Obdachloser rettet halbtote Katze und sie ihn.

18.02.2018 08:43

Es geschah vor einigen Jahren mitten in London: Der Obdachlose James Bowen saß wie jeden Tag auf der Straße und machte Musik. Er war wie fast immer bedröhnt vom Heroin und für neuen Stoff musste er noch mindestens zwei Stunden weiterspielen. Plötzlich lag ein pelziges Wesen vor ihm. Von da an nahm die Geschichte, die sich kein Drehbuchautor besser ausdenken könnte, ihren ganz besonderen Lauf.

James machte Musik auf der Straße, um irgendwie seine Drogensucht zu finanzieren. Wie er es jeden Tag tat. Kurz bevor er seine Habseligkeiten einpacken wollte, tauchte wie aus dem Nichts eine rotbraun gestreifte Katze auf. Mit letzter Kraft schleppte sie sich zu ihm und lag dann regungslos vor seinen Füßen. Es war sogar Blut im Spiel!

Sofort bemerkt James, dass mit dem Tier irgendetwas nicht stimmt. Das Blut wurde mehr und die Katze atmete nur noch flach und schnell. Entweder hatte sie die unliebsame Bekanntschaft mit einem Auto gemacht oder wurde im Kampf mit einem anderen Tier verletzt. Auf jeden Fall war Hilfe bitter nötig, das sah sogar der wie immer leicht verpeilte James.

Also packte James seine sieben Sachen zusammen und nahm den Kater (soviel war ihm inzwischen klar) mit spitzen Fingern in seine Obhut. Er ging mit dem Fellwesen direkt zum nächsten Tierarzt. Auf dem Weg fiel ihm ein, dass er als Kind auch mal einen Kater hatte, der diesem Häufchen Elend auf seinem Arm sehr ähnelte. Bob war sein Name damals, also hieß sein Findelkind nun ebenfalls Bob.

Beim Tierarzt stellte sich schnell heraus, dass Bob wohl Opfer eines Fuchsangriffs wurde. Sein Körper war von Bisswunden übersät und es bestand die sehr reelle Gefahr einer Tollwut-Infektion. Auf der Stelle wurde Bob vom Arzt zusammengeflickt und mit sämtlichen Impfungen versorgt. Die Rettungsaktion dauerte über zwei Stunden!

Aber der schwierigste Teil kam erst danach: Denn als der Arzt später die Rechnung für die Behandlung und notwendige Medikamente vorlegte, musste James mehrfach schlucken. Hatte er soviel Geld überhaupt? Er durchwühlte seine Taschen und tatsächlich: Seine Ausbeute des Tages, zwei Hände voll Münzen und ein paar Scheine, würden ziemlich genau hinkommen. Er hatte also die Wahl: Entweder die tägliche Ladung Drogen oder aber die Behandlung bezahlen und vor allem die überlebenswichtige Arznei kaufen. Er hörte auf sein Herz und entschied sich für Bob. Also legte er sein ganzes Hab und Gut in die Hände des Arztes und zog mit dem noch immer zwischen Schlaf und matter Wachheit pendelnden Kater los.

Auf dem Weg zu seiner Schlafstelle wurde James sehr nachdenklich. Er kam zu dem Schluss, dass es doch wahrscheinlich das Beste wäre, den Kater in ein Tierheim zu geben. Wie sollte auch ein Obdachloser für ein armes verletztes Tier sorgen können? Ausgeschlossen! Also brachte er Bob in das nächstgelegene Tierasyl und hoffte, dass der Kater dort wieder zu Kräften kommt und irgendwann in einer richtigen Familie leben würde.

Doch Bob hatte eindeutig ganz andere Pläne. Schon nach der ersten Nacht im Tierheim, als er wieder halbwegs auf dem Posten war, büchste er aus und rannte geradewegs zu der Stelle, an dem er James am Tag zuvor begegnete. Irgendwie hatte er wohl einen Narren an ihm gefressen. James war überwältigt! Und was ihm erst ganz nebenbei klar wurde: Er hatte durch die Aufregung des Vorabends und seiner leeren Taschen nun schon einen Tag ohne Rausch verlebt. Und es ging ihm gut dabei!

Also verbrachten sie den Tag gemeinsam auf der Straße. Und auch den nächsten. Und die ganze kommende Woche. James machte Musik und Bob saß geduldig davor und schnurrte. Das Geld klingelte ziemlich reichlich in ihrem Hut und die beiden hatten eine richtig gute Zeit. Und das alles GANZ OHNE DROGEN. Er vermisste sie nicht eine Sekunde, denn er hatte nun einen Freund, um den er sich kümmerte. Und der sein Herz zum Hüpfen brachte. James fand eine Wohnung, Bob lebte mit bei ihm und jeden Morgen gingen sie zu ihrer gemeinsamen Arbeit.

Irgendwann kam James auf die Idee, seine Geschichte mit Bob aufzuschreiben und als Buch herauszugeben. Es heisst Bob, der Streuner, und erzählt vom Leben des Katers mit dem ehemals drogensüchtigen Freund James. Wie alles kam und was danach geschah...

Ihr Buch war schon nach wenigen Wochen auf Platz eins der Verkaufslisten in Großbritannien. Auch in Deutschland fand die einzigartige Geschichte reißenden Absatz. Inzwischen gibt es sogar mehrere Fortsetzungen und auch die Filmwelt hat sich der Geschichte angenommen und einen Film gedreht. Das Besondere daran: Die Katze im Film ist der echte Bob!

James ist sich heute sicher: "Wäre Bob nicht in mein Leben getreten, hätte ich wohl niemals die Kraft gehabt, um von den Drogen wegzukommen. Man kann also sagen, dass mir mein Kater das Leben gerettet hat!"

Möglicherweise ist diese Geschichte eine große und goldene Ausnahme, was die unzähligen weniger vom Glück geküssten Schicksale auf den Straßen der Welt beweisen. Aber nichtsdestotrotz vermittelt sie das gute Gefühl der Hoffnung, dass sich Dinge ändern können. Und zwar zum Besseren! Das wichtigste ist und bleibt einfach, dass man es schafft, sich ein reines Herz zu bewahren. Auch wenn es um einen selbst schon dunkel ist.

 

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