Krankenfürsorgeanstalt Steyr: Rechnungshof ortet Privilegien-Skandal

04.08.2020 12:25

Eine Prüfung des Rechnungshofes ergab bei der Krankenfürsorgeanstalt (KFA) der Stadt Steyr einiges, was zu bemängeln ist. Schon die Rechnungsabschlussdaten der KFA Steyr spiegelten nicht die wirkliche wirtschaftliche Situation wider. Diese ist weniger gut, als sie dargestellt wird.

Von 41 genehmigten Kurauf­enthalten fanden 17 Prozent in Italien statt, vier Mal in einem Fünf-Sterne-Hotel am Strand. Der 21-tägige Aufenthalt eines Pärchens in einem österreichischen Vier-Sterne-Hotel kostete die KFA 8.500 Euro, einen geregelten Kurbetrieb gab es nicht, dafür täglich zwei Therapieeinheiten – Massagen.

„Überbleibsel der rot-schwarzen Ära in Österreich“

Das sind nur einige Beispiele, die der Rechnungshof anführt. Zudem stimmt über die Genehmigung der Kuren ein Kuratorium ab. Dieses entschied im Zeitraum 2014 bis 2018 über alle Kuranträge einstimmig.

Dabei beschloss es allerdings in sieben Fällen den Kuraufenthalt eines an der Beschlussfassung mitwirkenden Kuratoriumsmitglieds. Für den Vizebürgermeister von Steyr, Helmut Zöttl, ist dies eine Frage der Moral und des Anstandes. „Die KFA ist ein Überbleibsel der rot-schwarzen Ära in Österreich“, so der Freiheitliche.

Eine Abwicklung der KFA hält er derzeit für nicht nötig, aber diese Privilegien gehören seiner Meinung nach abgeschafft und die Leistungen angepasst. Denn, das geht auch aus dem Rechnungshofbericht hervor, die KFA hat deutlich höhere Beiträge als andere vergleichbare Versicherungen.

Rechnungshof prophezeit hohe Kosten für KFA Steyr

Bei einem Altersschnitt von 65 Jahren bei den Versicherten sieht der Rechnungshof allerdings die Gefahr, dass aufgrund der Altersstruktur bald sehr hohe Kosten auf die Versicherung zukommen könnten.

Deshalb wären entsprechende Maßnahmen, wie beispielsweise die Aufnahme neuer Versicherungsgruppen, eine verstärkte Kooperation mit anderen Krankenfürsorgeanstalten oder deren Auflösung und die Überführung der Anspruchsberechtigten in eine andere Versicherung zu prüfen.

Auch sollten die Tarifleistungen von derzeit 4185 pro Versichertem gesenkt werden.

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