Selbst Neuware landet oft im Müll - diese Unternehmerin tut etwas dagegen

15.05.2019 10:54

Seife, Windeln und Kondome: Juliane Kronen rettet mit ihrem Unternehmen Inna­tura fabrikneue Ware vor der Müllkippe – und vermittelt sie an Bedürftige

Es begann einst mit einer Niederlage: 200000 Flaschen Shampoo standen auf dem Hof eines großen Kosmetikherstellers – und sollten in den Abfall wandern. Sie waren falsch etikettiert und deshalb unverkäuflich. Juliane Kronen, damals noch Partnerin bei einer Unternehmensberatung in Köln, erfuhr durch einen Zufall von den Flaschen. „Ich te­le­fo­nier­te mir die Finger wund“, erinnert sich Kronen, „aber derart viel Sham­poo auf einmal konnte keine Or­ga­ni­sation gebrauchen.“

Ein Zwi­schen­lager fehlte. Resigniert gab Kronen auf, das Shampoo landete im Müll. „Eine Verschwendung, die mich ärgerte – und die mich nicht mehr losließ.“

Kronen begann zu recherchieren, wie häufig makellose Produkte vernichtet werden: Ihren Angaben zufolge werden in Deutschland jedes Jahr hoch- und neuwertige Waren im Wert von sieben Milliarden Euro zerstört.

Sie werden etwa weggeworfen, weil ihre Verpackung leicht beschädigt ist oder sich ihr Design ändert; aber auch, da es für Händler und Hersteller meist günstiger ist, Waren zu entsorgen, als sie weiterzureichen. Denn auf Sachspenden müssen Unternehmen in Deutschland Umsatzsteuer zahlen.

Bei Inna­tura kosten zwei Flaschen Mar­ken­shampoo etwa 60 Cent

2013 gründete Juliane Kronen dann Innatura: Das Unternehmen nimmt Firmen nichtverkaufte Waren ab und vermittelt sie an gemeinnützige Organisationen. Kondome gehen an eine Notunterkunft für Jugendliche in Bochum, Son­nenbrillen nach Kam­bod­scha, wo sie Patienten nach Augenoperationen helfen. Die Organisationen sparen so Geld, das sie in Projekte investieren kön­nen – eine Kinderhilfs­einrichtung in Brühl konnte sich etwa erstmals Musiktherapien leisten.

Interessenten wählen auf der Inna­tura-­Homepage wie bei einem Onlineshop aus 1500 Produkten aus und zahlen nur eine Vermittlungsgebühr. Zwei Flaschen Mar­ken­shampoo kosten dann etwa 60 Cent, 100 Windeln fünf Euro. 73 Unternehmen spenden mittlerweile – und vermieden so 1700 Tonnen Müll.

Quelle