehörigen bergen. Auch Jugendliche haben sich nun organisiert und unterstützen die Hilfsmaßnahmen.
Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko gestaltet sich die Versorgung der Überlebenden schwierig. Sie müssen nicht nur die Toten bergen und begraben. Es mangelt ihnen auch an Lebensmitteln und Wasser, wie die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress" berichtet. Soldaten und internationale Helfer dringen zudem weiterhin nur langsam zu den zerstörten und massiv betroffenen Dörfern im Atlasgebirge vor.
Im Jugendzentrum von Taroudant – einer von dem Erdbeben schwer getroffenen Stadt – haben Freiwillige aus der ganzen Stadt und darüber hinaus Hilferufe in den sozialen Medien beantwortet, wie die BBC berichtet.
Darüber hinaus koordinieren diese Helfer – mit einer schnell wachsenden Anhängerschar – nun sogar die Verteilung der Hilfsgüter an Hunderte von Gemeinden der Gegend, denen es an den notwendigsten Gütern mangele. "Milch, Windeln, Marmelade und Bettzeug werden entlang von Menschenketten weitergereicht und auf Lastwagen verladen, die für Dörfer im Atlasgebirge bestimmt sind", beschreibt BBC die Situation vor Ort.
In vielen Gegenden bringe diese Basisinitiative Hilfsgüter schneller zu den Bedürftigen als offizielle Hilfe. "Menschen sind in Gefahr. Wenn wir nicht so schnell handeln, werden viele Menschen sterben“, sagt beispielsweise der 21-jährige Ilyas im Interview mit BBC.
Todeszahl nach Erdbeben in Marokko steigt stetig
Den jüngsten Zahlen des Innenministeriums in Marokko zufolge sind mindestens 2901 Menschen bei dem Beben ums Leben gekommen. 5530 Verletzte wurden den Angaben vom Dienstagmittag zufolge bisher gezählt. Nach Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien in dem Land zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die derzeit kalten Nächte im Freien verbringen.
Die marokkanische Regierung steht unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat das nordafrikansiche Land nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert. Auch Angebote aus Deutschland wurden bisher nicht angenommen.
X-Post der WHO
Ein Anwohner aus Asni, der für eine lokale Zeitung schreibt, gibt der Regierung die Schuld. "Sie will nicht, dass die Häuser hier erdbebensicher gebaut werden - aus Angst, sie könnten ihren Charme für Touristen verlieren." Deshalb sei die Region von der Katastrophe so stark betroffen.
Das Atlas-Gebirge mit seiner schönen Landschaft und den an die roten Berghänge gebauten Dörfern ist eine beliebte Reiseregion. Aber nach Einschätzung von Experten sind die Häuser nicht robust genug gebaut, um starken Erschütterungen standzuhalten. Erdbeben sind in Nordafrika allerdings relativ selten.
König Mohammed VI. besuchte ein Krankenhaus mit Verletzten in Marrakesch, wie die Nachrichtenagentur MAP meldete. Das 60 Jahre alte Staatsoberhaupt spendete demnach Blut für die Opfer.