ORF entsetzt mit Loblied auf islamistische Diktatoren

27.01.2021 11:55

Können Sie sich vorstellen, dass ein öffentlich-rechtliches Medium einer Demokratie ein Loblied auf einen islamistischen Muslimbruder als vollständige, ausgewogene Berichterstattung erachtet? In Zeiten wie diesen, geprägt von Missachtung von Grundrechten und Verfassung, ist dies nur ein weiteres Mosaiksteinchen in der Beschreibung des desolaten Zustandes der Nation. Die moralische Verwahrlosung des Systemjournalismus ist schockierend – passt aber gut ins Gesamtbild. 

Wann immer der ORF sich auf „Experten“ bezieht, diese aber nicht namentlich nennt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um die Privatmeinung des jeweiligen Autors handelt. Noch schlimmer ist es in den Fällen, wo der Text von der APA stammt. Dieser wird in der Regel kritiklos und ohne wesentliche Veränderungen von den meisten etablierten Medien des Landes übernommen. So kann ein linkstendenziöser Autor eine Meinung als seriöse Fakten getarnt quer durchs ganze Land verbreiten, so funktioniert Meinungsbildung seit vielen Jahren. Gestern erfuhren wir also über Ägypten: „Auch unter Sisi hat sich die Lage nicht gebessert, sie sei weiter verheerend, so Experten und Expertinnen.“

Religionsdiktator als großer Erlöser

Der Artikel „Nach dem Aufbruch kam der Militärputsch“ wurde am Montag, 25. Jänner 2021, um 23:03 veröffentlicht. Ob um diese Zeit schon glückselig machende Getränke im Spiel waren, kann man mutmaßen – es würde ohnehin nichts am Ergebnis ändern: Dem Leser, der weltpolitisch vielleicht nicht im letzten Detail bewandert ist, wird folgendes als Information verkauft: Das schrecklich unterdrückte Volk Ägyptens hätte zur Zeit des „arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 die Chance auf ein besseres Leben gehabt. Man hätte einen islamistischen Diktator aus den Reihen der Muslimbruderschaft zum Führer gewählt und dann wären alle Probleme des Landes gelöst gewesen. Doch das grausame, korrupte Militär habe dies mit einem Staatsstreich zunichte gemacht und würde die Menschen nun noch mehr unterdrücken.

Über „gut und böse“ im Nahen Osten

Kein Wort davon, dass die Menschen in arabischen Ländern eine starke Führung bevorzugen, die zwar hart aber nach dortigen Maßstäben gerecht zu den Menschen ist. Was ich darunter verstehe? Staatsführer wie Muammar al-Gaddafi, Saddam Hussein und Baschar al-Assad. Jeder von ihnen hatte oder hat auch seine grausamen Seiten und ist mit der samtweichen Korruptokratie in Europa nicht vergleichbar. Doch jeder hatte sein Land und seine Völker im Griff, unter jedem Herrscher dieses Schlages gab es Religionsvielfalt und beispielsweise Schutz der christlichen Minderheiten. Das Sozialsystem des Gaddafi war weltweit vorbildlich, ungeachtet seiner Härte gegenüber Gegnern. Wer Bilder aus Syrien kennt, staunt, wie modern und fortschrittlich das Leben dort selbst heute noch ist. Lachende Menschen aller Glaubensrichtungen feiern gemeinsam friedlich ihre Feste – auch Weihnachten. Das ist in vielen anderen muslimischen Ländern nicht möglich, in der Türkei wird beispielsweise offener Hass gegen das christliche Fest propagiert – die Errichtung von Kirchen ist dort völlig undenkbar.

Ein „ziviler“ islamistischer Muslimbruder

Nach dem vermutlich von außen finanzierten und angezettelten „arabischen Frühling“ kam es in Ägypten angeblich zu freien Wahlen. Zumindest behauptet das der ORF. Dieser schreibt wörtlich: „Im Juni 2012 wurden schließlich freie Wahlen abgehalten. Der Islamist Mohammed Mursi von der Partei der Muslimbrüder wurde der erste frei gewählte, zivile Präsident des neuen Ägypten.“

Diese Sätze sind so haarsträubend, dass es einen Freund von Religionsfreiheit, Freiheit im Generellen und den Errungenschaften des demokratischen Westens nur eiskalt über den Rücken laufen kann. Ein „Islamist“ wäre also ein „frei gewählter, ziviler Präsident“.

Tatsächlich waren die Proteste des „arabischen Frühlings“ hauptsächlich von der Muslimbruderschaft betrieben. Welche Leute da demonstriert haben zeigt das Beispiel einer Reporterin, die von einem Mob überfallen und unter den Rufen „sie ist eine Jüdin“ eine halbe Stunde lang vergewaltigt wurde.

