Mutter schläft im Krankenhaus beim Stillen ein und erstickt ihr Neugeborenes – Krankenhäuser stehen in der Kritik

30.01.2023 11:10

Der tragische Tod eines Neugeborenen erschütterte das ganze Land. Nun werden in Italien Rufe nach Konsequenzen laut – vor allem an ausreichend Personal in den Krankenhäusern hapere es. 

In einer Klinik in Rom kam ein Neugeborenes Anfang dieses Jahres ums Leben. Dessen Mutter, noch völlig übermüdet nach einer 17 Stunden dauernden Geburt, stillte es und schlief währenddessen ein. Nach dem Aufwachen dann war der Säugling tot. Offenbar habe sich die Mutter im Schlaf unbeabsichtigt auf das Baby gerollt und es dadurch erstickt. Als das Personal die Situation erfasste, wurden zwar eilig Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet, diese blieben jedoch ohne Erfolg.

Der Tod des Säuglings zieht nun auch landesweite Kreise. Einerseits untersucht inzwischen die Staatsanwaltschaft die genauen Todesumstände, andererseits formieren sich politische Forderungen nach einer grundlegenden Reform des italienischen Krankenhaussystems. Vor allem die personelle Ausstattung bedürfe einer Neuausrichtung.

Italiens Entbindungsstationen stehen vor strukturellem Problem

Die Mutter habe sich in den Stunden zuvor im Sandro-Pertini-Krankenhauses in Rom mehrmals an die Pflegekräfte gewandt und um Hilfe gebeten. Sie selbst sei derart erschöpft, dass sie sich nicht ausreichend um das Kleine kümmern könne, fasst die in Italien erscheinende "La Repubblica" zusammen. Man habe sie jedoch ignoriert und ihr nicht geholfen.

Am Tag drei nach der Geburt sei sie aufgefordert worden, ihr Kind zu stillen. Dann kam es zu der tödlichen Tragödie. Gegenüber dem Portal "Italy 24 Press" beschreibt die Betroffene, was in den Momenten nach dem Aufwachen geschah: "Plötzlich, mitten in der Nacht, wurde ich von den Schwestern geweckt. Das Baby war nicht mehr bei mir im Bett. Ohne ein Wort mit mir zu wechseln, ließen sie mich aufstehen und brachten mich in ein nahe gelegenes Zimmer: Dort teilten sie mir mit, dass das Baby tot sei. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Psychologe anwesend war, noch dass sie mir eine tiefergehende Erklärung gaben. Sie haben mir sicher nicht gesagt, wie es genau passiert ist. Da verstand ich nichts mehr, alles brach über mir zusammen. Vielleicht bin ich sogar ohnmächtig geworden.”

Zunächst schaltete sich die Staatsanwaltschaft ein. Sie wolle prüfen, ob das Krankenhauspersonal fahrlässig oder vorsätzlich handelte. Auch die Familie konsultierte inzwischen einen Anwalt, der mögliches Fehlverhalten der Beteiligten mit aufklären soll.

Neben möglichen individuellen Fehlern der Pflegekräfte des Krankenhauses gerät jedoch auch ein strukturelles Problem ins Blickfeld. Fragwürdige Zustände könnten auch in weiteren italienischen Entbindungsstationen an der Tagesordnung sein. Laut dem britischen "Guardian" habe das italienische Gesundheitsministerium einen Bericht über den Vorfall angeordnet. Zuvor erreichte eine Petition für mehr Kontrollen und eine bessere Unterstützung nach der Geburt bis Mittwoch mehr als 100.000 Unterschriften.

Dutzende von Müttern haben ihre Erfahrungen darüber geteilt, nach der Geburt "im Stich gelassen" zu werden, während Gewerkschaften wiederum Personalmangel beklagt hätten. Eine Situation, die durch die Coronavirus-Pandemie noch verschärft worden sei.

Die für das Sandro-Pertini-Krankenhaus zuständige örtliche Gesundheitsbehörde teilte unterdessen mit, sie werde bei der Untersuchung kooperieren. Vorwürfe einer unzureichenden Versorgung nach der Geburt wies die Behörde zurück und dementierte gegenüber dem "Guardian", dass es in der Abteilung einen Mangel an Personal gebe.

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