Lyme-Borreliose: Gefürchtete Folge eines Zeckenbisses

07.07.2020 14:27

Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch einen Zeckenstich übertragen werden kann. Die Erkrankung wird auch Lyme-Borreliose genannt, da in den Jahren 1974/1975 in den Orten Lyme und Old-Lyme in Connecticut zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen Gelenkerkrankungen bei Kindern und Zeckenstichen aufgedeckt wurde. Borreliose tritt langsam sowie mit unterschiedlichsten Anzeichen auf und verläuft in Stadien. Dabei können mehrere Organe betroffen sein. Aus diesem Grund spricht man bei Lyme-Borreliose auch von einer Multisystemerkrankung.

Was ist Lyme-Borreliose?
Was sind die Ursachen von Lyme-Borreliose?
Was sind die Symptome von Lyme-Borreliose?
Wie erkennt der Arzt Lyme-Borreliose?
Wie wird Lyme-Borreliose behandelt?
Wie kann ich Lyme-Borreliose vorbeugen?
Wie sind die Heilungschancen bei Lyme-Borreliose?

Was ist Lyme-Borreliose?

Lyme-Borreliose ist eine Erkrankung, die durch Zecken übertragen werden kann. Wenn bei einem Zeckenstich das Bakterium Borrelia burgdorferi übertragen wird, kann es zum Ausbruch einer Borreliose kommen. Nicht jeder Zeckenstich überträgt die Erreger und verursacht eine Borreliose-Erkrankung. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes, liegt das Risiko in Deutschland nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken bei 0,3–1,4 Prozent.

Etwa 6–35 Prozent der Zecken sind in Deutschland von Borrelien befallen. Die häufigste Übertragung geschieht durch den Gemeinen Holzbock, die bekannteste Art der Schildzecken. In seltenen Fällen wird die Borreliose auch durch einen Stich von fliegenden Insekten, wie etwa von Pferdebremsen oder auch Stechmücken, übertragen.

Lyme-Borreliose verläuft je nach Fall akut oder chronisch und kann ohne Behandlung drei Stadien durchlaufen. Die Ausmaße der Erkrankung sind relativ verschieden und betreffen die unterschiedlichsten Organe, wie Haut, Nervensystem und Gelenke. Ein Infektionsrisiko für die Krankheit besteht in ganz Deutschland, aber vor allem in Gebirgsregionen. Zu den Risikogruppen zählen Kinder zwischen fünf und neun Jahren sowie ältere Menschen ab 60 Jahren. Vor allem im Zeitraum zwischen März und Oktober steigt die Gefahr eines Zeckenstichs, da die Insekten in dieser Zeit besonders aktiv sind.

Was sind die Ursachen von Lyme-Borreliose?

Die Ursache für Borreliose ist die Infektion mit bestimmten Bakterien der Gattung der Borrelien. Vor allem das Bakterium Borrelia burgdorferi ist Auslöser der Infektionskrankheit. Die Krankheit wird meistens über Zeckenstiche auf den Menschen übertragen. Dabei übertragen die infizierten Insekten die Bakterien über ihren Speichel ins Blutsystem der Menschen.

Zecken sind vor allem in Europa, Nordamerika und Asien sehr weit verbreitet. Dabei sind aber nicht alle Zecken mit Borrelien infiziert und somit Überträger der Borreliose. In Deutschland kommen Borrelien-befallene Zecken vor allem in Gebieten mit Gebirge und dichten Wäldern vor. In stark besiedelten Regionen können bis zu 30 Prozent aller Zecken Borreliose-Verursacher sein.

Laut Statistiken erkranken in ganz Deutschland jedes Jahr zwischen 80.000 und 120.000 Menschen neu an Lyme-Borreliose. Eine Meldepflicht für die Erkrankung besteht jedoch nicht. Lyme-Borreliose ist nicht ansteckend, es besteht keine Gefahr einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung.

Was sind die Symptome von Lyme-Borreliose?

