Weltweit leiden mehrere Millionen Menschen an Asthma, einer chronischen Erkrankung der Atemwege. Bei den Betroffenen treten regelmäßig Anfälle auf, die von schwerer Atemnot gekennzeichnet sind und unter anderem durch Stress ausgelöst werden.
Deshalb führen viele Asthmatiker für Notfälle einen Inhalator mit sich, der dem Verschließen der Atemwege entgegenwirkt. Was passieren kann, wenn in einer solchen Situation kein Asthmaspray zur Hand ist, zeigt die tragische Geschichte des 12-jährigen Ryan Gibbons aus Kanada.
Schon als er ungefähr ein Jahr alt war, wurde bei ihm Asthma diagnostiziert. Glücklicherweise verschlimmerte sich die Erkrankung nicht. Sein Zustand besserte sich sogar ein wenig, als Ryan auf die Grundschule ging. Trotzdem benötigte der lebhafte Junge, der Motorräder liebte und gerne im Wald wandern ging, einen Inhalator.
„Manchmal sah ich ihn schwerer als normal atmen. Oft habe ich ihn dann gefragt, ob er sein Asthmaspray dabeihabe. Dann hat er normalerweise ein oder zwei Züge genommen und es ging ihm wieder besser“, erinnert sich Mike, Ryans Onkel.
Leider erlaubte ihm seine Schule in Straffordville nicht, einen Inhalator mitzuführen, obwohl Ryans Mutter Sandra mehrfach versucht hatte, die Schulleitung umzustimmen und sie sogar ein ärztliches Attest vorweisen konnte.
„Man konnte ihm seinen Inhalator mitgeben, doch wenn er damit in der Schule erwischt wurde, nahmen sie ihn weg. Ich wurde dann angerufen und musste frustrierende Gespräche führen. Ich konnte nicht verstehen, warum, aber offenbar gab es eine Verordnung, die besagt, das verschriebene Medikamente im Büro des Schulleiters aufbewahrt werden müssen“, erklärt Sandra.
Der Präsident des kanadischen Asthmabunds glaubt, dass solche Vorschriften erlassen wurden, weil für viele Schulverwaltungen Medikamente in Kinderhand potenziell gefährlich sind und deren Gebrauch beaufsichtigt werden muss.
Am 9. Oktober 2012 ereignete sich schließlich der Albtraum, den Sandra immer verhindern wollte: Als Ryan mit seinen Freunden in der Pause Fußball spielte, erlitt er einen Asthmaanfall. Weil er sein Spray nicht dabeihatte – es lag eingeschlossen im Büro des Schulleiters – nahm die Tragödie ihren Lauf.
„Ich war gerade auf der Arbeit, als ich einen Anruf bekam. Mir wurde gesagt, dass Ryan mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden sei und dass er nicht atme. Als ich dort ankam und die Sanitäter sah ... Ich ging in den Raum und wusste es“, erinnert sich Sandra – Ryan war noch am selben Tag verstorben.
Infolge von Ryans Tod setzte sich Sandra dafür ein, dass die Vorschriften geändert werden. Nach drei Jahren hatte sie Erfolg. In der kanadischen Provinz Ontario gilt es mittlerweile als ungesetzlich, einem Kind, das an Asthma leidet, den Inhalator wegzunehmen.
So erfreulich diese Gesetzesänderung auch ist, sie wird leider Ryans tragischen Tod nicht rückgängig machen können. Hoffentlich bleibt in Zukunft möglichst vielen Schulkindern dieses grausame Schicksal erspart!