Lymphsystem: Alle Fakten zum geheimen Netzwerk

12.06.2019 12:55

Für das Wohlbefinden spielt das Lymphsystem eine ganz zentrale Rolle: Es reinigt das Gewebe und schützt vor Krankheiten. Wie das funktioniert – plus fünf einfache, aktivierende Übungen für Zuhause.

Inhalt
  1. Lymphdrainage regt den Fluss an
  2. Schwere, geschwollene Beine durch Lymphstau
  3. 5 Übungen, die das Lymphsystem anregen

Dezent und unauffällig erledigt das Lymphsystem die Schadstoffabfuhr im Körper. Ihren Anfang nimmt Lymphe als Bindegewebsflüssigkeit – sie versorgt die Zellen mit Nährstoffen. Anschließend entfernt sie den Abfall aus dem Gewebe: Stoffwechselprodukte der Zellen, Zellreste und nicht zuletzt Bakterien oder Viren. "Im Bindegewebe gibt es Zellen, die ihre Klappen öffnen können. Darüber strömt das Gewebswasser in die Lymphgefäße und transportiert die überflüssigen Stoffe ab", erklärt Dr. Christina Schreiber, Lymphologin am Zentrum für Gefäßmedizin Hamburg und erste Vorsitzende von Lymphnetz Hamburg.

Wie wichtig das für unser Wohlbefinden ist, merken wir erst, wenn das System nicht mehr perfekt funktioniert: Dann wird unser Gewebe nicht mehr gründlich gereinigt und Krankheitserreger können sich ausbreiten. Verschiedene Studien fanden Zusammenhänge zwischen Störungen im Lymphsystem und chronischen Krankheiten wie dem Reizdarmsyndrom. Auch Hautprobleme, Allergien oder depressive Verstimmungen stehen zum Teil damit in Verbindung. Läuft alles glatt, schieben kleine Muskelpumpen in den Lymphbahnen die Lymphe Richtung Körpermitte, bis sie im linken oberen Brustkorb in die Blutbahn aufgenommen wird. "Mit dem Blutkreislauf landen die Abfallstoffe dann in unseren Entgiftungsorganen – etwa in der Leber und den Nieren – und werden entsorgt", so die Ärztin.

Doch Bewegungsmangel und/oder eine Bindegewebsschwäche begünstigen latente Störungen in dem empfindlichen System. Und: "Unsere Klamotten dürfen nicht einschnüren. Oft ist etwa der BH unter der Brust zu eng oder aber die Träger schneiden ein. Auch langes Sitzen in sehr engen Hosen erschwert den Lymphfluss", gibt Dr. Schreiber zu bedenken.

Und Dr. Schreiber nennt noch weitere wichtige Faktoren, die das Lymphsystem beeinträchtigen können: "Außerdem beobachten wir, dass Stress die Lymphsystempumpen hemmt. Offenbar stehen sie in Verbindung mit dem vegetativen Nervensystem. Deshalb öfter mal einen Gang runterschalten und zur Ruhe kommen." Ebenso wichtig: "Tief atmen. Das unterstützt den Lymphfluss. Beim Einatmen muss der Bauch richtig rauskommen wie etwa bei der Yoga-Atmung." Sehr deutlich zeigt sich eine Blockade durch ein Lymphödem – eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe. "Der häufigste Grund dafür sind Unfälle und Operationen, bei denen die Lymphgefäße verletzt wurden. Wir sehen es aber auch bei starkem Übergewicht, weil die feinen Lymphgefäße dann ständig zusammengequetscht werden. Auch häufige lokale Entzündungen können zu Blockaden führen, das System ist irgendwann überlastet", so die Expertin.

Lymphdrainage regt den Fluss an

Für Abhilfe sorgt eine professionelle Lymphdrainage: "Sie regt den Lymphfluss an, lässt das Gewebe abschwellen und unterstützt so auch die Heilung nach leichten Unfällen, etwa wenn man umgeknickt ist." Als Wohlfühl-Treatment tut sie uns ebenfalls gut: "Sie wirkt extrem entspannend. Man fühlt sich danach leichter und gelöst", bekräftigt Dr. Schreiber.

Schwere, geschwollene Beine durch Lymphstau

Die sanfte Massage lässt geschwollene Augen wieder leuchten und hilft, wenn bei sommerlicher Hitze das Gewebswasser in den Beinen versackt. "Schuld an geschwollenen Knöcheln sind häufig schwache und kaputte Venen. Unser Lymphsystem kann deren Aufgabe allerdings relativ lange übernehmen", erklärt die Lymphologin. "Erst wenn es ebenfalls schwächelt, werden die Knöchel dick."

5 Übungen, die das Lymphsystem anregen

Den Lymphkreislauf gezielt wieder auf Trab bringen auch diese Selbstmassage-Griffe. Viel falsch machen können Sie dabei nicht, beruhigt die Expertin. Wichtig ist nur: "Man fängt immer am Herzen an und geht dann nach außen die Extremitäten entlang, dann wieder zurück. Das ist wie bei Stau am Elbtunnel. Wenn es vorn nicht weitergeht, bringt es ja nichts, wenn ich hinten immer nachschiebe. Dann muss ich doch erst mal vorn frei machen."

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