Kalifornierin Betsy Ross brütet Entenküken in BH aus

19.10.2021 10:00

Manchmal scheint es, als bestünde die Welt nur aus Egoisten. Doch zum Glück gibt es noch Menschen, die genauer hinsehen und sofort die Ärmel hochkrempeln, wenn Not am Mann ist – Menschen wie Betsy Ross.

Als die dreifache Mutter aus Visalia, Kalifornien, mit ihrer Familie im Park spielt, macht sie eine traurige Entdeckung: Sie stößt auf einige Enten-Nester, die anscheinend von einem Parkbesucher mutwillig zertrampelt worden sind. „Meine Kinder waren sehr betroffen darüber“, erzählt Betsy. „Sie fanden ein einzelnes Ei, das einen kleinen Sprung hatte, aber nicht auslief, und baten mich, es zu retten.“

Diesen Wunsch kann die herzensgute Mutter ihren Kindern nicht abschlagen. Betsy nimmt das Ei mit nach Hause, ohne zu wissen, wie sie das kleine Leben darin retten soll. Als Dolmetscherin für Gebärdensprache weiß die Kalifornierin herzlich wenig über die Kükenzucht. Sie möchte das Ei an ein örtliches Tierheim übergeben, doch die Pfleger sagen ihr, dass sie sich nur um geschlüpfte Tiere kümmern könnten. Nach einigen Recherchen im Internet kommt Betsy schließlich auf eine verrückte Idee.

Da sich Betsy keinen Brutkasten leisten kann, beschließt sie, das Ei mit ihrer Körperwärme auszubrüten. Den idealen Platz dafür findet sie in ihrem Dekolleté. „Ich trug es 35 Tage lang in meinem BH und schlief auch so damit. Ich bin ein molliges Mädchen, darum hat es fast perfekt zwischen meine Brüste gepasst.“ Damit das Ei gleichmäßig gewärmt wird, wendet Betsy es drei- bis viermal am Tag. Nur zum Duschen gibt sie ihren Schützling vorübergehend in die Obhut ihres Ehemannes.

Die Geduld der „Leihmutter“ zahlt sich aus: Nach 35 Tagen hört Betsy ein leises Piepsen aus dem Ei – ein winziges Entenküken pickt sich durch die Schale. Betsy legt das Ei für die Zeit des Schlüpfens in einen Karton, doch wieder braucht das Entlein ihre Hilfe: Das Küken ist zu früh geschlüpft und kann sich nicht vollständig aus dem Ei picken. Betsy muss es von der Schale befreien.

Jetzt, da die Schale weg ist, steht Betsy vor dem nächsten Problem: „Das Küken war vorzeitig geschlüpft und immer noch mit dem Dotter verbunden, der noch nicht absorbiert war“, erinnert sie sich. „Darum habe ich ein feuchtes Tuch genommen und zweimal täglich Antibiotika auf die Nabelschnur und sein Bäuchlein aufgetragen. Ich war überrascht, dass es nicht gestorben ist.“

Obwohl es schwach und wackelig auf den Beinen ist, zeigt das Entenküken einen starken Lebenswillen. „Eines Tages wachten wir auf und er lief durch die Gegend“, sagt Betsy. „Später ließ ich ihn in der Badewanne und in Pfützen schwimmen.“

Das Entenküken entpuppt sich bald als quietschfideler Erpel, der ganz vernarrt in seine zweibeinige Adoptivmama ist. „Er folgte mir und wenn er meine Stimme hörte, drehte er durch und schnatterte. Anscheinend merkte er, wenn ich ohne ihn losging, weil mein Mann sich beschwerte, dass er dasaß und schrie.“

Familie Ross hat das gefiederte Findelkind schnell ins Herz geschlossen, aber schließlich ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Aus dem schwachen Entenküken ist ein stattlicher Erpel geworden und Betsy weiß, dass er in der freien Natur besser aufgehoben ist als in ihrem Haus. So übergibt sie das Tier schließlich schweren Herzens an ein Projekt, das eine Farm für gerettete Tiere betreibt. 

Auch wenn die Trennung schwerfällt, weiß Betsy, dass es ihrem Zögling in seinem neuen Zuhause an nichts fehlt. „Es geht ihm gut und er hat eine neue Menschen-Freundin, die ihn liebt“, sagt sie. Neue Freundin hin oder her – der Erpel wird seine Retterin bestimmt nie vergessen, die ihm so viel Wärme und Liebe geschenkt hat.

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