Keime in Kölner Praxis: 28 Patienten durch Spritzen infiziert, ein Todesfall

07.06.2019 12:06

Mehrere Patienten haben sich in einer Kölner Praxis über eine Behandlung mit Spritzen mit Keimen infiziert. Ein Todesfall wird derzeit untersucht. Es soll der schwerste Ausbruch in Europa bisher sein.  

Inhalt
  1. Gefährliche Keime über Spritzen übertragen
  2. Staatsanwaltschaft ermittelt in einem Todesfall
  3. Was ist Pseudomonas aeruginosa?
  4. Wie kam der Keim in die Klinik?

In einer Kölner Praxis haben sich 28 Patienten infolge von Injektionen im Bereich der Wirbelsäule mit lebensbedrohlichen Keimen infiziert. Es handelt sich dabei um den pansensiblen Erreger Pseudomonas aeruginosa, der im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) am Neumarkt wohl über Spritzenverbreitet wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun im Todesfall eines 84-jährigen Kölners. 

Gefährliche Keime über Spritzen übertragen

Der ärztliche Geschäftsführer des MVZ, Michael Herbrik, bestätigte den Keimausbruch gegenüber dem 'Kölner Stadtanzeiger':
"Im Rahmen von CT-gesteuerten periduralen Infiltrationstherapien ist es in einem Zeitraum von zirka zweieinhalb Wochen zu Infektionen mit einem pansensiblen Erreger Pseudomonas aeruginosa gekommen."
Derzeit seien 28 Menschen betroffen, mehrere Patienten hätten infolge der Injektionen im Bereich der Wirbelsäule eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis) erlitten. Weitere Details zum Gesundheitszustand der Patienten sind nicht bekannt. 
Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene bezeichnet den Vorfall als "schwersten Ausbruch mit diesem Erreger in einer ambulanten medizinischen Einrichtung überhaupt" und betont weiterhin: "In Europa ist bislang kein schwererer Fall beschrieben worden." 

Staatsanwaltschaft ermittelt in einem Todesfall

Die Keime in der Kölner Praxis könnten einen Menschen das Leben gekostet haben. Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit in einem so genannten Todesermittlungsverfahren, ob der Tod eines 84-jähriger Kölners, der im Januar eine der Spritzen erhalten hatte und wenig später laut Obduktionsbericht an Multiorganversagen starb, auf die Keiminfektion zurückgeführt werden kann. 

Was ist Pseudomonas aeruginosa?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet den Keim aufgrund seiner hohen Antibiotikaresistenz als einen der gefährlichsten Erreger der Welt. Im Februar 2017 stufte die WHO Pseudomonas aeruginosa als eine der "größtenBedrohungen für die Menschheit" ein. Zu Recht, denn immer wieder sterben Menschen an multiresistenten Keimen – auch in Deutschland. Erst Ende 2018 sorgten mehrere Todesfälle in einem Krankenhaus in Dresden für Aufsehen.

Wie kam der Keim in die Klinik?

Noch konnte nicht eindeutig geklärt werden, wie es zum Ausbruch der Keime kam. Im Waschbecken des Behandlungsraums des MVZ sei das Bakterium Pseudomonas aeruginosa zwar entdeckt worden, jedoch sei der gefundene Erreger nicht identisch mit dem, der bei den Patienten festgestellt werden konnte.
"Es ist aber für uns nicht anders erklärbar, als dass der Keim im Rahmen der Infiltrationstherapie in die Patienten gelangt ist", erklärte MVZ-Geschäftsführer Herbrik.
Das Operationsverfahren ist derzeit selbstverständlich ausgesetzt. 

Quelle