Sechzehn Jahre saß Leonard Allan Cure unschuldig in US-Gefängnissen. Nicht einmal drei Jahre nach seiner Freilassung ist er tot – erschossen bei einer Verkehrskontrolle. Seine Unterstützer sind erschüttert.
Warum die Polizei Leonard Allan Cure am Montag auf der Interstate 95 gestoppt hat, ist noch nicht ganz klar. Sicher ist nur: wenig später ist er tot. Laut "vorläufigen Erkenntnissen" der zuständigen Ermittlungsbehörde Georgia Bureau of Investigation (GBI) wurde Cure gegen 7.30 Uhr morgens angehalten. Der 53-Jährige sei nach Aufforderung der Polizei aus seinem Wagen ausgestiegen und habe auch kooperiert, bis er erfahren habe, dass er verhaftet sei. Dann sei er den Aufforderungen der Polizei nicht mehr nachgekommen, woraufhin, so das GBI, ein Deputy seinen Taser eingesetzt habe. Doch Cure habe den Polizisten angegriffen, woraufhin der ein zweites Mal den Taser und schließlich seinen Schlagstock eingesetzt habe. Weil Cure immer noch Widerstand geleistet habe, habe der Polizist schließlich seine Waffe gezogen und auf den Mann geschossen. Sanitäter hätten erfolglos versucht, Cures Leben zu retten.
Damit endete am Montagmorgen das Leben eines Mannes, der nicht viel Glück gehabt hat. Denn Cure war erst seit Dezember 2020 auf freiem Fuß – nachdem er sechzehn Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen hatte. 2004 wurde Cure für einen bewaffneten Überfall auf die Filiale einer Drogeriekette in Florida verurteilt, bei der der Täter im November 2003 etwa 1700 US-Dollar erbeutet hatte. Die beiden Angestellten beschrieben den Täter unterschiedlich. Die Gegenüberstellung eine Woche nach der Tat fand laut der Hilfsorganisation "Innocence Project of Florida" unter fragwürdigen Umständen statt. Trotzdem – oder gerade deshalb – wurde Cure vor Gericht gestellt und trotz eines Alibis zu lebenslanger Haft verurteilt. Erst mit Hilfe der Organisation konnte Cure einen neuen Prozess erreichen und seine Unschuld beweisen. Doch nach nicht einmal drei Jahre in Freiheit endete sein Leben.
Tod von Cure schockiert Unterstützer
Entsprechend schockiert reagiert man beim "Innocence Project of Florida" auf Cures Tod. "Wir sind sehr traurig über die Nachricht, dass unser entlasteter Mandant Leonard Cure heute Morgen bei einer Verkehrskontrolle auf der Rückfahrt von Florida zu seinem Wohnsitz in Georgia von einem Sheriff aus Camden County, Georgia, angeschossen und getötet wurde", heißt es in einem Instagram-Post der Organisation. "Lenny war ein großartiger Mensch, der bereits 16 Jahre seines Lebens durch unrechtmäßige Inhaftierung verloren hatte. Und nun dies. Er und seine Familie haben etwas Besseres verdient. Lennys Leben war wichtig. Wir sind völlig am Boden zerstört."
Seth Miller vom "Innocence Project of Florida" kennt die Ängste unschuldig Verurteilter wie Cure. "Selbst wenn sie frei sind, haben sie immer mit der Sorge zu kämpfen, dass sie für etwas, das sie nicht getan haben, verurteilt und erneut inhaftiert werden", sagte Miller der Nachrichtenagentur AP.
Polizei untersucht tödlichen Zwischenfall
Via Facebook heißt es vom Camden County Sheriff's Office nur, dass einer der Polizisten in einen Zwischenfall verwickelt war, bei dem Schüsse gefallen seien. Danach geht die Polizei zum Angriff über: "Die Medien und Gerüchte in der Gemeinde haben die Öffentlichkeit mit falschen Informationen versorgt." Das Georgia Bureau of Investigation untersuche derzeit den Vorfall. Nach Abschluss der Untersuchung würden alle Berichte zu dem Vorfall freigegeben.
Warum Cure überhaupt angehalten wurde, hat die Polizei nicht mitgeteilt.