„Der Kunde ist König.“ „Der Kunde hat immer recht.“ – So lauten bekannte Redewendungen, die man vor allem mit der Unternehmenskultur in den Vereinigten Staaten in Verbindung bringt, selbst wenn sich diese Philosophie auch einige deutsche Unternehmen auf die Fahnen geschrieben haben.
In Extremfällen führt dieses Motto dazu, dass vor allem Verkäufer im Einzelhandel die Launen unliebsamer Kunden ertragen müssen und bei Beschwerden auch noch vom Chef eins auf den Deckel bekommen, selbst wenn sie keine Schuld trifft. Glücklicherweise findet schon seit einer Weile ein Umdenken statt, wie die folgende Geschichte zeigt, die auf reddit von der Nutzerin u/Winiri veröffentlicht wurde:
„Früher arbeitete ich in einem Laden, der von einer Frau namens Irene geführt wurde. Zu ihrem Geschäftsmodell gehörte es, alte sowie hochwertige Kleidungsstücke und Ähnliches einzukaufen, zu reparieren und wiederzuverkaufen. Unsere Produkte gab es daher meistens nur in einer Größe. Fast alle Massenartikel, die wir anboten, waren kleine Ziergegenstände, Seifen und manchmal Schmuck.
Eines Tages war Irene gerade unterwegs, um Nachschub zu besorgen, als ein rüpelhaftes Paar den Laden betrat. Die Frau sah wie vegane Katzenkotze aus, die in Hanf und Kristallen gerollt war. Nachdem sie ihren Mund zum ersten Mal geöffnet hatte, ließ sie kein Fettnäpfchen aus, in das ihr Fuß treten konnte. Die Arschlöchin schien zu denken, dass wir ihre Sklaven seien, dass sie die Königin der Welt sei. Es musste alles in ihrer Größe geben.
Ihr Ehemann knurrte und wiederholte die ganze Zeit, was sie sagte – nur mit einer nasalen Stimme und in einem aggressiven Ton. Das waren die längsten zwei Stunden meines Lebens. Wir hatten im Geschäft alles nach Größe geordnet. Es gab nur das, was auslag. Wie gesagt, wir hatten nichts weiter auf Lager. Nachdem ich der Arschlöchin diese Tatsache zum hundertsten Mal erklärt hatte, stand ich kurz davor, ihr eine Handtasche an den Kopf zu werfen. Trotzdem sagte sie ständig: ‘Das ist nicht meine Größe. Warum haben Sie nicht meine Größe?’
Ich erwiderte, dass sie zu den Ständern gehen solle, an denen die Kleider eine Nummer größer sind. Sie bestand nämlich darauf, dass ihre Hosengröße eine 30 sei und keine 36, was jedoch offensichtlich war. Trotzdem kam von ihr: ‘Nein, nein, ich bin eine 30. Das war ich schon immer. Ich war eine 30, als ich meine beiden Kinder bekam, und ich bin jetzt eine 30.’
Ihr Mann wiederholte dasselbe: ‘Nein, sie ist eine 30. Eine 30. EINE 30.’ Meine Chefin Irene kam in der Zwischenzeit wieder, als sich das fröhliche Paar weiter im Geschäft umsah. Sie fragte mich, ob es Probleme gebe, weil sie diesen Blick von mir kannte. Ich erklärte Irene dann, dass diese Kundin sehr pingelig sei.
Schließlich stürmte die Kundin wieder mit einer Hose auf mich zu und verlangte, dass ich ihr die Kleidergröße vorlese. Ich sagte ihr, dass es eine 36 sei. Sie fragte, wie das sein könne, dass sie da hineinpasse, obwohl sie doch eine 30 sei. Meine Chefin Irene erklärte dann: ‘Die Hosengröße ist 36. Wenn Sie da hineinpassen, brauchen Sie keine 30.’
Die arschlöchige Kundin verstummte, drehte sich zu ihrem Ehemann und wedelte mit der Hose herum. Der Mann sagte: ‘Hören Sie, ich mag es nicht, wie Sie meiner Frau helfen. Sie stellt nur ein paar Fragen und erntet unhöfliche Reaktionen. Benutzen Sie Ihre Augen und schauen Sie sich das Schildchen genau an. Sagen Sie, wenn es da ein Problem gibt. Also, meine Frau möchte die Größe wissen. Sagen Sie sie ihr.’
Irene nickte: ‘Ich schaue es mir genau an.’ Sie legte die Hose auf die Theke, nahm ihr Glasauge heraus und hielt es an das Schildchen: ‘Es ist immer noch eine 36.’ Ich lachte danach so sehr, dass ich mich hinsetzen musste. Das Paar grummelte böse, wirbelte die Hände wild umher und stürmte aus dem Laden. Die beiden hatten ein Durcheinander zurückgelassen, das ich dann mit den anderen sauber machen musste.
Vorher lachten aber Irene, die andere Kassiererin, Helen, und ich 20 Minuten lang. Irene gab mir Geld, damit ich Kaffee hole. Wir schlossen den Laden früh und räumten alles auf. Irene war die beste Chefin, die ich je hatte. Ich war ziemlich unglücklich, als ich später dann wegen der Uni umziehen musste.“
Der Kunde ist eben nicht immer König und nicht alle Chefs sind strenge Fieslinge, die sich immer auf die Seite der Kunden stellen! Wer mehr über die mitunter komplizierte Beziehung zwischen Angestellten und Kunden lesen möchte, dem seien die folgenden interessanten Artikel und Galerien ans Herz gelegt