Männer, hört bitte auf, diesen Satz zu sagen!

14.03.2019 17:31

Er ist bestimmt gut gemeint, macht aber unsere Autorin total wütend. Hier erklärt sie, warum sie es hasst, wenn ihr Mann "Du hättest doch nur fragen müssen" sagt.

von Linda Rosenheimer

Ganz bestimmt steckt dahinter eine total gute Absicht, wahrscheinlich stimmt der Satz sogar, trotzdem macht er mich rasend. Ja, wahrscheinlich hätte ich nur fragen müssen! Wahrscheinlich wäre mir dann auch geholfen worden. Aber darum geht es nicht. Ich möchte nicht fragen müssen, ich suche keinen Assistenten, ich möchte einen gleichberechtigten Partner. Es ist das Jahr 2019, die Zeiten, in denen es toll ist, wenn der holde Gatte beim Spülmaschineausräumen hilft, sollten längst Geschichte sein! 

Ich habe schon zwei Kinder, für die ich alles organisiere

Aktuelle Studien zeigen, dass Frauen mehr Stunden mit Hausarbeit verbringen als Männer – das an sich überrascht sicher keine Einzige, die diesen Text liest. Allerdings regt mich vor allem auf, dass ich anscheinend fragen muss, wenn ich möchte, dass etwas erledigt wird. Verstehen Sie mich nicht falsch, mein Mann ist einer von den Guten, er würde mir tatsächlich bei allem helfen, um das ich ihn bitte. Zumindest wenn ich so drei bis fünfmal frage und das beim letzten Mal sehr laut tue. Es ist nur so, dass wir zusammen in einem Haushalt leben und wir auch zusammen dafür die Verantwortung tragen. Wenn ich ihn aber immer bei allem fragen sollte, dann liegt der gesamte Mental Load ja wohl bei mir. Und das will ich nicht. Denn das bedeutet: ICH bin zuständig für den Haushalt. Er tut nur, wonach ich frage.

Allen, die sich insgeheim denken "Warum hat die sich denn jetzt so?" möchte ich eine Gegenfrage stellen. Wen findet man besser – den Kollegen, der selbstständig Verantwortung übernimmt oder den, der immer, wenn was nicht erledigt wurde, sagt, man hätte ihn ja nur fragen müssen? 

Meine Nachbarin Moni würde mir auch sofort helfen, wenn ich sie frage

Tatsächlich geht es ja nicht um einzelne Aufgaben im Haushalt, die man als Frau sowieso meistens in der Mehrheit übernimmt. Es geht um das Gesamtkonstrukt. Und der Satz "Du hättest mich nur fragen müssen" impliziert, dass gerne ein bisschen zugearbeitet wird, aber eben nur auf explizite Anfrage. Übrigens würden meine Nachbarin Moni, mein guter Bekannter Klaus und meine beste Freundin Lena mir auch sofort helfen, wenn ich sie frage, da bin ich ganz sicher, aber darum geht es nicht. Mit denen wohne ich ja nicht zusammen und habe Kinder. 

Ich möchte einfach, dass jemand mit mir zusammen alle Aufgaben übernimmt, die es bei uns Zuhause gibt. Eigenverantwortlich. Wie ein Erwachsener. Kinder habe ich nämlich schon genug. Ich will (das schreibe ich ganz bewusst so!), dass auch der Mann sich verantwortlich fühlt und nicht wartet bis er zum zehnten Mal ermahnt oder hysterisch angebrüllt wird. Auch wenn ich vielleicht ein paar Stunden mehr da bin, weil ich klassischerweise Teilzeit arbeite. Mich muss übrigens auch keiner fragen, damit ich die Kinder abhole, den Trockner ausleere, einkaufe oder das Essen zubereite, ich mache das einfach. 

Es gibt jetzt einen Plan. Ganz ohne Fragezeichen

Manchmal mache ich Sachen jetzt übrigens auch einfach nicht und warte, ob sie dann doch noch erledigt werden. So trainiere ich mir selber mehr Gelassenheit an. Es passiert dann meistens auch nichts (so schnell schimmelt Wäsche gar nicht in der Maschine!), ich meckere weniger, ich frage nicht mehr, ich gebe einfach in Auftrag, wie so ein Alleinherrscher. Demnächst wird der Satz "Du hättest mich doch nur fragen müssen " bei uns sicher nicht mehr fallen. Ich habe nämlich einen Plan gemacht, da steht drin, wer was machen muss. Ganz ohne Fragezeichen übrigens. 

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