Der 68-jährige Franzose Marcel Amphoux lebte sehr zurückgezogen und sparsam wie ein Eremit und hatte in seinem Haus weder fließend Wasser noch Strom.
Dank seines einfachen Lebensstils konnte er mit der Zeit ein enormes Vermögen anhäufen. Noch dazu besaß er einige Grundstücke in den Alpen, nahe Puy-Saint-Pierre, die er von seinen Eltern geerbt hatte. Mitten zwischen Wintersportanlagen und Luxushotels gelegen, stieg der Wert der Grundstücke mit der Zeit auf mehrere Millionen Euro an.
Auch wenn Marcel nicht danach aussah, war er doch ein sehr wohlhabender Mann.
Um seinen Reichtum mit anderen teilen zu können, baute er auf den Grundstücken Häuser für seine Freunde und Familie und ließ sie dort mietfrei wohnen.
An Frauen war Marcel allerdings noch nie richtig interessiert, doch als er 2010 die 21 Jahre jüngere Maklerin Sandrine Devillard aus Paris kennenlernte, sollte sich für ihn alles verändern.
Von Freunden und Familie wurde Marcel gewarnt: Sie glaubten, Sandrine sei nur auf sein Vermögen aus. Immerhin hatten sie sich auch nicht zufällig getroffen. Sie hatte Marcel ursprünglich besucht, um ihm seine Grundstücke abzukaufen. Als er ablehnte, lud sie ihn zum Essen ein.
Das ungleiche Paar fiel überall sofort auf: eine stilvoll gekleidete Frau, die mit einem schroffen, ruppigen alten Mann durch die Alpen wandert.
Von außen sah es definitiv so aus, als ob Sandrine nur an seinem Geld interessiert sei. Aber Marcel waren die Gerüchte egal, er genoss sein Leben. 2011, nur ein Jahr später, fand dann auch schon die Heirat in den Hautes-Alpes statt, einer Region im Südosten Frankreichs.
Sandrine war von dem Verdacht, den manche ihr gegenüber hegten, zwar gekränkt, doch nach der Hochzeit wurden die Zweifel an ihrer Ehrlichkeit immer größer. Sie lebte weiterhin in Paris, er blieb in seiner Hütte in den Alpen. Die beiden sahen sich nur selten.
Es verging nur ein Jahr, bis das Unglück geschah: Als er bei zwei von Sandrines Freunden im Auto mitfuhr, gerieten sie in einen Unfall. Sandrines Freunde überlebten, doch ihr Ehemann starb. Es kamen sogar Gerüchte auf, sie hätte mit dem Unfall etwas zu tun gehabt.
Auch wenn sie auf der Beerdigung bitterlich weinte, hielt sie das nicht davon ab, nur kurz darauf seine Freunde und Familie aus ihren Häusern zu vertreiben. Doch dann geschah das, womit keiner mehr gerechnet hatte: Ein unterzeichnetes Testament tauchte auf.
Marcel hatte sein ganzes Hab und Gut kurz vor seinem Tod unter seinen Freunden und seiner Familie aufgeteilt. Die Häuser wurden den Bewohnern vermacht, sein Geld und die restlichen Besitztümer gingen an seine Familie. Sandrine bekam nichts. Es schien fast so, als hätte Marcel letztendlich doch etwas geahnt.
Sandrine behauptete später, die Unterschrift sei gefälscht worden, und zog vors Gericht. Jetzt, über vier Jahre später, wurde endlich das Urteil verkündet: Die Unterschrift ist authentisch. Sandrine geht leer aus. Wie heißt es so schön: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.