Was ist mit dem verschollenen Tengelmann-Milliardär Karl-Erivan Haub wirklich passiert? Nun erhöht sich der Druck auf die Staatsanwaltschaft Köln, sich den Fall noch einmal genauer anzusehen.
Die RTL-Journalistin Liv von Boetticher hat nach Darstellung des Senders gemeinsam mit der Strafrechtsanwältin Julia von Dreden bei der Kölner Generalstaatsanwaltschaft Beschwerde gegen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft im Fall des verschollenen Tengelmann-Milliardärs Karl-Erivan Haub eingelegt.
Die Rechtsanwältin fordert demnach, dass die Behörde "ein förmliches Ermittlungsverfahren" gegen Christian Haub, den jüngeren Bruder des verschollenen Geschäftsmannes, einleitet. Er habe eine mutmaßlich falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben, hieß es. In dieser hatte der 59-Jährige im Mai 2021 angegeben, keine Hinweise oder Beweise dafür zu haben, dass sein Bruder noch leben könnte. Anwältin Julia von Dreden hält es dagegen für "absolut lebensfremd", dass Christian Haub mehr als zwei Jahre nach dem Verschwinden seines Bruders nichts über "über (s)ein inszeniertes Verschwinden gehört haben will". Auch behauptet Christian Haub, dass er "erstmals im November 2020" Ermittler engagiert habe, die sich um den Fall kümmern. Auch dies ist laut RTL durch andere Dokumente widerlegt. Die Kölner Staatsanwaltschaft sehe dennoch bisher keinen Anfangsverdacht einer Straftat.
Rätsel um Ex-Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub weiter ungelöst
Vor diesem Hintergrund sei es "mehr als nur zweifelhaft", dass sich der zuständige Oberstaatsanwalt "auch nur annähernd rechtlich wie tatsächlich im Rahmen der ihm gesetzlich auferlegten Ausforschungspflicht" mit der Strafanzeige auseinandersetzt habe, so von Dreden. Durch ihre Beschwerde wollen die Juristin und die Journalistin nun eine erneute Prüfung der eidesstattlichen Versicherung erzwingen – in der Hoffnung, mehr Licht ins Dunkel des mysteriösen Falls zu bekommen.
Eine Folge der eidesstattlichen Versicherung sei die Todeserklärung für Karl-Erivan Haub, ebenfalls im Mai 2021, gewesen – und damit der familieninterne Milliardendeal zur Regelung des Erbes. Inzwischen lenkt Christian Haub die Geschicke des Unternehmens.
Karl-Erivan Haub gilt seit einem Skiausflug am Matterhorn im Jahr 2018 als vermisst und wurde im Mai 2021 vom Amtsgericht Köln für tot erklärt. Recherchen des stern und von RTL weisen jedoch darauf hin, dass der frühere Tengelmann-Chef noch am Leben sein könnte. RTL-Reporterin Liv von Boetticher hatte Hinweise darauf erhalten, dass er sich zumindest zeitweise im Jahr 2021 in Moskau aufgehalten haben soll. Die Gerüchte halten sich hartnäckig, wonach der frühere Tengelmann-Chef sein Verschwinden in Zermatt möglicherweise bewusst herbeigeführt haben könnte, um ein neues Leben in Russland zu beginnen.