Pflege der Eltern – So gehen Sie mit Ängsten & Scham um

23.09.2020 15:08

Sind Sie plötzlich mit der Pflege der Eltern beauftragt, müssen Sie sich mit der Rolle als Pfleger anfreunden. Stark sein, trösten, helfen. Das ist nicht immer einfach.

Bei der Pflege der eigenen Eltern ist es oft nicht leicht, sich in die Rolle als pflegende Angehörige hineinzufinden. Pflege-Expertin Beate Valecce erklärt, wie Sie sich damit anfreunden und auch bei der körperlichen Pflege einen kühlen Kopf bewahren.

Wie bleibt die Pflege auf Augenhöhe?

Reden Sie mit ruhiger Stimme und bevormunden Sie Ihre Eltern nicht. Vermitteln Sie das Gefühl, dass der Pflegebedürftige immer noch selbst entscheiden kann. Sie geben nur Anstoß und Unterstützung. Sie sollten aber auch klare Grenzen ziehen. Hat der Pflegebedürftige Demenz, kann es vorkommen, dass er aggressiv wird. Ist das Fall, sollten Sie sich aufgrund der Besonderheit der Erkrankung professionellen Rat holen.

Wie kann ich mir den körperlichen Kontakt erleichtern?

Berührungen in der häuslichen Pflege sind sehr wichtig. Der Pflegebedürftige fühlt sich angesprochen und merkt, dass ihm Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Pflegealltag lässt sich jedoch auch ein rein funktionales Berühren nicht vermeiden. Das kostet Überwindung – selbst professionelle Pflegekräfte stoßen oft an ihre Grenzen. Das kann sich bessern, wenn ein Austausch möglich ist.

Wie kann ich Ängste nehmen?

Vielen ist es unangenehm, von den eigenen Kindern gewaschen zu werden. Sie sollten dem Pflegebedürftigen vermitteln, dass Sie ihm mit Ihrer Hilfe etwas zurückgeben. Das Risiko, zum Beispiel an Inkontinenz zu leiden, steigt mit dem Alter. Etwa die Hälfte aller Angehörigen, die zu Hause gepflegt werden, sind inkontinent. Ungewollter Urinverlust ist also etwas Natürliches und kein Grund zu verzweifeln. Ängste können Sie nehmen, indem Sie erklären, dass Inkontinenz heute sehr gut behandelbar ist.

Wie gehe ich mit einer Inkontinenz bestenfalls um?

Einerseits müssen Sie plötzlich Entscheidungen für ihre Eltern treffen. Andererseits soll auch der Pflegebedürftige seine Autonomie und Würde behalten. Es ist normal, dass Sie sich selbst dafür schämen, wenn Ihre Eltern Inkontinenz haben und Sie helfen sollen. Wenn es Ihnen zu viel wird, brauchen auch Sie Unterstützung von außen, zum Beispiel von einem ambulanten Pflegedienst.

Wie lässt sich Blasenschwäche behandeln?

Sind immer häufiger Bett- oder Unterwäsche nass, sollte der erste Schritt zum Arzt gehen. Er kann die Ursache feststellen und eine geeignete Behandlungsmethode vorschlagen. Ursachen können zum Beispiel in geschwächten Beckenbodenmuskeln liegen. Denn sie stützen den Blasenschließmuskel. Dann kann es zum Beispiel bei Übergewicht, starken körperlichen Anstrengungen oder chronischem Raucherhusten zu ungewolltem Harnverlust kommen. Durch gezieltes Beckenbodentraining und Gewichtsreduktion lassen sich die Symptome häufig verbessern. Hilfreich kann auch ein Toilettentraining sein – mit festgesetzten Trinkmengen und bestimmten Toilettenzeiten. Oft bessern sich die Beschwerden schon, wenn ein Arzneimittel gegen ein anderes, weniger harntreibendes ausgetauscht wird. Unterstützend können aufsaugende Inkontinenz-Produkte verwendet werden, die den Alltag erleichtern.

Sind Inkontinenz-Produkte zuverlässig?

Moderne Produkte gewährleisten Trockenheit und Schutz vor unangenehmen Gerüchen und sind dabei angenehm zu tragen. Sie besitzen einen saugfähigen Kern, der einen maximalen Schutz und eine schnelle Absorption von Urin gewährleistet. Rücknässung und Auslaufen werden dadurch zuverlässig verhindert. Außerdem bleibt die Haut trocken, was Irritationen vorbeugt. Es gibt zum Beispiel Produkte mit speziellen Mikro-Frischeperlen, die geruchsverursachende Bakterien einschließen und bis zu acht Stunden neutralisieren. Das ermöglicht auch aktiven Pflegebedürftigen, ohne Einschränkung am sozialen Leben teilzunehmen. Neben der Saugleistung spielen Eigenschaften wie Tragekomfort und Diskretion eine Rolle bei der Wahl des richtigen Produkts. Schließlich wollen sich die Träger wohlfühlen und ihr kleines Geheimnis gern für sich behalten. Probieren Sie verschiedene Inkontinenz-Produkte aus.

Wie kann ich die Hygiene gewährleisten?

Einmalhandschuhe oder spezielle Pflegehandschuhe (unter anderem im Sanitätshaus erhältlich) sollten Sie bei der körperlichen Pflege tragen sowie Desinfektionsmittel verwenden. Leiden Pflegebedürftige an Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, sind sie für Hautirritationen anfällig. Deshalb tragen Sie am besten eine feuchtigkeitsspendende Lotion auf, wenn Sie die Haut gereinigt und abgetrocknet haben. Bei einer Stuhlinkontinenz können Sie zusätzlich eine Barrierecreme auftragen (Infos in der Apotheke).

Ideal bei Inkontinenz

Um bei Inkontinenz einen Schutz vor Nässe und Hygiene zu gewährleisten, gibt es mittlerweile diverse unterschiedliche Produkte im Handel.

Kleine Einlagen:

Bei leichter bis mittlerer Blasenschwäche eignen sich kleine, diskrete Einlagen.

Einweghosen:

Bei mittlerer und starker Blasenschwäche und unterwegs sollten Sie auf Produkte zurückgreifen, die größere Mengen Urin zuverlässig aufsaugen. Besonders eignen sich dafür Einweghosen (Pants), die sich wie normale Unterwäsche tragen lassen. Sie punkten zudem mit großer Bewegungsfreiheit. Längere Ausflüge können Sie so problemlos überstehen – ohne dass die Hose gewechselt werden muss.

Slips:

Ist der Pflegebedürftige bettlägerig oder zusätzlich auch stuhlinkontinent, sind Inkontinenzslips, bei denen Vorder- und Hinterseite durch wiederverschließbare Klebe streifen miteinander verbunden werden, komfortabel. Sie können sie schnell und einfach wechseln – unabhängig von der Sitz- oder Liegeposition des Pflegebedürftigen.

Für Männer:

Sie sind speziell auf die männliche Anatomie zugeschnitten. Erhältlich sind Hygieneeinlagen in verschiedenen Größen und Saugstärken sowie Einweg-Schutzunterwäsche für mittleren bis starken Harnverlust.

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