Klimaschutz mit Orangenschalen

18.02.2018 09:54

Der Wettbewerb ist hart im Orangensaft-Geschäft. Da fallen auch die Kosten für die Entsorgung von Orangenschalen ins Gewicht. Deshalb wäre ein erfolgversprechender Ansatz zur Wiederaufforstung beinahe unentdeckt geblieben.

In dieser Geschichte geht es um Orangenschalen. Im Jahr 1995 begann die Firma Del Oro in Costa Rica mit der Produktion von Orangensaft. Die Saftfabrik lag knapp außerhalb des Naturschutzgebiets Guanacaste, einer Welterbestätte der UN-Kulturorganisation Unesco. Dort waren die Ökologen Daniel Janzen und Winnie Hallwachs von der US-Universität Princeton als Forscher und Berater tätig. Diese machten Del Oro einen Vorschlag: Wenn die Firma einen Teil ihres Lands an das Schutzgebiet abtritt, darf sie kostenlos Orangenschalen im Park abladen.

Zur Schalenentsorgung bestimmten Janzen und Hallwachs eine drei Hektar große Fläche, deren Boden durch Rodung und Überweidung ausgelaugt war. Dort deponierte Del Oro während des Jahres 1997 dann 12.000 Tonnen Orangenschalen. Doch das missfiel einem Konkurrenten, Ticofrut. Die Firma klagte und gewann: Das oberste Gericht Costa Ricas kam zum Schluss, dass Del Oro das Naturschutzgebiet verschmutzt habe. Das Schalenprojekt war damit zu Ende und geriet in Vergessenheit.

16 Jahre später suchte der Nachwuchswissenschaftler Timothy Treuer in Princeton nach einem Forschungsprojekt. In einem Gespräch mit Janzen erinnerte sich dieser dann wieder an Del Oros Schalen. Bei einem Besuch in Costa Rica entschied sich Treuer kurz darauf, nach der Schalenkippe zu suchen.

Er erlebte eine Überraschung. Das Gelände "war so überwuchert mit Bäumen und Schlingpflanzen, dass ich noch nicht mal das drei Meter lange Schild sehen konnte, das die Versuchsfläche markierte, obwohl es nur wenige Meter von der Straße entfernt war", erzählt Treuer.

Von der Orangenschalen-Deponie zum neuen Wald

"Während ich in angrenzenden Gebieten über Steine und totes Gras lief, musste ich mich auf der Orangenschalen-Deponie durchs Unterholz kämpfen und einen Pfad durch Wände von Rankpflanzen schlagen." Damit hatte er sein nächstes Forschungsprojekt gefunden: "Mir war klar, dass wir robuste Messmethoden brauchen würden, um zu in Zahlen zu fassen, was hier geschehen ist."

So begann Treuer, Bäume zu zählen. Zum Vergleich diente ihm das Gelände auf der anderen Straßenseite, wo keine Orangenschalen deponiert worden waren. Die Unterschiede waren dramatisch: Auf dem mit Orangenschalen gedüngten Boden wuchsen dreimal so viel Baumarten wie auf dem ungedüngten Boden. Außerdem war die Menge an Holz-Biomasse um 176 Prozent größer.

Bodenproben zeigten zudem, dass der gedüngte Boden deutlich mehr Nährstoffe enthielt. Im Hinblick auf das im Holz gebundene CO2 sagte Treuer: "Das ist der einzige Fall, von dem ich je gehört habe, wo man der Atmosphäre CO2 entziehtund damit Kosten spart." Gemeint sind die Entsorgungskosten für die Orangenschalen, derentwegen Ticofruit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Del Oro befürchtet hatte.

David Wilcove, ein Ko-Autor der im Wissenschaftsmagazin Restoration Ecologypublizierten Studie, hofft denn auch, dass es nicht der einzige Fall bleiben wird: "Ich bin zuversichtlich, dass wir noch viele weitere Möglichkeiten finden werden, mit den 'Resten' der industriellen Nahrungsmittelproduktion die tropischen Wälder zurückzuholen. Das ist das bestmögliche Recycling."

Quelle