Das erste Anzeichen einer Lyme-Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Das typische Zeichen einer kreisrunden oder ringförmigen Rötung im Bereich der Stichstelle erscheint meist kurz nach dem Stich oder bis zu einige Tage nach der Infektion. Die Größe der Rötung kann sehr unterschiedlich ausfallen. Auch die Symptome schwanken in ihrer Ausprägung.

Eine Infektion mit Lyme-Borreliose ohne Wanderröte ist sehr selten. Das typische Symptom tritt bei circa 80 bis 90 Prozent der Betroffenen auf. In manchen Fällen wird die Wanderröte jedoch nicht erkannt, da sie im Gegensatz zu einem Mückenstich nicht juckt. Beim Ausbruch der Wanderröte spricht man vom ersten Lyme-Borreliose-Stadium. Dazu zählen weitere Symptome wie allgemeines Schwächegefühl, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber, Schwellungen an den Lymphknoten sowie eine Bindehautentzündung.

Spätere Symptome

Das Borreliose-Stadium zwei tritt etwa einige Monate nach dem Zeckenstich ein. Dann folgen Symptome, die an eine Grippe erinnern. Dazu treten neben weiteren Symptome an der Haut, wie Schwellungen mit rot-bläulichen Hautknoten, auch Probleme an weiteren Organe auf.

Vor allem das Nervensystem kann leiden, wenn Patienten an einer Neuroborreliose erkranken. Dann entwickelt sich eine Hirnhaut-und Nervenwurzelentzündung und weitere Symptome wie Schmerzen, Lähmungen im Gesicht (Fazialisparese), Augenentzündungen und neurologische Ausfälle treten auf. Auch das Herz kann betroffen sein, dann kommt es zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen die typischerweise Herzrhythmusstörungen auslösen können.

Symptome wenn die Infektion unbehandelt bleibt

Das Borreliose-Stadium drei kann viele Monate bis hin zu Jahren nach dem Zeckenstich auftreten. In diesem Stadium wird die Borreliose-Behandlung sehr schwer, da sehr oft eine Lyme-Arthritis oder weitere Schäden am Nervensystem auftreten können. Bei der sogenannten Lyme-Arthritis bei Borreliose handelt es sich um eine akute oder chronisch aufkeimende Gelenkentzündung, die einzeln oder gleichzeitig bei mehreren Gelenken, vor allem am Knie, in Erscheinung treten kann.

Weiter wird in diesem Stadium der Borreliose die Haut an Händen und Füßen relativ dünn und zumal bläulich verfärbt. In schlimmen Fällen der Borreliose kann das Gehirn so großen Schaden nehmen, sodass ganze Körperteile gelähmt sein können.

Wie erkennt der Arzt Lyme-Borreliose?

Eine Diagnose der Lyme-Borreliose kann am besten kurz nach dem Zeckenstich erfolgen. Der Arzt kann die Borreliose ohne weitere Untersuchungen vor allem an der Wanderröte erkennen. Zusätzliche Beschwerden wie Kopfschmerzen und Muskelschmerzen sichern die Diagnose.

Etwas schwieriger wird es, wenn die Infektion einige Zeit zurückliegt. Dann wird eine Blutuntersuchung mit Antikörper-Suchtests nötig. Wenn dann Antikörper gegen die Bakterien festgestellt werden, ist das dennoch kein sicherer Beweis, dass der Patient an Lyme-Borreliose erkrankt ist. Nur wenn neben dem Antikörpernachweis zusätzlich Symptome einer Lyme-Borreliose vorliegen, kann man von einer Infektion ausgehen und dementsprechend behandeln.

Wie wird Lyme-Borreliose behandelt?

Bei einer Lyme-Borreliose ist ein frühzeitiger Therapiebeginn sehr wichtig. Denn Borreliose im Anfangsstadium lässt sich sehr gut mit einer Antibiotika-Kur therapieren und so Spätfolgen einer Borreliose verhindern. Dabei kommen Antibiotika-Therapien mit den Wirkstoffen Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim in Betracht.

Wird die Borreliose erst später erkannt und liegt bereits eine Neuroborreliose vor, wird ebenfalls eine Antibiotika-Therapie empfohlen – jedoch mit anderem Wirkstoff. Dann werden Cephalosporine (Wirkstoff Ceftriaxon oder Cefotaxim) intravenös verabreicht.

Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die ebenfalls durch Zecken ausgelöst werden kann, besteht bei der Lyme-Borreliose kein Behandlungsverbot für Heilpraktiker. Schulmedizinisch wird Borreliose als Bakterieninfektion jedoch mit Antibiotika behandelt. Die Naturheilkunde kann in manchen Fällen die Schmerzlinderung mit Cannabis Sativa als homöopathisches Mittel unterstützen.

Wie kann ich Lyme-Borreliose vorbeugen?

Bis dato gibt es gegen Lyme-Borreliose keinen wirksamen Impfstoff zur Vorbeugung. Allein durch Schutzmaßnahmen kann man sich vor Zeckenstichen und somit vor dem Bakterium Borrelia burgdorferi schützen.

Doch wie kann man Zeckenstiche vermeiden? In Gegenden mit hohem Zeckenaufkommen muss man sich dementsprechend kleiden. Festes Schuhwerk, Socken und vor allem lange Hosen mit geschlossenen Bündchen sind ratsam, da Zecken vermehrt im hohen Gras sitzen, auf Sträuchern und niedrigen Baumzweigen. Meistens krabbeln Zecken von den Beinen in Körperbereiche wie Achseln, Leistengegend oder Brüste. Diese Körperbereiche sind warm-feucht und wirken als Anziehungspunkt für Zecken. Auch Zeckenschutzmittel kann als kurzfristige Präventionsmaßnahme helfen.

> Weitere Tipps zum Schutz vor Zecken

Wichtig ist auch die Kontrolle der Haut nach Ausflügen in der Natur. Dabei muss man den gesamten Körper sorgfältig nach Zeckenstichen absuchen. Oftmals wandern Zecken den Körper bis zu zwei Stunden ab, um die passende Stelle zum Stechen zu finden. Aus diesem Grund kann auch eine Dusche nach dem Aufenthalt in der Natur helfen, die Zecken abzuwaschen.

Ebenfalls ratsam ist es, bei Wanderungen in Regionen mit Zeckenbefall auf den ausgeschilderten Wegen zu bleiben und nicht durchs hohe Gras zu laufen. Auch helle Kleidung hilft, Zecken schneller auf zu finden.

Zecken sollten immer fachgerecht entfernt werden. (c) andriano_cz / Fotolia

Falls sich dennoch eine Zecke festgebissen hat, muss diese so schnell wie möglich entfernt werden. Denn je länger die Zecke am Körper hängt und Blut saugt, desto höher wird das Risiko einer Borreliose-Infektion. Ab dem Zeitpunkt wenn die Zecke beginnt, Blut zu saugen, dauert es mindestens zwölf Stunden, bis die Bakterien mit dem Speichel des Insekts durch die menschliche Haut in den Organismus gelangen. Eine frühzeitige Entfernung der Zecke kann also helfen, noch vor der Inkubationszeit einer Infektion mit Lyme-Borreliose vorzubeugen.

Dabei ist eine fachärztliche Entfernung besser, als die Zecke selbst zu entfernen. Beim Herausziehen der Zecke kann diese versehentlich zusammengedrückt werden und Borrelien gelangen so vermehrt in den Blutkreislauf des Menschen.

Wie sind die Heilungschancen bei Lyme-Borreliose?

Die Heilungschancen bei Lyme-Borreliose sind abhängig vom Zeitpunkt des Therapiebeginns. Je früher die Behandlung von Patienten mit Lyme-Borreliose beginnt, desto besser die Prognose. Je später die Borreliose-Therapie beginnt, desto wahrscheinlicher treten Spätfolgen wie eine eine bakterielle Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) und lebensbedrohliche Komplikationen auf.

Ohne Behandlung können durch eine Lyme-Borreliose Schäden an Gelenken, Nerven, Rückenmark, Herz, Augen und Haut entstehen. Bei einer frühzeitigen Therapie mit Antibiotika stehen die Chancen relativ gut, ohne Spätfolgen und beschwerdefrei zu leben.

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