Protonenpumpenhemmer – Säureblocker mit Nebenwirkungen

04.09.2019 13:05

Protonenpumpenhemmer gehören weltweit zu den meistverordneten Medikamenten. Magenkranke können durch sie oft eine Operation vermeiden. Wer sie zu sorglos schluckt, riskiert allerdings gefährliche Nebenwirkungen.

Protonenpumpenhemmer, auch Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) genannt, unterdrücken die Magensäure-Produktion Ihres Körpers und mildern die Aggressivität Ihres Magensafts. Dadurch heilen etwa durch ein Magengeschwür verursachte Magenwandverletzungen besser.

Allerdings verordnen deutsche Ärzte Säure­blocker wie Omeprazol und Pantoprazol auffällig oft. Sie verschrieben laut Arznei­ver­ordnungs­report im Jahr 2016 rund 3,8 Milliarden Tages­dosen der Magen­schutz­mittel. Das sind fast dreimal mehr als 2007.

Zudem gibt es einige der Magenmittel auch rezeptfrei. Patienten nehmen sie gegen Magenbeschwerden ohne klare Diagnose oder gegen Reizmagen, obwohl nicht belegt ist, dass sie helfen. Auf Dauer können sie sogar schaden, zeigen Studien. Beispielsweise gibt es Hinweise, dass die Protonenpumpenhemmer das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.

Die Einsatzgebiete der Protonenpumpenhemmer

  • Sodbrennen bzw. Refluxkrankheit (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre)
  • Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Ulcus ventriculi (Magengeschwür)
  • Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür)
  • Zollinger-Ellison-Syndrom (krankhafte Überproduktion von Magensäure)
  • Bei Dauertherapie mit NSAR zum Schutz des Magens

Weil Ärzte seit den 1990er-Jahren PPI zur Verfügung haben, konnten die Medikamente zahlreiche Magenoperationen verhindern. Davor waren Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre ein häufiger Grund dafür, dass Chirurgen den Magen eines Patienten teilweise oder ganz entfernen mussten.

Die Wirkweise der PPI

Sollten Sie an einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür leiden, hat Ihre Magensäure die Schleimhaut so massiv geschädigt, dass darunter befindliche Gewebeschichten offen liegen und Verletzungen aufzeigen. Sie spüren krampfartige Schmerzen, häufig nach dem Essen oder bei Nacht, wenn der Verdauungstrakt besonders aktiv ist. Indem die Protonenpumpenhemmer den pH-Wert des Magensafts verändern, lindern sie Ihren Schmerz. Sie schalten die Schadensursache aus, ermöglichen dadurch, dass Geschwüre heilen.

Unter anderem folgende Wirkstoffe gehören der Gruppe der Protonenpumpenhemmer an:

  • Omeprazol
  • Esomeprazol
  • Lansoprazol
  • Naproxen
  • Pantoprazol
  • Rabeprazol

Die Nebenwirkungen einer kurzfristigen Einnahme

Zweifellos wirken PPI sehr zuverlässig in der Behandlung säurebedingter Magenerkrankungen. In der Akuttherapie vertragen Patienten sie zudem sehr gut. Die häufigsten Nebenwirkungen (bei 1 bis 10 Prozent der Patienten) sind:

  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Blähungen
  • Übelkeit/Erbrechen

Gefahren durch eine langfristige Therapie

Allerdings steigen Risiken, wenn Sie die Magensäurehemmer über einen längeren Zeitraum einnehmen. Die Protonenpumpenhemmer wirken, indem sie den Säuregehalt im Magen herabsetzen. In der Folge können sich schädliche Bakterien in Ihrem Magen und Darm ansiedeln. Zudem verschlechtert ein Mangel an Magensäure die Verdauung von Nährstoffen. Weitere Nebenwirkungen einer Langzeitanwendung sind:

  • Magen-Darm-Infektionen: Falls Sie PPI über einen längeren Zeitraum einnehmen, können sich in Ihrem Magen Erreger wie Salmonella, Campylobacter und Clostridium difficile (CD) vermehren. Sie verursachen unter anderem Infektionen von Magen und Darm mit starken Durchfällen.
  • Lungenentzündung: Durch Reflux können Bakterien aus Magen und Speiseröhre in Ihre Lunge gelangen und dort eine Pneumonie verursachen. Vor allem für ältere Menschen, die an verschiedenen Krankheiten leiden, besteht diese Gefahr.
  • Magnesiummangel: Der Mangel an Säure in Ihrem Magensaft verschlechtert die Aufnahme von Magnesium. Das kann zu Erschöpfungszuständen, Krämpfen oder Herzrhythmusstörungen führen.
  • Osteoporose und Knochenbrüche: Der Zusammenhang ist noch nicht gänzlich bewiesen. Doch stehen PPI unter dem Verdacht, die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D aus der Nahrung zu verschlechtern. Dadurch steigt das Risiko für Hüft-, Handgelenks- und Wirbel­säulenfrakturen, insbesondere bei älteren Patienten.
  • Vitamin B12: PPI vermindert womöglich die Resorption des Vitamins. Das kann zu kognitiven Störungen führen.
  • Demenz: 2016 erschien eine Studie mit 73.000 Menschen, die für eine längerfristige Einnahme von PPI ein erhöhtes Demenzrisiko zeigte. Weitere Studien müssen den Kausalzusammenhang noch eindeutig belegen.
  • Nierenerkrankung: Die dauerhafte Einnahme der Säurehemmer kann zu einer chronischen Nierenerkrankung bis hin zum Nierenversagen führen.
  • Kardiovaskuläre Risiken: Laut einer US-Studie aus dem Jahr 2015 erlitten Patienten, die wegen einer Refluxerkrankung Protonenpumpenhemmer einnahmen, häufiger einen Herzinfarkt. Betroffen waren sogar jüngere Patienten ohne Vorerkrankungen.
  • Schlaganfall: Eine dänische Studie aus dem Jahr 2016 gab Hinweise darauf, dass eine längerfristige Einnahme von PPI mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einherging. Weitere Studien müssen das noch belegen.

So schützen Sie sich vor den Risiken der PPI

Sollten Sie öfter an Magenschmerzen oder an Sodbrennen leiden, dann suchen Sie einen Arzt auf. Er kann die richtige Diagnose stellen und die entsprechende Therapie verschreiben. Sollten Sie kurzfristig Protonenpumpenhemmer einnehmen, sind deren Nebenwirkungen nicht bedenklich. Behandeln Sie sich nicht selbst über einen längeren Zeitraum mit PPI.

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