In einer Studie wurde festgestellt, dass das Krebsmedikament Targretin auch erfolgreich gegen Alzheimer wirkt. Eiweißverbindungen konnten aufgelöst werden.
Die Entwicklung neuer Medikamente bei schweren Krankheiten ist ein ständiger Kampf gegen die Zeit und gegen das zur Verfügung stehende Budget. Blickt man jedoch in die Vergangenheit, so zeigt sich, dass viele wichtige Medikamente, wie zum Beispiel das Penicillin, durch Zufall entdeckt wurden. Daran hat sich bis heute nichts geändert und manchmal ist die Lösung für ein Problem nicht in den Reagenzgläsern zu suchen, sondern in der Schublade einer anderen Abteilung. So auch bei der Suche nach einem wirksamen Mittel gegen Alzheimer, das jetzt in einem Krebsmedikament gefunden sein könnte.
Ein Krebsmedikament im Kampf gegen Alzheimer
Das Medikament Targretin mit dem Wirkstoff Bexaroten ist schon seit Jahren auf dem Markt gegen die seltene Form eines Hautkrebses. Nun haben US-amerikanische Wissenschaftler das Medikament unter anderen Gesichtspunkten an Mäusen getestet und eine überraschende Feststellung gemacht. Das Mittel konnte Eiweißverbindungen im Gehirn auflösen. Die Folge? Demenzerkrankungen wie die Alzheimerkönnten dadurch aufgehalten werden.
Wie die Alzheimer-Erkrankung entsteht
Bei der Alzheimer Erkrankung sammeln sich sogenannte Beta-Amyloide in hohen Mengen im Gehirn an. Diese Beta-Amyloide sind Eiweißmoleküle, die normalerweise vom Immunsystem zerstört werden. Bei der Alzheimer funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr und die Eiweiße lagern sich im Gehirn ab oder schwimmen frei im Zellplasma des Gehirns. Hier findet sich auch der Ansatzpunkt in der Medikamentenforschung. Die Wissenschaftler versuchen die verantwortlichen Eiweißmoleküle schon frühzeitig aufzulösen, damit die Alzheimer gestoppt wird oder gar nicht erst entsteht. Bisher fand man nur Lösungen mit mäßigem Erfolg. Die Entdeckung durch die aktuelle US-Studie sieht da schon vielversprechender aus.
Das Experiment im Überblick
Das Team um den Neurowissenschaftler Prof. Dr. Gary Landreth von der Case Western Reserve University in Cleveland veröffentlichte ihre Studie jüngst im Science Magazin. Für das Experiment wurden Mäuse mit gezielt verursachter Alzheimer-Erkrankung verwendet. Den erkrankten Tieren wurde dann das KrebsmedikamentTargretin über 90 Tage lang verabreicht. Die Beta-Amyloid-Menge im Gehirn wurde dabei in verschiedenen Abständen gemessen. Bereits nach zwei Wochen waren etwa zwei Drittel der Eiweißablagerungen beseitigt. Die Wissenschaftler fanden viele der Eiweißmoleküle in den entsprechenden Immunzellen des Gehirns, was darauf schließen ließ, dass die Immunreaktion wieder so funktionierte wie sie es sollte. Die Messdaten wurden zudem vom Verhalten der Mäuse untermauert. So legten die behandelten Tiere wieder ein Verhalten an den Tag, das nicht länger auf eine krankhafte Vergesslichkeit hindeutete. „Es hatte eine erstaunliche Wirkung bei Mäusen. Falls es nur den Bruchteil dieser Wirkung bei Menschen hat, wäre das großartig“, kommentiert John Cirrito von der Washington University das Ergebnis der Studie.
Die Aussicht für den Menschen
Während das Krebsmedikament scheinbar also ein starkes Mittel im Kampf gegen die Alzheimer-Erkrankung zu sein scheint, wird die Hoffnung gleichzeitig auch gebremst. So betonen die Wissenschaftler, dass es bereits in der Vergangenheit große Erfolge der Alzheimerbehandlung an Mäusen gab, die beim Menschen leider keine oder zumindest nicht die gewünschte Wirkung erzielten. Ähnlich verhält es sich nun auch mit den neuen Erkenntnissen. Ob der Krebswirkstoff auch beim Menschen die herausragende Wirkung gegen Alzheimer entfalten wird, bleibt leider abzuwarten.