De Beers hat Diamanten als Standard für einen Verlobungsring und als Symbol für die Ewigkeit etabliert. Doch inzwischen gibt es Konkurrenz. Bei Lab-Diamanten kann man sich leichter einen großen Stein leisten und diese Kunststeine sind echte "Diamanten" und keine Imitate.
Eine ganze Industrie lebt vom Mythos "Verlobungsring", sie hat weltweit einen Standard durchgesetzt, dass ein richtiger Ring einen Diamanten haben sollte. An der Größe des Steines könne man das Ausmaß der Liebe abmessen. Doch echte Diamanten haben zwei Probleme, das eine ist ihr Preis, das andere die Gewinnung. Im Film "Blood Diamond" wurde das Extrem dargestellt und der mörderische Abbau von Diamanten in einem Bürgerkrieg gezeigt. Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) ätzte: "Wer, glauben Sie, kauft die Steine, die ich mitbringe? Verträumte amerikanische Mädchen, die sich eine Märchenhochzeit und einen großen, glänzenden Stein wünschen, genau wie die, die sie in den Anzeigen von politisch korrekten Zeitschriften sehen."
Die günstige Alternative
Doch inzwischen sind die Mädchen nicht mehr so verträumt und es gibt eine Alternative für sie: Im Labor gezüchtete Diamanten. Funkelnde Steine, die einem Diamanten täuschend ähnlich sind, gibt es schon lange. Doch solche Steine mussten mit dem Makel leben, nur ein Imitat eines echten Diamanten zu sein. Ein im Labor gezüchteter Diamant dagegen ist chemisch mit seinen teuren Geschwistern aus den Minen identisch.
Wirtschaftsanalystin Nadia Tamariki musste feststellen, dass echte Diamanten in der angestrebten Größe für sie und ihren Verlobten unerschwinglich waren. Sie sagte dem "Sydney Morning Herald": "Ursprünglich habe ich einen Moissanit-Ring bestellt, aber am nächsten Tag habe ich es mir anders überlegt. Die Kosten lagen nicht so weit auseinander und jetzt kann ich getrost sagen, dass es sich um einen Diamanten handelt."
Kein Unterschied für das Auge
Das war ihr wichtig. Den Unterschied kann sie nicht wahrnehmen. "Ich bin kein Experte, aber auf den ersten Blick kann ich den Unterschied zwischen ihm und einem normalen Diamanten nicht erkennen." Das ist auch kein Wunder. Laut dem Gemological Institute of America (GIA) lässt sich der Unterschied nur noch durch spezielle Messgeräte erkennen. "Aufgrund der Tatsache, dass im Labor hergestellte Diamanten so viel billiger sind als natürliche, lässt das durchschnittliche Budget, das normalerweise ausgegeben wird, einen viel größeren Diamanten zu", sagte Jeremy Auslander, Gründer der Diamanten-, Schmuck- und Uhrenmaklerfirma Roxbury Jewelry in Los Angeles der "Elle". "Das durchschnittliche Karatgewicht eines im Labor hergestellten Diamant-Verlobungsrings ist deutlich höher als das eines Verlobungsrings mit natürlichem Diamant." In Zahlen: Im August 2023 liegt der Preis für einen im Labor gezüchteten Diamanten bei 1425 US-Dollar pro Karat, während der Preis für einen Naturdiamanten 5185 US-Dollar beträgt.
Die Kette Michael Hill betreibt 145 Juweliergeschäfte, seit zweieinhalb Jahren verkaufen sie gezüchtete Diamanten. Dezent, denn die Firma will das traditionelle Geschäft mit Minen-Diamanten nicht gefährden. Im Labor gezüchtete Diamanten machen derzeit 6 Prozent des Diamantenumsatzes von Michael Hill aus, Tendenz steigend. CEO Daniel Bracken sagte dem "Sydney Morning Herald" nüchtern: "Der Diamantenriese De Beers hat die Welt davon überzeugt, dass abgebaute Diamanten ein Symbol für Zeitlosigkeit und Beständigkeit seien, aber jetzt gibt es immer mehr Kunden, die nach einer Alternative suchen. Es geht ihnen im Wesentlichen darum, mehr für ihr Geld zu bekommen." Buchhalterin Melanie Foote ist so eine typische Kundin. "Ich wollte im Labor gezüchtete Diamanten, einfach weil man dann einen größeren Diamanten bekommen kann." Hauptsache der Ring macht Eindruck, und das tat er.
Die Preise rutschen
Aber ist es auch eine gute Investition? Die Preise für Lab-Diamanten sind seit 2016 um 75 Prozent gefallen. Ihre Verbreitung hat auch Einfluss auf die Preise von Minen-Diamanten. Sie sind im gleichen Zeitraum um 21 Prozent gesunken. In der Zukunft ist mit einem weiteren Preisverfall zu rechnen. 75 Prozent der weltweiten Produktion von im Labor gezüchteten Diamanten entfallen auf Indien und China. Sollten die Preise allerdings weiter so abrutschen wie bisher, dürfte es mit dem Mythos des ewigen Wertes von Diamanten irgendwann vorbei sein. Dann kann sich jede Frau große Steine leisten, damit wäre die Zeit der Exklusivität vorbei.
Leonardo DiCaprio hat die Rolle des skrupellosen Danny Archer nicht losgelassen. Er ist Mitfinanzier von Vrai, einer Schmuckkollektion von Lab-Diamanten. Bei Vrai kann man sich seinen Wunschdiamanten züchten lassen und bei Bestellung Form, Schliff und Größe festlegen.