Beliebtes Militär schützte Interessen des Volkes

Tatsächlich erkannte die damalige Militärführung in Ägypten, dass die Reise weg von einem Gesellschaftsgefüge nach dem gewachsenen Modell der Region hin in Richtung eines totalitären islamistischen Gottesstaates gegangen wäre. Mit einem Muslimbruder als Alleinherrscher hätten totalverschleierte Frauen, ein Leben wie im Frühmittelalter und Zustände wie im Iran das Leben auf den Straßen geprägt. Deshalb hat das in Ägypten beim Volk überaus beliebte Militär die Führung übernommen und garantiert, dass blutige islamistische Terroristen dieses geschichtsträchtige Land nicht in die Finger bekommen. Die Aufrechterhaltung der Freiheit kann durchaus Aufgabe einer Armee sein. Der autokratische Herrscher der Türkei, Erdogan, hatte beispielsweise stets Angst davor, dass seine islamistische Herrschaft vom Militär beendet werden könnte und deshalb nahezu die komplette Armeeführung abgesetzt, entmachtet und größtenteils auch inhaftiert. In westlichen Ländern geht man den Weg des Totsparens des Militärs, das überall nur noch zur Lachnummer degradiert wurde. Wer über Truppentransporter für Schwangere und die Farbe der Militärröckchen für Transgenderabteilungen streitet, wird kaum zur Verteidigung der Demokratie ausreiten.

Militär erstickte Islamismus mit Brutalität

Die Patentlösung des ägyptischen Militärs für das Problem des extremistischen Islamismus der Muslimbrüder wirkt aus westlicher Sicht drastisch. Es kam zu Massenverhaftungen und Hinrichtungen. Dabei richtete sich dieses Vorgehen nicht, wie vom ORF behauptet, gegen Anhänger des „frei gewählten“ Islamistenführers Mursi, sondern gegen den Islamismus, gegen die Muslimbruderschaft. Die Militärführung entschied sich für tausende Todesurteile gegen die fanatisierten Gotteskrieger. Das lässt sich mit westlichem Werteverständnis nur schwer in Einklang bringen, im nahen Osten hingegen hat man dazu eine andere Perspektive. Die Frage ist, ob man sich überheblich zum selbstgerechten Richter über die Welt aufspielen muss und für jedes Land der Welt „besser weiß“ was für die Menschen dort gut wäre – oder ob man anderen Völkern und Nationen die Eigenständigkeit zugestehen muss, über sich selbst zu entscheiden.

Arroganz des selbstverliebten Westens

Distanziert betrachtet muss man sich die Frage stellen, ob es besser ist, die fast 100 Millionen Menschen Ägyptens unter islamistische Terror- und Willkürherrschaft zu stellen oder ob eine stellenweise als grausam erscheinende Militärherrschaft aktuell nicht auch ihre Existenzberechtigung in einem Land hat, dessen Lebensweisen und Sitten uns in Österreich völlig fremd sind. Nach „dem Aufbruch“, lieber ORF, kam nicht der Militärputsch. Nach „dem Aufbruch“ im Jahr 2011 kam der Versuch der islamistischen Machtübernahme, der nur knapp verhindert werden konnte. Selbstverständlich verdienen die Menschen in Ägypten Wohlstand, Friede und Freiheit. Aber vielleicht war die Zeit auch noch nicht reif, dass sich all diese Werte dauerhaft durchsetzen konnten. Ob wir uns damit im Westen wirklich so viel besser auskennen, muss mit den Ereignissen seit 2020 in Zweifel gezogen werden.

Mahnendes Beispiel Iran

Die 82 Millionen Menschen im Iran können jedenfalls ein Lied davon singen, was passiert, wenn ein vom Westen initiierter und finanzierter Putsch dazu führt, wenn aus der fortschrittlichsten Nation der Region eine Schreckensherrschaft wird, unter der Menschen seit mittlerweile 42 Jahren zu leiden haben. Höhnische westliche Regierungen gratulieren den iranischen Islamisten regelmäßig zur Machtübernahme. Was wir ebenso kollektiv vergessen haben: Auch Afghanistan war einmal ein fortschrittliches Land, dessen Metropolen man vom Leben in Europa einmal kaum unterscheiden konnte. Islamismus verwandelte diese blühende Region bis heute in ein Höllenloch. Doch das wird man im ORF wohl nie zu hören oder zu lesen bekommen.


An dieser Stelle möchten wir ihnen auch die Arbeit von ORF-Watch empfehlen, wo kritische Autoren regelmäßig vergleichbare Unverschämtheiten und noch größere Missstände kommentieren.

Quelle