Schwarze Turnerin bekommt als einzige keine Medaille: Unfassbar, dass ein kleines Mädchen so behandelt wird

26.09.2023 12:39

Bei einem Wettbewerb in Irland wird eine junge schwarze Turnerin bei der Medaillenvergabe übergangen. Das Video wird vielfach in sozialen Netzwerken geteilt, sogar die US-Turnerin Simone Biles äußert sich. Doch der zuständige Verband verhält sich widersprüchlich.

Die Mädchen stellen sich nach einem Turnwettkampf in einer Reihe auf. Freudig zappeln sie in ihren Turnanzügen und warten darauf, dass eine Kampfrichterin ihnen eine Teilnahmemedaille umhängt. Ein Mädchen nach dem anderen bekommt eine Medaille um den Hals – bis auf eine. Obwohl die Funktionärin unmittelbar vor ihr steht. Ihre Familie wird dem Verband noch 18 Monate später Rassismus vorwerfen, denn das einzige Mädchen ohne Medaille ist schwarz.

Der Vorfall trug sich bereits im März 2022 in Irland zu. Doch das Video schlägt in diesen Tagen erneute Wellen auf X (vormals Twitter). Sogar die weltbekannte US-Turnerin Simone Biles mischt sich ein.

Turnverband in Irland kontert Rassismus-Vorwürfe

Obwohl die Situation auf Video festgehalten ist, soll sich der irische Turnverband "Gymnastics Ireland" (GI) erst am Sonntag entschuldigt haben, sagt die Familie der britischen Zeitung "Guardian". Der Verband habe den Vorfall als persönlichen Disput zwischen der Familie des Mädchens und der Kampfrichterin betrachtet, der keiner Einmischung bedürfe. Diese erste Einschätzung bestätigt GI auch bei der Zeitung.

"Es ist unfassbar, dass ein kleines Mädchen so behandelt wird", sagt die Mutter gegenüber dem "Guardian". "Es ist ein systematisches Problem, denn wenn der Turnverband sich öffentlich dagegen ausspricht, heißt das auch, dass sie nicht dagegen vorgehen würden, wenn so etwas wieder passiert."

Dazu kommt, die Kampfrichterin soll sich unmittelbar nach dem Wettbewerb bei der Familie in einem persönlichen Brief entschuldigt haben. Die Richterin schickte den Brief an den Turnverband GI, der zu diesem Zeitpunkt in Kontakt mit der Familie stand. Doch GI leitete den Brief nie an die Familie weiter.

Davon erfuhr die Mutter nach eigener Aussage erst Monate später in einer Streitschlichtung. Stattdessen schickte der Verband erst am Sonntag eine kurze, unpersönliche Notiz an die Familie, addressiert an "die zuständige Stelle".

Entschuldigungsschreiben laut Mutter "sinnlos"

Dieses Schreiben des Verbands bezeichnete die Mutter des Mädchens als "sinnlos": "Es hat weit über ein Jahr gedauert, und das, nachdem sich Millionen von Menschen weltweit über den Vorfall empört haben." Das Thema Rassismus sei in dem Schreiben ebenfalls nicht aufgetaucht, so die Mutter: "Ich würde mir wünschen, sie hätten zum Beispiel gesagt: 'Das nächste schwarze Kind, das turnen möchte, wird sicher sein.' Aber nichts davon."

Der Verband Gymnastics Ireland hingegen erklärte, dass die verantwortliche Offizielle um die Möglichkeit gebeten habe, sich bei der Teilnehmerin und ihrer Familie zu entschuldigen. Diese Bitte sei zunächst abgelehnt worden. Dem Verband zufolge sei der Fehler bemerkt worden und die Funktionärin habe nach dem Turnwettkampf im März 2022 dafür gesorgt, dass dem Mädchen noch vor dem Verlassen des Innenraums die Medaille überreicht wurde.

In den sozialen Medien wurde das Video in den vergangenen Tagen millionenfach gesehen und vielfach geteilt. Sogar Turn-Superstar Simone Biles solidarisierte sich mit dem kleinen Mädchen: "Es hat mir das Herz gebrochen, das zu sehen, also habe ich ihr ein kleines Video geschickt", schrieb die 26 Jahre alte viermalige Olympiasiegerin in einem Kommentar auf X. "Es gibt keinen Platz für Rassismus, egal in welcher Sportart oder überhaupt." Auch Biles' Teamkollegin Jordan Chiles äußerte sich via X zu dem Video: "Das ist in vielerlei Hinsicht mehr als verletzend."

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