Mein Kater ist ein Arschloch – aber ich liebe ihn trotzdem

13.12.2019 12:04

Es gibt einen Streit in der Menschheit, der wahrscheinlich nie endgültig geklärt werden kann: Hund oder Katze? (Es soll sogar Menschen geben, für die diese Frage essenziell bei der Partnerwahl ist.) Hundemenschen sind der Überzeugung, Katzen seien ignorante Viecher, die nur gefüttert werden wollen. Katzenmenschen behaupten, Hunde würden Befehlen nur folgen, weil sie dumm sind. Wahrscheinlich haben beide Seiten ein bisschen Recht. 

Ja, Katzen können richtige Arschlöcher sein. Ich weiß es, denn mein Kater Picasso gehört dazu. Er lebt zwar bei meinen Eltern in der Heimat, aber die meiste Zeit meiner Kindheit und Jugend habe ich mit ihm verbracht. Mittlerweile sehen wir uns leider nur noch alle zwei Monate. Ich freue mich jedes Mal wie Bolle – ihn scheint es nicht zu interessieren. Manchmal guckt er, als wolle er sagen: "Ach, du warst weg? Ist mir gar nicht aufgefallen." Jetzt mögen die Hundemenschen schreien: "Ha! Da hast du's! Mit einem Hund wäre das ganz anders!" Das mag ja sein, aber so ein Hund freut sich dann auch über JEDEN. Toll!

Katzen sind halt so

Ja, Katzen sind hinterlistig. Das beweist Picasso immer wieder. Wenn er von meiner Mutter morgens sein Fresschen bekommen hat, kommt er danach zu mir und bettelt mich an, als stünde er kurz vor dem Hungertod. Da muss aber jeder Hundefreund zugeben, dass ein Tier schon ziemlich schlau für so einen Bitch-Move sein muss.

Ja, die meisten Katzen sind keine Menschenfreunde. Picasso hält sich zwar gern in den Räumen auf, wo Menschen sind und Streicheln ist auch okay. Aber beim Kuscheln und Auf-den-Arm-Nehmen hört der Spaß auf. Klar, hätte ich gerne eine verschmuste Katze, aber das ist doch das Schöne an Tieren: Jedes hat seinen eigenen Charakter. Und dass Picasso etwas speziell ist, haben wir schon gemerkt, als er noch ein Kätzchen war. Wir waren bei einer Züchterin, um eine Katze zu kaufen. Alle seine Geschwister wuselten aufgeregt durchs Zimmer, knabberten meine Schnürsenkel an, rannten rum. Und was hat er gemacht? Saß ganz oben auf dem Kratzbaum, um das Geschehen kritisch zu beobachten. "Den wollen wir!", waren wir uns einig. 

Ja, Katzen haben so ihre Eigenarten und manche davon sind ziemlich dreist, aber ich liebe meinen Kater trotzdem – oder gerade deswegen. Meine Liebe geht so weit, dass ich mir sein Konterfei im letzten Jahr sogar habe tätowieren lassen. Schon vorher wusste ich: Das Motiv muss zu seinem Charakter passen. Ich erzählte der Tätowiererin von dem kleinen Misanthropen und so kamen wir auf die Idee, ihm einen Partyhut aufzusetzen – mit dem Gesichtsausdruck wie immer: desinteressiert. "Yay!", steht ironisch darunter. Es trifft den Nagel auf den Kopf. Oft guckt er einen an, als wolle er sagen: "Was zur Hölle tu ich hier?!"

Botschaft angekommen

Ja, Katzen sind Meister im Senden passiv-aggressiver Botschaften. Wenn sich mein Kater zum Beispiel übergeben muss. Er setzt sich dann nicht auf die Fliesen (die fast im ganzen Haus verlegt sind), nein! Er läuft erstmal zum nächsten Teppich. Einmal kam er, als ich noch bei meinen Eltern zu Hause gewohnt habe, in mein Zimmer, nur um kurz auf den Boden zu kotzen und dann wieder zu verschwinden. Kommunikation ist generell nicht so seine Stärke. Keine Ahnung warum, aber er sagt immer nur "Au", wenn er versucht, zu miauen. Das aber dann gern an Orten, wo ihn jeder hören kann. Ist er am Wochenende als Erster wach, hockt er sich auf die Treppe, da, wo es so schön hallt, und gibt ein Ständchen. 

Aber wenigstens sind Katzen sehr genügsam. Man kann ihnen noch so teures Spielzeug kaufen, sie spielen lieber mit dem Karton. Zu Weihnachten bekam unser Kater mal besonders exklusives Katzenfutter. Er hat die Soße abgeleckt und es dann stehen lassen.

Klingt irgendwie nach Liebe

Katzen haben keine Lust, Katzen schmeißen gerne Dinge irgendwo runter, Katzen setzen sich hin, wo sie wollen. Ich habe mal gehört, Katzen würden den Menschen tote Mäuse und Vögel bringen, weil sie denken, Menschen wären minderbemittelte Katzen, die sich nicht selbst versorgen könnten. Sie wollen uns also angeblich etwas zu fressen bringen, damit wir nicht verhungern. Klingt für mich irgendwie nach Liebe.

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